Die Schweizer Uhrenindustrie litt besonders stark wegen der Corona-Pandemie. Nun blicken die Hersteller positiv nach vorne.
Uhrenbranche
Die Schweizer Uhrenbranche sieht nach der Corona-Krise ein Licht am Ende des Tunnels. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Schweizer Uhrenindustrie erholt sich langsam nach dem Horrorjahr 2020.
  • Derzeit werden vor allem teurere Zeitmesser in China oder in den USA gut verkauft.
  • Man rechnet, dass die Exporte im Jahr 2022 wieder auf dem Vor-Corona-Level liegen werden.

Die Hersteller von Schweizer Uhren sehen nach dem Horrorjahr 2020 Licht am Ende des Tunnels. Vor allem teurere Zeitmesser werden in China oder in den USA gut verkauft. In Europa warten die Händler noch auf die Rückkehr der Touristen aus Asien. Der Blick zurück auf den Frühling 2020 dürfte die Chefs der Schweizer Uhrenfirmen immer noch schmerzen.

In den Lockdown-Monaten April und Mai ging praktisch nichts mehr: Der wichtige internationale Tourismus brach weg, Shops mussten schliessen und die Fabriken wurden während Wochen stillgelegt.

Exporte schrumpften 2020 um über ein Fünftel

Das Jahr 2020 sei für die Hersteller und Zulieferer ein äusserst schwieriges gewesen. Das sagte Jean-Daniel Pasche, Präsident des Schweizerischen Uhrenverbands (FH), im Gespräch mit AWP. Obwohl sich die Lage im Sommer entspannt habe, seien die Exporte um über ein Fünftel auf 17 Milliarden Franken geschrumpft.

Der Einbruch war laut Pasche vergleichbar mit jenem 2009. Damals strapazierten die Sorgen vor einem Kollaps der Weltwirtschaft im Zuge der Finanzkrise die Kauflust der Konsumenten.

Uhrenindustrie
Die hiesige Uhrenindustrie litt stark unter Corona. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Doch nun stehen die Zeichen auf Erholung und die Uhrenverkäufe steuern auf das Vorkrisenniveau zu. In den ersten fünf Monaten 2021 wurden Schweizer Uhren im Wert von 8,7 Milliarden Franken ins Ausland verschifft. Das sind nur noch 3 Prozent weniger als vor zwei Jahren.

«Die Erholung kommt schneller voran als erwartet», sagte Pasche. Er rechnet damit, dass die Exporte im 2022 wieder auf dem Vor-Corona-Level liegen werden.

Trotz wachsendem Optimismus bleibt der Unsicherheitsfaktor Corona. Die Ausbreitung der Delta-Variante könnte die Weltwirtschaft erneut erschüttern und die Luxusgüterindustrie zurückwerfen. Und bis asiatische Touristen in die Shopping-Meilen von Paris, London oder New York zurückkehren, dürfte es noch länger dauern.

Chinesische Kunden bleiben wichtigster Treiber im Luxusgeschäft

Denn chinesische Kunden sind und bleiben der wichtigste Treiber im Geschäft mit Luxusgütern. Seit sie vor Jahren auf den Geschmack gekommen sind, boomen die Verkäufe von teurer Mode, Schmuck oder Uhren.

Während der Coronakrise haben Chinesen Luxusprodukte fast ausschliesslich im eigenen Land gekauft. Für Schweizer Uhren ist das bevölkerungsreichste Land der Welt zum grössten Exportmarkt aufgestiegen.

Chinese passengers
Chinesische Touristen mit Masken. (Symbolbild) - AP Photo

In China drängen immer mehr junge Käufer auf den Luxusgütermarkt. Der Konsumhunger der «Millennials» und aus der «Generation Z» sei ungebrochen. Das schrieben die Experten des italienischen Luxusgüterverbands Altagamma im Juni in einer Studie. Sie dürften bereits im Jahr 2025 über die Hälfte am weltweiten Luxusgüterkonsum ausmachen.

Das stelle die Anbieter vor Herausforderungen. Es brauche ein breit gefächertes Vertriebsnetz mit Shops, Onlineverkaufskanälen und Apps. Zudem müsse die Interaktion auf den Sozialen Medien der Marken optimal gesteuert werden. Und auch die Nachfrage nach Secondhand-Uhren steige.

Nebst China sind die USA der zweite Wachstumsmotor. Impffortschritte und grossangelegte Konjunkturhilfen haben die Konsumlust der Amerikaner wieder angefacht. Aber auch das Geschäft im Mittleren Osten oder in Ländern wie Australien und Russland läuft laut Pasche immer besser. Dagegen komme die Erholung in Europa nur schleppend voran.

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