Wie gefährlich ist der «Hundekuss» für den Menschen?
In Bremen stirbt ein Mann, nachdem ihm sein Hund über das Gesicht geschlabbert hatte. Das Bakterium kommt bei zwei Drittel aller Hunde vor, schätzt ein Arzt.

Das Wichtigste in Kürze
- In Deutschland stirbt ein Mann, nachdem ihm sein Hund das Gesicht abgeschleckt hatte.
- Das tödliche Bakterium ist sehr häufig bei Hunden und Katzen.
- Für den Chefarzt der Insel hatte der Mann mit seiner Infektion unglaubliches Pech.
In Deutschland infizierte ein Hund sein Herrchen mit einem Bakterium, als er ihm das Gesicht abschleckte. Der 63-jährige, eigentlich gesunde Mann, stirbt 16 Tage darauf qualvoll an den Folgen der Infektion.
Infektiologe Hansjakob Furrer vom Inselspital Bern kennt sich gut aus mit dem entsprechenden Bakterium Capnocytophaga canimorsus. Er sieht solche Infektionen am Inselspital drei- bis viermal pro Jahr.
Infektiologe: «Grosses Pech»
Für ihn hatte der Hundehalter grosses Pech. «Nur eine Person pro Million Menschen erkrankt im Jahr auf diese Weise», sagt Furrer. «Da aber dieses Bakterium bei praktisch allen Hunden zu den normalen Mundbewohnern gehört, birgt jedes Abschlecken einer nicht intakten Haut das Risiko einer Infektion mit Capnocytophaga canimorsus. Typischerweise treten solche Infektionen nach Hundebissen auf, sind aber auch dann noch selten.»

Denn das Bakterium muss erst ins Blut gelangen. «Das Bakterium ist interessanterweise recht schlau. Es versteckt sich teilweise vor den normalen Abwehrmechanismen des Körpers. Darum kann es sich fast ungestört vermehren, ins Blut gelangen und zu sehr schweren Infektionen führen.»
Zwei Drittel aller Hunde haben Bakterium in Mundhöhle
Besonders gefährdet seien Säuglinge, alte Menschen und Menschen ohne Milz. Das Bakterium ist ein normaler Bewohner der Mundhöhle von Hunden. Gemäss Furrer findet es sich bei rund zwei Drittel aller Hunde und auch bei etwa einem Drittel aller Katzen.
Furrer hält die erwähnten Risikogruppen zur besonderen Vorsicht mit Hunden an. «Grundsätzlich raten wir in solchen Fällen eher davon ab, auf den Nachbarhund aufzupassen. Auf keinen Fall darf man um offene Wunden herum abgeschleckt werden und nach Hundebissen sollte man sich ärztlich untersuchen lassen.»

Der Chefarzt will aber keine Angstmacherei betreiben. «Diese Infektion ist selten und wurde in diesem speziellen Fall spät behandelt. Entdeckt man die Infektion rechtzeitig, kann sie mit Antibiotika behandelt werden.»