Fragen rund um das Coronavirus spalten die Gemüter. Auch für Paare ist die angespannte Stimmung belastend – und wird für viele gar zum Liebestöter.
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Das Coronavirus sorgt für Spannungen in der Beziehung. (Symbolbild) - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Corona kann unter Freunden, in der Familie oder der Beziehung für Streitereien sorgen.
  • Das gesellschaftliche Klima belastet Paare, wie eine Paartherapeutin berichtet.
  • Aufgrund von pandemiebedingtem Stress haben gar 60 Prozent der Pärchen weniger Sex.

Impfung, Covid-Zertifikat oder Lockdown – alles Punkte, über die heute viel und hitzig gestritten wird. Nach rund eineinhalb Jahren ist das Coronavirus noch immer omnipräsent. Für die Menschen eine anhaltende Belastung, die sich auf Familie, Freunde und auch die Beziehung auswirken kann. Darüber weiss die Luzerner Paartherapeutin Ines Schweizer bestens Bescheid.

Die Themen in ihrer Praxis sind auch während der Pandemie grundsätzlich die gleichen: das Gefühl, der Partner verstehe einen nicht, eine ungerechte Arbeitsaufteilung zu Hause, unterschiedliche Bedürfnisse nach Sexualität.

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In der Praxis von Ines Schweizer diskutieren die Pärchen eher selten über unterschiedliche Impf-Ansichten oder Einstellungen zu den Massnahmen gegen das Coronavirus. (Symbolbild) - Keystone

Doch das Coronavirus stellt eine zusätzliche Belastung dar, wie Schweizer berichtet: «Paare kommen mehr an die Grenzen ihrer Belastbarkeit, weil sie vielleicht mehr finanzielle Sorgen haben oder das Homeoffice noch andauert.» Auch virusbedingte Besorgnis um Eltern und Kinder sowie Depressionen und Ängste kämen hinzu.

Stress wegen Coronavirus dämpft die Lust

Der Corona-Stress kann sich gar zum Liebestöter entwickeln, wie Sexologin Stefanie Gonin-Spahni von der Universität Bern berichtet. Europäische Studien zeigen: «Die Häufigkeit von Geschlechtsverkehr hat bei 60 Prozent der Befragten in einer Partnerschaft seit Ausbruch der Pandemie bedeutend abgenommen.»

Der coronabedingte Stress führe zu einem Rückgang von Erregung und der allgemeinen Zufriedenheit mit der Paarsexualität. Interessant: Auch die ungewohnt konstante räumliche Nähe zum Partner wirke auf die Lust wie ein Dämpfer, so die Sexologin. «Das kann den Beziehungsstress und damit die Auswirkungen auf die Paarsexualität verstärken.»

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Stefanie Gonin-Spahni forscht am Institut für Psychologie an der Universität Bern. - Universität Bern

Sie erklärt: «Stress ist zwar nicht immer schlecht und kann auch eine Motivation für Sex sein, um diesen abzubauen. Bei anhaltendem Stresserleben, wie es viele im Zusammenhang mit der Pandemie erleben, scheint diese Kompensation jedoch kaum mehr möglich.»

Hat Corona Ihr Beziehungs-Sexleben belastet?

Frauen berichten übrigens häufiger über negative Effekte des Coronavirus auf die Sexualität. «Dies ist vermutlich darin begründet, dass Frauen auch häufiger Symptome von Angst und Depression zeigen.» Allgemein gelte die Annahme, dass Sexualitäts-Einbussen umso stärker ausfallen, je mehr Stress, Ängste und depressive Symptome jemand pandemiebedingt entwickle.

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