Viele für Versuchszwecke gezüchtete Tiere werden offenbar nicht gebraucht. Diese würden getötet, kritisiert der Zürcher Tierschutz.
Tierversuchsverbot.
Mit Computersimulationen möchte man Tierversuche ersetzen. Für die Programmierung der Simulationen kommt man abe rnicht um den Tierversuch herum. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Zürcher Tierschutz kritisiert, dass zu viele Tiere für Tierversuche gezüchtet würden.
  • Diese würden dann nicht benötigt und getötet.

Für Versuchszwecke werden jedes Jahr mehrere Hunderttausend Tiere beschafft. Viele von ihnen werden dann gar nicht benötigt und getötet, kritisiert der Zürcher Tierschutz. Er fordert nun, dass sich eine unabhängige Untersuchungskommission mit diesem «nutzlosen Sterben» auseinandersetzt.

Das Thema der überzähligen Versuchstiere sei dem Zürcher Tierschutz seit langem ein Dorn im Auge, sagt Geschäftsleitungsmitglied Nadja Brodmann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Es würden stets mehr Labortiere gezüchtet als dann in den Versuchen wirklich benötigt würden.

«Das Problem hat sich im ersten Lockdown verschärft», hält sie fest. Denn viele Projekte seien 2020 abgebrochen worden, weil die Forschungsteams coronabedingt nicht arbeiten konnten. Die nicht mehr benötigten Versuchstiere seien zusätzlich euthanisiert worden.

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Auch der Bundesrat möchte weniger Tierversuche in der Schweiz. - Keystone

Hälfte der Versuchstiere eingesetzt

Wie viele Tiere es genau waren, ist unklar. Gemäss der aktuellen Tierversuchsstatistik, die Ende August publiziert wurde, sind im Jahr 2020 insgesamt 1,06 Millionen Versuchstiere aufgezogen und 0,23 Millionen Tiere importiert worden. Die Statistik weist auch aus, dass davon 0,56 Millionen als Versuchstiere eingesetzt wurden.

Für den Zürcher Tierschutz bedeutet dies, dass damit unter dem Strich fast eine Dreiviertelmillion Versuchstiere überzählig waren. Es sei zwar denkbar, dass einige Tiere noch in anderen, 2021 laufenden Versuchen verwendet würden, sagt Brodmann.

Da aber beispielsweise Mäuse nicht lange lebten und sich in den Laboren auch die Platzfrage stelle, sei in der Regel davon auszugehen, dass diese Labortiere getötet worden seien, ohne dass sie an einem Versuch beteiligt gewesen wären.

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An Universitäten werden mehr Tierversuche durchgeführt als in der Pharmaindustrie. (Archivbild) - Keystone

«Sorgloser Umgang mit Lebewesen»

Dieser sorglose Umgang mit Lebewesen und dieses «nutzlose Sterben» sei inakzeptabel, schreibt der Zürcher Tierschutz in einer Mitteilung vom Dienstag. «Bei der ethischen Beurteilung eines Tierversuches, der sogenannten Güterabwägung, müssten alle Tiere einbezogen werden – auch die überzähligen.» Brodmann fordert, dass eine unabhängige Untersuchungskommission eingesetzt wird, die Transparenz schafft und nach Lösungen.

Die Kommission für Tierversuchsethik der Akademien der Wissenschaften Schweiz hatte im Januar zum «Umgang mit Versuchstieren während der Covid-19-Pandemie» Stellung genommen und dabei festgehalten, dass während des Lockdowns dem Tierschutz teilweise nicht genügend Rechnung getragen werden konnte.

«In manchen Labors mussten überzählige Tiere aus laufenden Zuchten und aus abgebrochenen Tierversuchen getötet werden», schrieb die Kommission. Und sie regte an, dass Tierversuchseinrichtungen Notfallkonzepte ausarbeiten: Die Versorgung der Tiere müsse auch in speziellen Situationen möglichst lange weitergeführt und die Zahl der getöteten Tiere auf das unerlässliche Minimum beschränkt werden.

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