Warum ein Chefarzt warnt, Akne zu zelebrieren
Auf Instagram feiern Pickel-Influencerinnen ihre Hautunreinheiten. Manche drücken sie sogar live vor der Kamera aus. Für den Dermatologen ein rotes Tuch.

Das Wichtigste in Kürze
- Influencer zelebrieren ihre Akne und drücken sie vor laufender Kamera aus.
- Experte warnt: Akne ist eine Krankheit und gut behandelbar.
- Pickel auszudrücken kann zu chronischen Entzündungen und Narben führen.
Man braucht starke Nerven, um zu glauben, was einem auf TikTok und Instagram aufs Handy gespült wird:
Eine junge Frau zelebriert ihre Akne, indem sie sie genussvoll ausdrückt. Ihre Badezimmer-Routine teilt sie in mehreren Teilen auf ihren Social-Media-Kanälen. Sie nennt sich Pimple Girl: Die Pickel-Frau.
Die junge Frau, die vermutlich in Kalifornien lebt, nennt sich @cheetounicornsig. Sie hat fast 90'000 Follower. Auf Instagram sieht man die Pickel der jungen US-Amerikanerin wachsen, explodieren und wieder heilen.
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Doch was sagt die Medizin dazu?
«Akne ist eine Krankheit, keine Ausdrucksform», sagt Severin Läuchli, Chefarzt am Institut für Dermatologie und Venerologie am Stadtspital Zürich. «Und man kann sie gut behandeln.»
Dass Pickel zelebriert oder gar ausdrückt werden, ist für ihn nicht nachvollziehbar.
«Es gibt chronische Krankheiten wie Diabetes. Da macht es Sinn, zu lernen, damit zu leben. Warum also sollte man Akne, die behandelbar ist, feiern?»
Akne lässt sich gut behandeln
Tatsächlich zeigt die Dermatologie heute viele Möglichkeiten, um Akne zu lindern. Sowohl mit Cremes als auch mit Medikamenten. Doch der Trend zur Selbstinszenierung im Netz ignoriert das oft.
Pickel werden nicht als Makel, sondern als Statement präsentiert. Und das kommt an: Millionen Klicks auf TikTok oder Instagram sprechen eine klare Sprache.
Pickel sollte man nicht ausdrücken
Für Läuchli ist das ein gefährliches Missverständnis. Denn gerade das Drücken der Pickel birgt gesundheitliche Risiken:
«Wir sagen den Patienten ganz klar: Nicht manipulieren. Das kann zu Narben führen. Je mehr man drückt, desto eher bleiben die Püggel chronisch.»
Der Schönheitsdruck auf Instagram ist gross, doch es gibt zwei Extreme, so Läuchli:
«Die einen schämen sich, weil alles perfekt sein muss. Die anderen feiern den Pickel als Teil ihrer Persönlichkeit. Beides ist sichtbarer geworden.»
Für Akne gibt es wirksame Therapien
Was wie Selbstakzeptanz wirkt, kann medizinisch kontraproduktiv sein. Vor allem, wenn der Eindruck entsteht, man müsse mit Akne leben.
«Das richtige Wissen fehlt oft. Es gibt wirksame Therapien. Man muss sich nicht mit Akne abfinden», betont Läuchli.
Das Publikum für diese Art von Inhalten ist da
Und wie immer in den Social Medien gehen die Meinungen auseinander. Die einen feiern die Pickelinfluencer, die anderen schreiben: «Ich weiss, dass dein Hautarzt weint, wenn er diese Videos sieht.»
Aber auch medizinische Tipps kommen. Und natürlich: «Drück sie nicht aus. Das macht es nur schlimmer.»
Fazit: Zwischen Selbstakzeptanz und Verharmlosung liegt ein schmaler Grat. Pickel dürfen kein Tabu sein. Aber sie sind auch kein Lifestyle.
Wer unter Akne leidet, sollte wissen: Es gibt Hilfe. Und sie ist wirksamer als ein Instagram-Filter.