Mobbing

Dänen haben Lösung gegen Mobbing – Schweizer Opfer überzeugt

Redaktion
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Obwalden,

Dänische Kinder lernen nicht nur Schreiben und Rechnen, sondern auch Mitgefühl. Die Folge: Das Mobbing geht zurück. Ein Erfolgsmodell auch für die Schweiz?

Mobbing
In Dänemark nahmen die Mobbing-Fälle um 75% ab. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Dass Kinder in der Schule geplagt werden, kommt leider oft vor.
  • In Dänemark half ein neues Schulfach, diese Fälle zu reduzieren.
  • Eine Betroffene glaubt, dass auch ihr dieses Schulfach geholfen hätte.

Eine Stunde pro Woche. Es ist nur eine Stunde! Und doch zeigt sie so grosse Wirkung.

Im Jahr 1993 führte Dänemark das Schulfach Empathie ein. Zwischen sechs und 16 Jahren haben Schulkinder eine Stunde pro Woche Zeit, miteinander über ihre Gefühle und Probleme zu sprechen.

Sie lernen dabei, ihren Kummer in Worte zu fassen. Die anderen hören zu und überlegen, wie sie helfen könnten.

Mobbing-Abnahme um 75 Prozent

Krass, wie sich das auf die Mobbing-Fälle auswirkte: Der Anteil der Jugendlichen, die regelmässig gemobbt wurden, sank von 24,4  Prozent im Jahr 1994 auf 6,3  Prozent im 2022.

Das ermittelte eine Studie des dänischen Instituts für öffentliche Gesundheit. Dänemark zählt nun europaweit zu jenen Ländern mit den niedrigsten Raten bezüglich Mobbing. Und die Schweiz?

Bei der PISA-Studie 2018 gaben 13 Prozent der Schweizer Schülerinnen und Schüler an, mindestens ein paar Mal monatlich gemobbt zu werden.

In der Schweiz wird viel gemobbt

Traurig: Im Vergleich zu unseren Nachbarländern weist die Schweiz den höchsten Mobbing-Index aus. Klarer Fall, wir brauchen auch so ein Schulfach! Oder nicht?

Umfrage: Willst du ein Schulfach Empathie?

Dagmar Rösler, die oberste Lehrerin der Schweiz, sagt zu Nau.ch: «Es freut mich natürlich sehr, dass Dänemark mit einem eigenen Schulfach offenbar Erfolg hat.»

Und fügt an: «Diesen Erfolg einfach auf ein anderes Land ‹überzustülpen›, ist möglicherweise zu einfach gedacht. Auch, weil es unzählige Forderungen zu eigenen Schulfächern in der Schweiz gibt.»

Mobbing: Ohnehin eine Daueraufgabe

Rösler ergänzt: «Das soziale Lernen ist ein übergeordnetes Thema. Die Schulen machen bereits sehr viel in diesem Bereich.»

Rösler
Die Zentralpräsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer: Dagmar Rösler. - LCH, Foto: Gion Pfander

Ähnlich tönt es von Stephan Schleiss. Er ist Zuger Regierungsrat und steht der Direktion für Bildung und Kultur des Kantons Zug vor. «Mobbing ist ein sehr wichtiges Thema, aber ein neues Fach braucht es nicht.»

Die Weiterentwicklung von Respekt, Anstand und Einfühlungsvermögen sei eine Daueraufgabe der Schule, findet er.

Wichtig sind die Familien

Und betont: «Ich sage extra ‹Weiterentwicklung›, weil der Samen in der Familie und im erweiterten sozialen Umfeld gesät wird.»

Dagmar Rösler bläst ins gleiche Horn: «Das Lernen und Leben von Respekt und Toleranz liegt auch in der Verantwortung der Erziehungsberechtigten.»

Mobbing Schule
Mobbing gehört leider zum Alltag vieler Kinder. - keystone

Rösler weiter: «Es sollte ebenso selbstverständlich sein, dass der respektvolle Umgang miteinander auch in den Familien ein zentrales Thema ist.»

«Würde sehr viel bringen»

Nau.ch fragt bei einer direkt betroffenen Person nach, die fast ihre ganze Primarschulzeit heftiges Mobbing erleiden musste.

«Ich glaube, ein solches Schulfach würde sehr viel bringen. Nur schon, dass man ansprechen muss, wie es einem geht», sagt die Frau, die nicht namentlich genannt werden möchte.

Mobbing
Oft schämen sich Mobbing-Opfer. - Getty Images

«Die Scham ist so schlimm. Dass man als Gemobbter glaubt, man sei komisch und sich darum nicht getraut, darüber zu reden.»

Sie ergänzt: «Genau da würde ein solches Schulfach helfen, wenn jede Person Kummer und Ängste teilen müsste. Ich glaube, in meiner Situation wäre das sehr hilfreich gewesen.»

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Kommentare

User #1000 (nicht angemeldet)

In der Schweiz werden gerne die Opfer zu Tätern gemacht und Probleme verdrängt. Theorie ersetzt nicht die Lebenserfahrung. Eine Lehrerin empfahl uns unser Kind solle Selbstverteidigung, eventuell Karate machen.

User #2261 (nicht angemeldet)

Es wird weggeschaut und jeder weiss von nichts. Ich glaube Mobbing ist ein kulturelles Problem. Wird auch in vielen Führungsprozessen angewendet. Mit Mobbing kann man auch hohe Leistungen kurzfristig herauspressen. Mit Mobbing können Ziele erreicht werde. Mit Mobbing kann auch Konkurrenz ausgeschaltet werden usw.. Schlussendlich muss man sich selber zu helfen wissen. Wie weit man mitgehen darf, wie weit man mitmacht muss jeder selber verantworten. Die guten, die schlechten, die bösen, die lieben, die starken und die schwachen. Wer darf gut sein wer nicht usw. Die Sprüche und Floskeln, die kennt man doch langsam.

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