Nachdem entschieden wurde, dass Brian Keller (27) weiterhin in U-Haft bleiben muss, hat sich Barbara Lüthi vom SRF Club mit ihm zum Gespräch getroffen.
Brian Keller (27) erzählt Barbara Lüthi, was er von Therapeuten hält. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Brian (27) sitzt seit bereits über fünf Jahren in Untersuchungs- bzw. Sicherheitshaft.
  • Journalistin Barbara Lüthi hat ihn für die neuste SRF-«Club»-Sendung getroffen.
  • «Das Gefängnis macht keinen Menschen besser», sagt Brian.
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Brian Keller (27) gilt als wohl berühmtester Häftling der Schweiz: Der 27-Jährige wurde in jugendlichem Alter als Intensivstraftäter bekannt. Seit Ende September 2017 sitzt er in Untersuchungs- beziehungsweise Sicherheitshaft. Davon verbrachte er drei Jahre in Isolationshaft.

Anfang November sollte er dann schliesslich wegen Überhaft freikommen. Doch wegen Wiederholungsgefahr ordnete das Zürcher Zwangsmassnahmengericht erneut U-Haft an. Journalistin Barbara Lüthi hat ihn für den SRF-«Club» im Bezirksgefängnis besucht und mit ihm über sein bisheriges Leben geredet.

Der Besuch habe ohne Aufsicht stattgefunden, wie sie zu Beginn der Sendung erklärt. Der Gefängnisdirektor habe nicht die geringsten Bedenken deswegen.

Als Brian noch in der Jugendvollzugsanstalt Pöschwies sass, wäre ein Besuch nur hinter Panzerglas sowie mit Hand- und Fussfesseln möglich gewesen. «Es ist ein anderes Gefühl, als wenn da acht Leute stehen würden», sagt Brian im Gespräch mit Lüthi.

Brian: «Sehe nicht wie ein Monster aus»

In Pöschwies habe man ihm das Gefühl gegeben, dass er ja fast der Böse sein müsse. «Ich war in Einzelhaft, Wahnsinn war mein Zustand. Ich war 24 Stunden am Tag alleine. Die Wärter haben mich dort schikaniert und Sachen gesagt wie ‹Geh zurück nach Afrika›», erzählt er.

SRF Club Brian
Barbara Lüthi hat für den SRF Club Brian alias «Carlos» im Bezirksgefängnis Zürich besucht. - Screenshot SRF

Das führe dazu, dass man «in so einem Kriegszustand» sei. Im Sinne von: «‹Wenn ihr mich besiegen wollt, dann müsst ihr mich schon umbringen. Ich werde das niemals akzeptieren.›»

Brian versteht auch nicht, warum es immer heisse, man müsse die Öffentlichkeit vor ihm schützen: «Keiner in der Öffentlichkeit muss vor mir Angst haben. Ich sehe eigentlich nicht wie ein Monster aus.»

«Habe mir gewünscht, dass mich jemand verletzt»

Dass er nicht wisse, wie lange er noch im Gefängnis bleiben müsse, sei das Schlimmste. «Man kann doch nicht von Integration sprechen und mich dann jahrelang wegsperren.»

Er erzählt zudem, wie sich Isolationshaft anfühlt: «Man redet über sich selbst in der dritten Person. Ich habe mit mir selbst aufklärende Gespräche geführt.» Zudem bemerke man, wie man verschiedene Gefühlszustände durchmache, was komisch sei.

Verfolgen Sie die Berichterstattung zum Fall Brian?

«Ich habe mir auch gewünscht, dass mich jemand verletzt. Einfach, damit man spürt, dass man lebt.»

Therapeuten seien Heuchler

Die Therapeuten bezeichnet Brian als Heuchler. «Sie kommen mit ihren Gutachten und Prognosen, die alle Blödsinn sind.» Keiner der Therapeuten habe ihn je gesehen. «Da kommen sie mit Persönlichkeitsstörungen, obwohl sie nie mit mir gesprochen haben und mich auch nicht kennen.»

Zudem vergleicht er Gefängnisse mit Klassentreffen, da man immer die Leute treffe, die man von klein auf kenne. «Du kennst dadurch nur die Kreise. Darum verschlimmert das Gefängnis alles.»

Brian Keller SRF Club
Seit über fünf Jahren sitzt Brian in Untersuchungs- oder Sicherheitshaft. - Screenshot SRF

Das werde keinen Menschen besser machen. «Ihr müsst entscheiden, was ihr mit uns wollt. Entweder wollt ihr uns integrieren oder bestrafen.»

Wegen versuchter schwerer Körperverletzung wurde Brian im Juni 2021 vom Obergericht Zürich verurteilt. Hinter Gitter soll er insgesamt 29 Delikte begangen haben.

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