Gegen viele Formen von Akne helfen oft nur Medis vom Hautarzt
Akne wird von vielen als «nur ein paar Pickel» belächelt. Doch dahinter steckt teilweise eine ernste Erkrankung – die man mit Medikamenten behandeln muss.

Das Wichtigste in Kürze
- Akne ist eine Hautkrankheit, von der 70 bis 95 Prozent der Jugendlichen betroffen sind.
- Vielfach wird die Akne in Eigenregie therapiert – und dabei verschlimmert.
- Gegen gewisse Akneformen helfen nur Medikamente vom Dermatologen, erklären Experten.
70 bis 95 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind von Akne betroffen. Es ist eine der häufigsten Hautkrankheiten überhaupt.
Sie zeichnet sich aus durch Pickel, Pusteln und Mitesser. Meist ist das Gesicht von Akne betroffen. Aber auch andere talgdrüsenreiche Haut – beispielsweise der Hals, die Brust oder der Rücken – können betroffen sein.
Für viele wird die Akne mit «nur ein paar Pickel» und schlechter Hautpflege assoziiert. Doch: Bei 15 bis 30 Prozent der Akne-Fälle kommt es zu einem schweren Krankheitsverlauf.
«Medikamentöse Therapie oftmals das einzig wirksame Mittel»
In diesem Fall muss die Akne dermatologisch behandelt werden. Und oftmals helfen nur Medikamente, um der Krankheit Herr zu werden.
Das bestätigt gegenüber Nau.ch auch der Schweizer Fachverband für Kosmetik. Dessen Sprecherin Joy Schreiber erklärt: «Ja, es gibt schwere Formen von Akne, bei denen eine medikamentöse Therapie oftmals das einzig wirksame Mittel ist.»
Um diese wirksam zu behandeln, werde der Wirkstoff Isotretinoin eingesetzt. «Dies reduziert die übermässige Talgproduktion, hemmt die Entzündung und normalisiert die Verhornung.»
Medikamente dann, wenn Hautpflege nicht anspricht
Severin Läuchli, Chefarzt am Institut für Dermatologie und Venerologie am Stadtspital Zürich, fügt hinzu: «Die medikamentöse Behandlung der Akne mit Isotretinoin ist indiziert bei Patienten, die eine mittelschwere bis schwere Akne haben.»
Zudem auch bei jenen, bei denen eine äusserliche Behandlung – also Hautpflege – nicht anspreche. «Erfahrungsgemäss gehören dazu oftmals Patientinnen und Patienten, die eine Akne haben, welche bis ins Erwachsenenalter bleibt.»
Und, so Läuchli: «Wir behandeln Menschen, die frühzeitig schon Zeichen einer Vernarbung zeigen, rascher medikamentös.»
Tabletten sorgen für Nebenwirkungen – es lohnt sich trotzdem
Dass diese Medikamente wirken, bestätigt auch Nau.ch-Leserin Leona B.*: «Ich habe für ein paar Monate auf Isotretinoin basierende Tabletten eingenommen.»

Zwar habe das während der Einnahme zu extrem trockener Haut und trockenen Haaren geführt. Und ihr sei besonders am Morgen oft schlecht geworden.
Aber: «Nun habe ich seit Jahren keine Probleme mehr mit unreiner Haut. Ich würde jeder Person mit Akne empfehlen, das Gleiche zu tun.»
Leona B.* sagt das im Wissen, dass sie zuvor alles versucht hat, um ihre Akne loszuwerden. Stattdessen hätten sich die Hautunreinheiten immer mehr verschlimmert, berichtet sie.
Falsche Pflegeprodukte sind Gift
Damit ist die Nau.ch-Leserin kein Einzelfall. Da Akne zu oft unterschätzt wird, versuchen viele, sie im Alleingang zu behandeln.
Mit frei verfügbaren Hautpflegeprodukten wie speziellen Crèmes oder Seifen, die in der Werbung als «Akne-Killer» beschrieben werden.
Dabei ist aber Vorsicht geboten, so Dermatologe Läuchli. Denn die falschen Pflegeprodukte sind Gift für die ohnehin schon angegriffene Haut.
«Produkte, die eine übermässige Hautreizung verursachen, können eine Akne verschlimmern. Zudem machen alle zu fettenden Pflegeprodukte in der Regel eine Akne schlimmer.»
«Ratsam, einen Dermatologen aufzusuchen»
Dem pflichtet auch der Schweizer Fachverband für Kosmetik bei: «Ungeeignete Kosmetikprodukte können die Akne verstärken oder sogar auslösen.»
Dies vor allem dann, wenn die Produkte Inhaltsstoffe enthalten würden, die die Poren zusätzlich verstopfen.
«Bei stark entzündeter Akne oder solcher, die trotz Pflege anhält, ist es ratsam, einen Dermatologen aufzusuchen», rät der Verband.
Akne gehört «direkt in die Hände des Dermatologen»
Denn: «Dieser kann zusätzlich weitere ähnliche Hauterkrankungen differenzieren.»
Und auch Severin Läuchli empfiehlt einen Hautarztbesuch. Nämlich dann, wenn «Papeln und Pusteln vorhanden sind. Und diese nicht innerhalb einiger Tage wieder weggehen.»
Grundsätzlich gelte: «Akne, die ungenügend auf äusserliche Behandlung anspricht oder zur Narbenbildung tendiert, gehört direkt in die Hände des Dermatologen.»
«Einige Tipps sind reichlich abstrus»
Was bei Akne-Behandlungen nicht helfe, seien Tipps von sogenannten «Skinfluencerinnen» und «Skinfluencern». Also von Menschen, die in den sozialen Netzwerken Ratschläge zu Hautpflege geben würden.
«Solche Tipps können die Anwenderinnen und Anwender oftmals eher verunsichern.» Die «Skinfluencerinnen» und «Skinfluencer» seien dabei manchmal mehr an der Sensation interessiert als an der Betroffenen-Hilfe.
«Einige Tipps sind reichlich abstrus», so Läuchli. «Akne ist eine Hautkrankheit, die abgesehen von den ganz leichten Formen ärztlich behandelt werden sollte.»
*Name von der Redaktion geändert