Extinction Rebellion droht dem Bundesrat mit der «Lahmlegung» von Zürich. Nau.ch hat bei den Klimaaktivisten nachgefragt, was genau sie damit erreichen wollen.
Extinction Rebellion
Ein Polizist kontrolliert die Identität einer Extinction-Rebellion-Aktivistin im Rahmen einer Aktion vor dem Bundeshaus in Bern, am Dienstag, 22. Juni 2021. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Extinction Rebellion ist 2018 in Grossbritannien gegründet worden.
  • In der Schweiz haben die Klimaaktivisten dem Bundesrat klare Forderungen gestellt.
  • Sie bezeichnen sich als «gewöhnliche, friedliche und normalerweise gesetzestreue Bürger».

Extinction Rebellion hat vergangenen Dienstag dem Bundesrat einen achtseitigen Brief überreicht. Im Schreiben geht es konkret um drei Punkte: Der Bundesrat soll die Wahrheit über die Klimakrise kommunizieren, sofort handeln und eine Bürgerversammlung einberufen.

Aktion von Extinction Rebellion - Hamburg
Eine Aktivistin von Extinction Rebellion hält Ende Mai einen Schirm mit der Aufschrift Klimakrise vor dem Verlagsgebäude des «Spiegel». - dpa

Die Klimaschützer fordern bis zum 20. September eine «adäquate Antwort» vom Bundesrat. Ist das nicht der Fall, würde die Stadt Zürich ab dem 3. Oktober so lange «friedlich lahmgelegt», bis die drei Forderungen erfüllt seien.

Doch wer genau ist Extinction Rebellion und welche Ziele verfolgt die Gruppe?

Bürgerversammlungen gefordert

Extinction Rebellion bedeutet auf Deutsch «Rebellion gegen das Aussterben». Die Bewegung ist 2018 in Grossbritannien aus verschiedenen Klimaschutzgruppierungen entstanden. Ende 2020 war sie laut dem letzten Jahresbericht in 75 Ländern mit 180'000 Anhängern vertreten. 16 der insgesamt weltweit 1135 Ortsgruppen befinden sich in der Schweiz.

Extinction Rebellion
Klimaschützer von Extinction Rebellion protestieren auf dem Bundesplatz.
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«Die Zeit läuft ab»: Aktivisten von Extinction Rebellion bei einer Protestaktion in Lausanne 2019.
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Die Demonstranten blockieren eine Brücke in Lausanne 2019.
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Die Lausanner Polizei führt im September 2019 einen Aktivisten von Extinction Rebellion ab.
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Auch fahrend protestieren die Klimaschützer, wie hier im Mai 2020 in Lausanne.

Die Organisation stellt dabei eben jene drei Grundforderungen, die sie auch dem Bundesrat im Brief gestellt hat. «Diese Forderungen dienen dazu, die Menschheit vor dem Aussterben zu bewahren. Oder zumindest das unermessliche Leid und den Verlust von Leben zu verhindern, das durch den Zusammenbruch unseres Klimas und den Kollaps unserer lebenswichtigen Ökosysteme verursacht wird», sagt Mediensprecherin Anaïs Tilquin.

Die geforderten Bürgerversammlungen sollen «nicht nur schnelle, kreative, sozial gerechte und schmackhafte Lösungen für die Klima- und Umweltkrise bringen». Gemäss Tilquin sollen sie auch die Verbundenheit der Gesellschaften stärken, «indem sie es Menschen, die nie miteinander reden, ermöglichen, sich endlich zu treffen und zu diskutieren».

Mittel des zivilen Ungehorsams

Extinction Rebellion setze primär auf gewaltfreien, zivilen Ungehorsam in Massen. «Mit Tausenden von gewöhnlichen, friedlichen und normalerweise gesetzestreuen Bürgern, die koordiniert das Gesetz brechen, um etwas moralisch Legitimes zu fordern.»

Unterstützen Sie die Grundforderungen von Extinction Rebellion?

Solche gross angelegten Störungen würden ein Dilemma für die Behörden schaffen. So oder so werde das Thema, das im Zentrum der Debatte stehe, in der öffentlichen Diskussion in den Vordergrund gerückt.

Tilquin hält fest, dass es sich bei den Rebellen nicht primär um junge Menschen handle und dass es keine Jugendbewegung sei. Die Altersverteilung sei sehr breit, von Kindern bis zu pensionierten Menschen sei alles dabei.

Störung in Zürich «von historischem Ausmass»

Die Rebellen würden sich mehrheitlich in kleineren Gruppen von etwa sechs bis zwölf Menschen organisieren. Finanziert werde Extinction Rebellion dabei per Crowdfunding, meist durch kleine Spenden oder durch Gemeinden.

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Aktivisten von Exctinction Rebellion blockieren am 20. Juni 2020 die Quaibrücke in Zürich. - Keystone

Sollte der Bundesrat nicht auf die Forderung der Rebellen eingehen, wolle man Zürich lahmlegen, indem sich etwa eine grosse Masse an Menschen an einem Platz versammelt. Oder auch indem Einzelpersonen sich auf die Strasse setzen.

Tilquin geht davon aus, «dass die Störung in Zürich hinsichtlich ihres Umfangs und ihrer Dauer von historischem Ausmass sein wird». Und: «In Mobilisierungsgesprächen, die im ganzen Land stattfinden, werden die Menschen aufgefordert, zwei Wochen freizunehmen.»

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