Mobbing unter Hunden – erkennen und stoppen
Hunde sind soziale Wesen und Mobbing unter Vierbeinern ist keine Seltenheit. Wie sich der tierische Psycho-Terror äussert und was man dagegen unternehmen kann.

Auf der Hundewiese wird es ernst. Mehrere Hunde stürzen sich gemeinsam auf einen Artgenossen, treiben ihn in die Ecke und lassen nicht locker.
«Das regeln die schon unter sich», hörst du oft von anderen Haltern. Doch genau das ist ein gefährlicher Irrtum.
Mobbing unter Hunden klingt irgendwie lustig, ist aber real und für betroffene Hunde eine echte Qual.
Woran du echtes Mobbing erkennst
Beim normalen Spiel tauschen Hunde ständig die Rollen. Mal ist einer der Jäger, mal der Gejagte. Die Atmosphäre bleibt locker und entspannt.
Mobbing zeigt ein ganz anderes Muster: Ein Hund wird gezielt zum Opfer gemacht und kommt aus dieser Rolle nicht mehr heraus. Die Angreifer fixieren ihr Opfer bereits im Vorfeld mit starrem Blick. Sie kreisen es ein, rempeln es an und lassen bewusst nicht von ihm ab.
Das gemobbte Tier zeigt deutliche Stresssignale wie geweitete Pupillen, starkes Hecheln und eine geduckte Körperhaltung. Es sucht verzweifelt Schutz beim eigenen Halter oder versucht zu fliehen.
Diese Hunde werden oft zu Opfern
Bestimmte Hunde trifft es häufiger als andere. Unsichere und ängstliche Tiere signalisieren durch ihr Verhalten bereits Schwäche.

Auch Hunde mit körperlichen Behinderungen oder Handicaps werden bevorzugt attackiert. Neue Hunde in einer bestehenden Gruppe haben es besonders schwer – sie kennen die Dynamik noch nicht und werden schnell ausgegrenzt.
Welpen und Junghunde ohne ausreichende Sozialisierung fallen ebenfalls häufig Mobbingattacken zum Opfer. Selbst der Geruch kann eine Rolle spielen – kranke Hunde riechen anders und werden deshalb gemieden oder angegriffen.
Warum Hunde zu Mobbern werden
Mobbende Hunde sind oft selbst unsicher und kompensieren ihre Schwäche durch Aggression. Sie haben früher vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht und drehen nun den Spiess um.
Die Jagd auf andere Hunde setzt Adrenalin und Endorphine frei – das fühlt sich gut an und wirkt selbstbelohnend. Manche Rassen neigen stärker zu diesem Verhalten, besonders Hunde mit ausgeprägtem Jagdinstinkt oder Hüteverhalten.
Oft lernen sie das Mobben bereits als Welpen, weil ihre Halter nie eingegriffen haben. Die Gruppendynamik spielt ebenfalls eine Rolle – ein einzelner Initiator reicht, um andere Hunde mitzureissen.
Warum «Die regeln das unter sich» falsch ist
Dieser Ratschlag ist gefährlich und verantwortungslos. Ein gemobbter Hund ist seinem Angreifer körperlich oder charakterlich unterlegen – er kann die Situation nicht allein lösen.
Ohne deinen Schutz verliert dein Hund das Vertrauen in dich als Bezugsperson. Er lernt, dass er in bedrohlichen Situationen auf sich allein gestellt ist.

Die psychischen Folgen können ein Leben lang anhalten – Angst vor anderen Hunden, Aggression oder sogar Panikattacken. Der mobbende Hund hingegen lernt, dass sein Verhalten keine Konsequenzen hat und wird es wiederholen.
So greifst du richtig ein
Handle sofort, wenn du Mobbing erkennst. Hole deinen Hund ruhig, aber bestimmt aus der Situation heraus – egal ob er Opfer oder Täter ist. Rufe die anderen Hundehalter dazu auf, ihre Hunde ebenfalls zurückzurufen.
Leine deinen Hund notfalls an und schaffe räumlichen Abstand zur Gruppe. Gib deinem Hund Zeit, sich zu beruhigen und wieder herunterzukommen. Zeige ihm, dass du sein sicherer Hafen bist und ihn beschützt.
Bei Tätern gilt: Unterbrich das Verhalten konsequent, bevor es eskaliert. Eine Wasserdusche aus der Flasche kann in akuten Situationen helfen, die Aufmerksamkeit zu brechen.
Langfristige Lösungen für beide Seiten
Opferhunde brauchen gezieltes Training, um ihr Selbstvertrauen aufzubauen. Suche kontrollierte Begegnungen mit ruhigen, souveränen Hunden aus.
Eine gute Hundeschule bietet Spiel- und Begegnungstraining in kleinen Gruppen an. Mobbende Hunde benötigen klare Grenzen und Frustrationstoleranztraining.

Übe mit ihnen, ruhig zu bleiben, wenn andere Hunde spielen. Bei hartnäckigen Fällen lohnt sich die Zusammenarbeit mit einem verhaltenstherapeutisch ausgebildeten Hundetrainer.
Entspannungsübungen wie Akupunktur können zusätzlich helfen. Ein vorübergehender Maulkorb gibt dir Sicherheit beim Training und schützt andere Hunde.










