Wirt nach Berner Demo: «Ermittlungen gehen mir nicht schnell genug»
Bei der Pro-Palästina-Demo im Oktober wäre ein Berner Restaurant beinahe abgefackelt. Noch konnte dafür niemand zur Rechenschaft gezogen werden.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Oktober brannte das «Della Casa» in Bern, zehn Mitarbeitende waren gefährdet.
- Der Täter konnte bislang nicht identifiziert werden.
- Der Wirt würde sich schnellere Ermittlungen wünschen.
- Ein Experte erklärt, wo die Schwierigkeiten liegen.
Der 11. Oktober ist als «Schande von Bern» in Erinnerung geblieben. Bei der unbewilligten Pro-Palästina-Demo im Oktober eskalierte die Situation dramatisch.
Linksextreme legten im Polizeikessel Feuer – und brachten damit das traditionsreiche Restaurant «Della Casa» in akute Gefahr.
Die Flammen griffen rasch um sich. Nur dank eines Wasserwerfers der Polizei konnte der Brand umgehend gelöscht werden.
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Es sei gewesen «wie im Krieg», sagte Wirt Tobias Burkhalter später im Nau.ch-Interview. Für ihn war klar: Das Feuerlegen war ein «Mordversuch». «Ich will mir gar nicht vorstellen, was da hätte passieren können.»
Denn während draussen randaliert wurde, befanden sich im Innern des Lokals zehn Mitarbeitende. Menschen, die – hätten sich die Flammen weiter ausgebreitet – in einer lebensbedrohlichen Falle gesessen wären.
Anzeige erstattet – Ermittlungen laufen
Burkhalter zeigte sich im Interview zwei Tage nach der Demo fassungslos: «Was geht jemandem durch den Kopf, der ein Holzhaus anzündet, in dem noch zehn Mitarbeitende drin sind? Und die keine Chance haben, rauszukommen?»
Nach den dramatischen Ereignissen reichten sowohl der Restaurantbesitzer als auch die Hausbesitzerin Anzeige ein.
Doch: Bis heute ist unklar, wer für die Brandstiftung verantwortlich ist – zur Rechenschaft gezogen wurde bislang niemand.
Die Kantonspolizei Bern hält sich gegenüber Nau.ch bedeckt. «Die Ermittlungen, die sich sehr komplex und zeitintensiv gestalten, sind nach wie vor in Gang. Vor diesem Hintergrund können wir aktuell keine weiteren Angaben machen.»
Berner Wirt würde sich schnellere Ermittlungen wünschen
Für Tobias Burkhalter ist das nur schwer zu ertragen. Der «Delli»-Wirt sagt zu Nau.ch: «Mir gehen die Ermittlungen nicht schnell genug.»
Zwar habe man ihm die Komplexität des Falls erklärt, und er bringe dafür ein gewisses Verständnis auf. «Wenn auch zähneknirschend.»
Über den Stand der Ermittlungen werde er laufend informiert.
Trotzdem gibt Burkhalter die Hoffnung nicht auf. «Ich bin zuversichtlich, dass der Täter oder die Täterin gefasst wird.»
Brandstifter war vermummt
Nau.ch weiss: Tatsächlich existieren Videoaufnahmen der Brandstiftung. Diese wurden der Polizei zugespielt.
Doch der entscheidende Haken: Die mutmassliche Täterperson war vermummt. Genau darin liegt das grosse Problem, erklärt Kriminologe Dirk Baier gegenüber Nau.ch.

«Es ist tatsächlich so, dass die Ermittlungen bei vermummten Personen lange dauern und auch nicht unbedingt erfolgreich verlaufen.» Videomaterial allein reiche oft nicht aus. Nicht immer könne man damit eine Person eindeutig identifizieren.
Grundsätzlich gebe es zwei Ermittlungsansätze, so Baier.
«Entweder man kann auf anderem Videomaterial – zum Beispiel von der Anreise von Gruppen – die Person unvermummt entdecken. Oder aber man erhält Hinweise aus Aussagen von Personen, die im Zuge der Ermittlungen auch vernommen werden.»
Linksextreme kooperieren nicht mit Polizei
Doch: «Beide Wege sind aber unsicher, weil solches Videomaterial zum Teil nicht existiert. Und weil man sich in der Szene nicht gegenseitig verrät.»
Will heissen: Unter Linksextremen hält man dicht und kooperiert nicht mit der Polizei. Selbst dann, wenn ein Brand gelegt wird und Menschen in Gefahr geraten.
Am Ende zählt jedoch nur eines: belastendes Material. «Letztlich braucht die Polizei Beweise, um jemanden einer schweren Straftat wie der Brandstiftung zu bezichtigen», sagt Baier.
Besonders wichtig seien dabei Bilder oder Videos mit klar erkennbaren Merkmalen wie Kopf oder Gesicht. Fehlen diese, könne jederzeit argumentiert werden, dass sich hinter derselben Kleidung eine andere Person verborgen habe.
Wie stehen also die Chancen, dass der Täter gefasst wird?
Baier bleibt vorsichtig optimistisch: «Dass es Filmmaterial zu geben scheint, ist in jedem Fall schon mal besser, als wenn es gar keine Aufnahmen gäbe. Zudem denke ich, dass die Polizei derzeit umfassend Ressourcen einsetzt.»
Polizei steht unter «Erfolgsdruck»
Denn: Der Fall stehe unter besonderer Beobachtung. Die Ereignisse in Bern seien medial und politisch hochbrisant gewesen, erklärt der Experte.
«Es gibt also einen gewissen Erfolgsdruck. Ich gehe insofern davon aus, dass der Täter ermittelt werden wird», sagt Baier.
Ob die Beweise am Ende auch für eine Verurteilung reichen, bleibt offen.
Ein Blick ins Strafgesetzbuch zeigt: Bei Brandstiftungen, bei denen eine konkrete Gefahr für Leib und Leben bestand, droht eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren.


















