Tauben-Plage im Bahnhof Luzern – jetzt greift SBB durch
Um den Bahnhof Luzern gibt es einen grossen Taubenschwarm. Das führt zu mehr Kot. Mit einer Plakatkampagne will die SBB den Vögeln die Futterquellen entziehen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die SBB kämpft gegen die Tauben-Plage im Bahnhof Luzern.
- Die Fütterung der Tauben führt nämlich zu mehr Kot.
- Auch Abfallkübel werden regelmässig geleert – um den Tauben Futterquellen zu entziehen.
Der Bahnhof Luzern ist ein regelrechter Taubenhotspot. Die Vögel spazieren durch das Gebäude und schnabulieren die Essensreste der Pendlerinnen und Pendler weg.
Jetzt greift die SBB durch. Seit wenigen Wochen sind vor dem Coop im Bahnhof Luzern Plakate aufgestellt. «Bitte Tauben nicht füttern», heisst es darauf.
Wie Bilder eines Nau.ch-Lesers aber zeigen: Trotz dieser Aktion watscheln weiterhin Tauben durch den Bahnhof.
Was hat es damit also auf sich?
Die SBB will die Plakate auf Anfrage von Nau.ch nicht direkt kommentieren. Sprecherin Mara Zenhäusern teilt aber mit: «Werden die Tauben gefüttert, können sie das ganze Jahr über brüten, sodass die Population ständig zunimmt.»
SBB will Verschmutzungsproblem «verhindern»
«Damit vergrössert sich das Verschmutzungsproblem, aber auch der Stress für die Tiere selbst durch Überpopulation. Das will die SBB verhindern», sagt sie.
Neben den Schildern sorge man für saubere Böden und leere regelmässig die Abfallbehälter. «Um den Tieren keine unnatürlichen Nahrungsquellen zu bieten.»

Netze, Nagelbänder oder Stahlkabel sollen zudem verhindern, dass sich Tauben an der betreffenden Stelle aufhalten. Bei Neu- und Umbauten schaue die SBB zudem auf eine Architektur, die «von vornherein keine Sammel- und Nistplätze bietet».
Stefan Herfort, stellvertretender Leiter Umweltschutz der Stadt Luzern, bringt auf Anfrage von Nau.ch Licht ins Dunkel. «Seit circa einem Jahr beobachten wir, dass es im Gebiet des Bahnhofs einen grösseren Taubenschwarm hat», sagt er.
«Mehr Futterquellen im Bahnhof»
«Auch innerhalb des Bahnhofs scheint es deutlich mehr Tauben zu geben», so Herfort.
Die Stadt Luzern führt regelmässig Zählungen einer Teilpopulation der Stadttauben durch. Diese zeigen, dass die Gesamtzahl «mit gewissen Schwankungen einigermassen stabil» ist.
Herfort vermutet daher: «Weil wir insgesamt nicht mehr Tauben zählen, hat sich wohl ihr Aufenthaltsort innerhalb der Stadt verschoben. Möglicherweise, weil es im Bereich Bahnhof derzeit mehr Futterquellen gibt.»
Immer wieder stellt die Stadt daher Plakate auf, man soll das Füttern der Tauben unterlassen. Die Kampagnen seien ein wichtiger Baustein der Sensibilisierungs- und Öffentlichkeitsarbeit. Zweimal jährlich werden die Plakate jeweils für einige Wochen aufgestellt.
Doch: Halten sich die Leute ans Gebot?
Die Stadt Luzern mache dabei unterschiedliche Erfahrungen. Das Verständnis hänge von der Motivation fürs Füttern der Vögel ab.
Tauben-Fütterung muss bewilligt werden
Personen, die gelegentlich füttern, seien «offen für Argumente und allgemeine Sensibilisierungsmassnahmen». Also etwa dann, wenn Tauben oder andere Tiere betteln, während die Personen gerade essen.
Andere seien schwieriger zu überzeugen, wie Herfort erklärt: «Personen, die füttern, weil sie der festen Überzeugung sind, dass Tauben dieses Futter benötigen, sind mit Plakaten schwierig zu erreichen.»

In diesen Fällen seien persönliche Gespräche zielführend. «Im Einzelfall auch der konsequente Vollzug des kantonalen Jagdgesetzes, das die Fütterung von wildlebenden Vögeln regelt respektive einschränkt.»
Das Gesetz sieht nämlich vor, dass die Wildtierfütterung einer Bewilligung bedarf.
2023 musste ein «Tauben-Grosi» eine Geldstrafe von 100 Franken bezahlen. Die damals 90-Jährige hatte wiederholt unerlaubt Tauben gefüttert.
«Druck, Tauben zu töten, steigt»
Fakt ist laut Stefan Herfort von der Stadt Luzern nämlich: «Die Tauben vermehren sich infolge der Fütterung stark. Die grössere Anzahl Tauben führt zu mehr Kot, der in erster Linie dort anfällt, wo Tauben brüten oder schlafen.»
Durch die Fütterung verlieren die Tiere ihre natürliche Scheu vor Menschen – und kommen so den Menschen zu nahe.
Man muss zudem Schäden beseitigen, kostenintensive Taubenabwehrmassnahmen müssen ergriffen werden. «Wenn die Anzahl Tauben steigt, nehmen auch die negativen Reaktionen aus der Bevölkerung zu. Oft steigt der Druck, Tauben einzufangen oder zu töten. So wie das beispielsweise bis heute in Zürich gemacht wird.»