Wiedervereinigung des Juras kein Hauptziel mehr bei Autonomisten
Das Mouvement autonomiste jurassien (MAJ) ändert seine Ausrichtung und strebt nicht mehr die Vereinigung des Berner Juras mit dem Kanton Jura an.

Die Vereinigung des Berner Juras mit dem Kanton Jura ist für das Mouvement autonomiste jurassien (MAJ) kein Hauptziel mehr. Die Vereinigung passt ihre Ausrichtung der neuen politischen Situation an, die durch den Kantonswechsel von Moutier Anfang 2026 entsteht.
Das MAJ will künftig seine Strategie auf den interjurassischen Dialog ausrichten, wie die Vereinigung am Freitag bekannt gab. Sie ist der Ansicht, dass es nicht mehr zeitgemäss sei, in der traditionellen Form von Wiedervereinigung zu sprechen.
«Es geht nicht darum, das Ideal der jurassischen Einheit aufzugeben, sondern die Modalitäten anzupassen», erklärte MAJ-Generalsekretär Pierre-André Comte am Freitag. Das MAJ wolle aber nun zu einer Phase des Dialogs beitragen, die nicht mehr auf territorialer Konfrontation beruhe.
Vereinbarkeit statt Konfrontation
Die Vereinigung wünscht sich daher eine Verständigung, die sich dem allgemeinen Interesse der beiden Regionen widmet, ohne Rachegedanken oder Nostalgie.
In der aktuellen Version der Statuten heisst es in Artikel 1, dass die autonomistische Bewegung des Jura «zum Ziel hat, das jurassische Volk von der bernischen Herrschaft zu befreien». Im Änderungsvorschlag des Exekutivkomitees steht, dass das MAJ «die allgemeinen Interessen des historischen Juras und seinen frankophonen Charakter verteidigt».
Die vorgeschlagene Statutenänderung werden der Delegiertenversammlung am 28. Juni vorgelegt. Sagen die Delegierten Ja, schwenkt mit dem MAJ eine wichtige autonomistische Stimme in der Region ein auf den Weg des Neubeginns.
Ein Konflikt Jahrzehnte alt
Der Konflikt im Jurabogen ist Jahrzehnte alt. Mitte des 20. Jahrhunderts eskalierte er und gipfelte 1978 in der Gründung des Kantons Jura. Die ebenfalls französischsprachige Region des Berner Juras verblieb beim Kanton Bern.
Seither gab es immer wieder Bestrebungen für einen Anschluss des Berner Juras an den Kanton Jura. Der Jurakonflikt wurde bisweilen sogar gewalttätig ausgetragen.
Schliesslich nahm der Bund das Zepter in die Hand und initiierte einen Prozess zur Lösung des Konflikts. Dieser Prozess sollte viele Jahre dauern.
Am Ende bestätigte die bernjurassische Bevölkerung deutlich, dass sie beim Kanton Bern bleiben will.
Moutier wechselt zum Kanton Jura
Die Stadt Moutier entschied sich hingegen für einen Wechsel zum Kanton Jura. Der Bund machte dezidiert klar, dass mit diesen Schritten die Jurafrage ein für alle Mal geklärt sei.
Der Kanton Jura strich denn auch einen umstrittenen Artikel aus der Verfassung, der zumindest indirekt auf die Einverleibung des Berner Juras abzielte.