Ukraine-Krieg verschärft den Lehrermangel in der Schweiz
Für die Schulen bedeuten die Neuankömmlinge aus dem Ukraine-Krieg eine grosse Herausforderung. Der Lehrermangel verschärft sich noch mehr.

Das Wichtigste in Kürze
- Rund ein Viertel der Flüchtenden aus der Ukraine sind schulpflichtige Kinder.
- Alleine in den Kantonen Bern und Zürich wurden bereits über 3000 Ukrainer eingeschult.
- Die Lehranstalten kommen an den Anschlag.
Mehr als 45'000 Geflüchtete aus dem Ukraine-Krieg haben sich bisher in der Schweiz registriert. Rund ein Viertel davon sind schulpflichtige Kinder im Alter von vier bis fünfzehn Jahren.
Am meisten Ukrainer wurden bisher in den bevölkerungsgrössten Kantonen Zürich und Bern eingeschult: Über 3000 Schüler haben dort den Unterricht in den letzten Wochen aufgenommen.
Die grosse Anzahl geflüchteter Kinder stellt die Schulen vor grosse Herausforderungen. In beiden Kantonen mussten deshalb auch schon unkonventionelle Massnahmen ergriffen werden.
Offene Stellen können oft nicht besetzt werden
Das grösste Problem bei der Integration der Flüchtlingskinder stellt dabei der Personalmangel dar. Dieser verschärft sich in der gesamten Schweiz praktisch Jahr für Jahr und wird nun noch mehr strapaziert.
«Das macht es schwierig, alle offenen Stellen zu besetzen», heisst es bei der Zürcher Bildungsdirektion auf Anfrage. Auf dem Stellenportal der Zürcher Volksschulen waren am Montag 877 Stellen ausgeschrieben, allein für die Primarschule waren es 382.

Für das kommende Schuljahr rechnet der Kanton mit einem Wachstum von 2500 Schülern. Darüber hinaus würden geschätzt rund 2000 geflüchtete Kinder aus der Ukraine kommen. Entsprechend braucht es mehr Lehrpersonen.
Doch jetzt noch zusätzliches qualifiziertes Personal zu finden, ist für die Schulen teilweise unmöglich. Deshalb ist es den Zürcher Schulen im kommenden Schuljahr vorübergehend erlaubt, Personal ohne pädagogische Ausbildung anzustellen.
Wegen Ukraine-Kriegs: Unterrichten bald Maurer und KV-Angestellte?
Auch im Kanton Bern sind die Schulen aufgrund der geflüchteten Kinder aus dem Ukraine-Krieg zusätzlich gefordert. Rund 1500 Ukrainer seien bisher eingeschult worden, teilt die Bildungs- und Kulturdirektion auf Anfrage mit.
Um dem Lehrermangel entgegenzukommen, hat der Kanton eine Onlineregistrierung für (Lehr-)Personen eingerichtet. Nebst ausgebildetem Personal können sich auch Quereinsteiger melden, die in Willkommens- oder Regelklassen bei der Einschulung mithelfen wollen.

Im Kanton Luzern ist die Lage weniger dramatisch: Die Zahlen seien bis jetzt überschaubar, weshalb in bestehenden Klassen keine zusätzlichen Lehrpersonen benötigt wurden. Für eigene Aufnahmeklassen seien bisher ausschliesslich qualifizierte Lehrpersonen oder vereinzelt auch Pensionierte eingesetzt worden.
Wie es den Schulen gelingen wird, auch im kommenden Schuljahr genügend Personal zu finden, wird sich erst noch zeigen. Es scheint aber nicht ausgeschlossen, dass statt qualifizierter Lehrpersonen bald auch gelernte Maurer oder Büroangestellte im Schulzimmer stehen.