Luzerner Mittelsmänner haben wegen dem Ukraine-Krieg Milliarden Franken für einen Wladimir Putin nahe stehenden Oligarchen verschoben. Darunter ein Tätowierer.
Tätowierer
Chinesische Schriftzeichen sind ein beliebtes Motiv: Ein Tätowierer bei der Arbeit an einem Kunden. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Luzerner Tätowierer hat 200 Mio. Franken an Firmen von Suleiman Kerimow verschoben.
  • Der Oligarch und Putin-Verbündete ist seit Mitte März in der Schweiz sanktioniert.
  • Auch andere Schweizer Strohmänner verschoben Millionen für Kerimow.

Suleiman Kerimow befindet sich seit Mitte März auf der Sanktionsliste der Schweiz. Grund dafür ist der Ukraine-Krieg. Der Oligarch gilt als Verbündeter von Wladimir Putin: Als der Ukraine-Krieg begann, trat er mit anderen Oligarchen gemeinsam mit dem russischen Präsidenten vor die Kameras.

Zudem sitzt Kerimow auch im russischen Parlament. Sein Vermögen wird auf über 10 Milliarden Dollar geschätzt, womit er zu den reichsten Russen überhaupt zählt. Wie nun Recherchen des «Tages-Anzeigers» zeigen, liefen seine Geschäfte auch über die Schweiz.

Dazu nutzte er verschiedene Mittelsmänner. Einer davon: Ein 62-jähriger Tätowierer, der ein Studio in Luzern betreibt. In den Jahren 2013 und 2014 verschob dieser 200 Millionen Dollar an Kerimows Firmen oder dessen Familienmitglieder.

Ukraine-Krieg: Zwei Dutzend Mittelsmänner ausfindig gemacht

Der Luzerner Tätowierer benutzte dazu eine Briefkastenfirma auf den Britischen Jungferninseln mit einem Dollar-Konto in Lettland. Wie Dokumente aus Datenlecks zeigen, war er «der wahre und einzige wirtschaftliche Berechtigte» dieser Briefkastenfirma.

Ukraine Krieg Kerimow
Suleiman Kerimow gehört zu den reichsten Russen überhaupt. Die Sanktionen wegen dem Ukraine-Krieg setzen auch ihm zu. - Keystone

Vom «Tages-Anzeiger» mit den Dokumenten konfrontiert, verweist der 62-Jährige auf seinen Treuhänder. Dabei handelt es sich um den vermögenden Luzerner Alexander Studhalter. Dieser ist laut der Zeitung ein Freund von Kerimow.

Der Treuhänder widerspricht den Dokumenten: Die Firma habe ihm selbst und nicht dem Tätowierer gehört. Bis 2013 habe er in gemeinsame Projekte mit dem Oligarchen investiert.

Die Zeitung konnte insgesamt zwei Dutzend Strohmänner und -frauen von Kerimow aus der Region Luzern ausfindig machen. Sie sollen Geschäfte in der Höhe von vier Milliarden Dollar abgewickelt haben. Die meisten der Mittelspersonen können demnach direkt mit Studhalter in Verbindung gebracht werden.

Treuhänder bestreitet, Kerimow geholfen zu haben

Der Grossteil will dem «Tages-Anzeiger» dazu keine Aussagen machen. Einer gibt jedoch an, er habe mit Studhalter einen Vertrag abgeschlossen, «der ihn von aller Verantwortung entbunden habe». Er habe auf dem Papier eine Briefkastenfirma geführt, aus der eine halbe Milliarde zu Kerimow oder dessen Sohn geflossen sei. «Ich habe einfach einmal unterschrieben und dann 4000 Franken pro Jahr erhalten», erklärt er.

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Studhalter gibt der Zeitung an, er habe Kerimow niemals geholfen, Vermögen zu verstecken oder zu verschleiern. Alle seine Firmen hätten dem Schweizer Geldwäschereigesetz unterstanden und seien in der Schweiz geprüft worden. Zudem seien mittlerweile alle Briefkastenfirmen liquidiert worden.

Ein in den Datenlecks gefundenes Formular vom August 2016 weist ihn dennoch als tatsächlichen Eigentümer einer solchen Firma aus. Diese hatte rund drei Milliarden Dollar an Kerimow oder dessen Sohn geliehen. Laut Studhalter handle es sich um eine unbekannte, «verzerrte elektronische Unterschrift meines Namens». Laut «Tages-Anzeiger» sehe diese Studhalters richtiger Unterschrift zum Verwechseln ähnlich.

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