Trotz eines ärztlichen Attests soll ein Ukrainer weiter in Containern in Oberengstringen ZH leben. Er und seine Mutter prangern nun die schlechten Zustände an.
Container
Eine Containersiedlung für Geflüchtete. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei Ukraine-Flüchtlinge kritisieren die schlechten Zustände in Oberengstringen ZH.
  • Petro (35) hat wegen der schlechten Luft in den Containern gesundheitliche Probleme.
  • Seine Mutter Olga (67) wird in der Gemeinschaftswohnung gemobbt.
  • Sie mussten sich eigenständig eine andere Unterkunft suchen.
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Zwei ukrainische Flüchtlinge erheben scharfe Kritik gegenüber dem Asylheim Lanzrain in Oberengstringen ZH. Die Verhältnisse in der Containersiedlung seien so schlimm gewesen, dass sie eigenständig eine andere Unterkunft suchen mussten.

Petro (35) und seine Mutter Olga (67) hatten sich ihre Zeit in der Schweiz definitiv nicht so vorgestellt. Beide sind im Frühling aus einer Ortschaft nahe Kiew geflüchtet – wegen eines früheren Schädel-Hirn-Traumas musste Petro nicht ins Militär. Der Vater, ein pensionierter Arzt, ist freiwillig zurückgeblieben.

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Kiew liegt während einer Stromabschaltung im Dunkeln. - Keystone

Sie erklären gegenüber dem «Tagesanzeiger», wieso sie statt in Oberengstringen derzeit bei einem Zürcher Paar untergekommen sind. Denn dafür, so scheint es, haben sie gute Gründe.

Das Asylzentrum beschreibt die Zeitung als «fünf alte Wohncontainer direkt an der viel befahrenen Zürcherstrasse». Der Hausgang sei dreckig, überall habe es tote Insekten in Spinnweben und lebende an den Fenstern. Auch die Küche ist offenbar völlig verdreckt, der Boden vor den Duschen und WCs voller Wasser.

Arzt-Attest bestätigt gesundheitliche Probleme wegen Unterkunft

Das ist für Petro aber nicht das grösste Problem. Er sagt, er habe sein Zimmer bei der Ankunft gründlich geschrubbt – dafür sind die Bewohner selbst zuständig. Mehr Mühe bereitet ihm die «toxische Luft», er habe deshalb oft nur im Freien schlafen können.

Das belegt auch ein ärztliches Attest von einem Arzt aus Oberengstringen. Dieser schrieb gemäss der Zeitung im September der zuständigen Sozialarbeiterin: «Ich bitte Sie, den Umzug in eine geeignete Unterkunft zu forcieren.»

Der Ukrainer hatte nach längerem Aufenthalt Ausschläge bekommen und konnte aufgrund des Geruchs in dem Gebäude kaum atmen. Auch die Folgesymptome seines Schädel-Hirn-Traumas verschlimmerten sich.

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Bereits 21 Geflüchtete aus der Ukraine sollen in der Schweiz Opfer von Menschenhandel geworden sein. Im Bild: Flüchtlinge aus der Ukraine im Bundesasylzentrum in Chiasso TI. (Archiv) - keystone

Die Gemeinde hat darauf aber nicht reagiert, obwohl sie der Zeitung versichert, bei ärztlichen Attesten würde man eingreifen. Zum konkreten Fall will sich der Sprecher aber nicht äussern.

Auch Petros Mutter Olga hat einen triftigen Grund, weshalb sie nicht mehr in der ihr zugewiesenen geteilten Gemeindewohnung leben kann. Sie berichtet von täglichem Mobbing, sie sei sogar geschubst und körperlich bedrängt worden.

Nach einem Vorfall im Bus riefen sie und Petro die Polizei. Diese habe Olga in die Wohnung zurückbegleitet, ihr aber davon abgeraten, weiter dort zu übernachten. «Ich habe Angst, allein in die Wohnung zu gehen», sagt die 67-Jährige.

Vorwürfe gegenüber der Gemeinde

Hier reagierte die Gemeinde: Olga sollte zu ihrem Sohn in den Container ziehen. Dazu hätten die Geflüchteten aber mit einer Unterschrift bestätigen sollen, dass sie freiwillig in der Siedlung leben. «Es stimmt aber nicht, dass wir freiwillig hier leben, wir haben keine andere Möglichkeit», sagt Olga.

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Weil sie sich weigern, zu unterschreiben, muss Petro in ein kleineres Zimmer mit einem Mitbewohner ziehen. Olga wird zurück in die Gemeindewohnung geschickt.

Laut der Gemeinde ist die Unterschrift immer dann nötig, wenn ein Mann und eine Frau zusammenleben wollen. Darauf, wieso Olga dorthin zurückmuss, wo sie gemobbt wird, will die Gemeinde nicht eingehen.

So haben Mutter und Sohn die Sache in die eigenen Hände genommen. Sie fanden durch ein Zürcher Hilfswerk eine temporäre Unterkunft. Jetzt versuchen sie alles, um in einer anderen Gemeinde im Kanton unterkommen zu können.

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