Wenn Telefonbuch, Bank- und Billettschalter verschwinden, müssen auch Senioren vermehrt zum Handy greifen. Ein grosses, teilweise kostenloses Kursangebot hilft beim Einstieg. Helfer-Apps und Handy-Tricks helfen im Alltag.
iPhone Apple
Ein iPhone von Apple. (Symbolbild) - dpa
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Nun hat die Digitalisierung auch das gedruckte Telefonbuch erwischt.

Den Schmöker und Beschwerer für alle Lebenslagen gibt es nächstes Jahr nicht mehr. Telefonnummern findet man in Zukunft nur noch im Internet unter local.ch beziehungsweise mit der gleichnamigen Handy-App.

Allerdings ist das für die ältere Generation leichter gesagt als getan. Wie das Bundesamt für Statistik ausweist, nutzen bei Alterskategorie 70+ nur gut 50 Prozent regelmässig das Internet. Für sie ist der Umstieg auf die digitalen Alternativen bei Telefonbuch, Banking oder Ticketkauf also noch immer anspruchsvoll bis furchteinflössend.

Dies zeigt auch die von der Pro Senectute beauftragte Studie «Digitale Senioren». Ältere Menschen über 65 Jahre erleben das Internet noch immer als zu kompliziert (72 Prozent) und unsicher (77 Prozent). Über 60 Prozent der Befragten beurteilten den Lernaufwand schlicht als zu hoch.

Pro Senectute, als Dienstleistungsorganisation für Altersfragen, ist sich der Problematik bewusst und bietet unzählige Kurse für Senioren an. «Pro Senectute führt im digitalen Themenbereich schweizweit jedes Jahr rund 250 Kurse mit je rund 10 Teilnehmenden durch. Wir haben festgestellt, dass sich das Interesse stark von Grundlagenkursen (wie funktioniert es) zu Anwendungskursen (Whatsapp, SBB-Mobile) verschoben hat», erklärt Peter Burry, Leiter Kommunikation bei Pro Senectute.

Ein umfangreiches Kursangebot für Handy und Tablet bietet auch Swisscom in ihrer «Academy» an https://www.swisscom.ch/de/privatkunden/hilfe/unterstuetzung-service/academy.html. Dabei kann man von kostenlosen Videokursen über Schulungen via Internet bis zu Vor-Ort-Schulungen in den Swisscom-Niederlassungen auswählen. Das Niveau reicht von Anfängern (Tasten und Funktionen) bis zu konkreten Lösungen (Google Konto einrichten, SBB-App oder Whatsapp nutzen).

Die Bildungsangebote von Swisscom werden vermehrt auch von der Generation 70+ genutzt. «Wir haben festgestellt, dass sich der Altersdurchschnitt kontinuierlich erhöht. Früher lag er bei 65 Jahren, heute liegt er bei vielen Kursen bei 75 Jahren. Senioren, die bis anhin die Digitalisierung als nicht wichtig empfunden haben, sehen, wahrscheinlich ausgelöst durch die Pandemie, eine grössere Notwendigkeit, Smartphones und deren Applikationen besser im Alltag nutzen zu können», sagt Swisscom-Mediensprecherin Sabrina Hubacher.

Viele Frustrationen erleben Senioren aktuell beim Zahlen ihrer Rechnungen. Das beginnt damit, dass man für Papierrechnungen zahlen muss. Neue Rechnungen haben aber einen kryptischen QR-Code. Den kann man nur mit der Banking-App auf dem Handy direkt einlesen.

Jede Bank hat ihre eigene App mit verwirrend vielen Funktionen. Die beim Banking nötigen Sicherheitselemente, wie Passwort und 2-Faktor-Authentifizierung, sorgen für zusätzliche Komplexität. Von alldem sind nicht nur Ältere überfordert.

Dass die Bedienung selbst beim grössten Zahlungsanbieter Postfinance nicht immer simpel ist, zeigt die Tatsache, dass deren App-Kurse auf Monate hinaus ausgebucht sind ( https://www.postfinance.ch/de/privat/beduerfnisse/erwachsene/go-digital.html).

Wer sich im Alter den digitalen Alltag erleichtern will, kauft vorzugsweise ein Handy mit grossem Display. Für viele Funktionen ist sogar ein Tablet die bessere Wahl, weil es mehr Informationen gleichzeitig anzeigen kann und die Bildschirmtastatur weniger fummelig ist.

Sowohl Iphones als auch Android-Handys bieten unter dem Suchwort «Erleichterte Bedienung» altersgerechte Anpassungen. Das reicht von grösserer Schrift bis zu einfacheren Menüs.

Noch wenig bekannt ist, dass man auch Handys via Internet und PC fernsteuern kann. Die Hilfsperson sieht dann nicht nur, was auf dem Handydisplay des anderen angezeigt wird, sondern kann das Smartphone sogar aus der Ferne bedienen. Bekannt sind hier vor allem Apps wie Anydesk, Airdroid Personal und Teamviewer Quicksupport.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

BFSDigitalisierungPostfinanceSmartphoneWhatsappSwisscomInternetAndroidGoogleStudieSBB