Die Bedeutung von Sportverbänden wie dem Internationalen Olympischen Komitee (IOK), der Fifa, der Uefa und vielen anderen für die Schweizer Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Ihr wirtschaftlicher Einfluss ist im Zeitraum 2014-2019 im Vergleich zu 2008-2013 um 57 Prozent auf 1,68 Milliarden Franken pro Jahr gestiegen.
Der Amateur- und Breitensport muss sich erneut mit einem verlängerten Stillstand abfinden. Foto: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/ZB
Der Amateur- und Breitensport muss sich erneut mit einem verlängerten Stillstand abfinden. Foto: Kira Hofmann/dpa-Zentralbild/ZB - dpa-infocom GmbH
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kanton Waadt als Sitz zahlreicher Sportverbände sticht heraus.

Die Auswirkungen dieser Organisation auf die Wirtschaft des grössten Westschweizer Kantons werden in einer Studie der Internationalen Akademie für Sportwissenschaft und -technik auf 873 Millionen Franken (+58 Prozent) beziffert. Davon entfallen 550 Millionen Franken alleine auf den Bezirk Lausanne (+120 Prozent). Für die Studie wurden 53 Sportverbände in der Schweiz befragt, davon 46 im Kanton Waadt.

«Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind enorm und nehmen ständig zu», sagte der Waadtländer Staatsrat Philippe Leuba (FDP) am Dienstag bei der Vorstellung der Studie vor den Medien in Lausanne. Das Wachstum ist vor allem auf die steigende Anzahl von Organisationen in der Schweiz zurückzuführen, was zu höheren Ausgaben und Lohnzahlungen führt.

«Eine weitere Erklärung sind die höheren TV- und Vermarktungsrechte, die an die verschiedenen Verbände gezahlt werden und die letztendlich in die lokale Wirtschaft fliessen», stellte Leuba fest. Die wirtschaftlichen Auswirkungen seien sehr konkret. Zahlreiche Branchen profitierten direkt von den Sportverbänden, die sich in der Schweiz niedergelassen hätten.

Als Beispiel nannte der Waadtländer Wirtschafts- und Sportdirektor den Geschäftstourismus mit 44'600 Übernachtungen pro Jahr in der Schweiz. Auch die Baubranche profitiere dank grosser Baustellen wie zum Beispiel dem neuen IOK-Sitz in Lausanne von der Ansiedlung von Sportorganisationen in der Schweiz.

Der internationale Sport beschäftigt in der Schweiz insgesamt über 3300 Personen. Allein im Kanton Waadt sind 1840 Personen in diesem Bereich tätig, was jährlich rund 57 Millionen Franken an Einkommenssteuern einbringt.

In Bezug auf die Steuern erinnerte Leuba daran, dass die Verbände selbst von der Steuer befreit sind. «Das ist überall auf der Welt so, das ist keine Waadtländer Besonderheit», betonte er.

Der Stadtpräsident von Lausanne, Grégoire Junod, strich die Bedeutung des «Ökosystems» hervor, das um die Sportwirtschaft herum aufgebaut wurde, insbesondere die Verbindungen zum Gesundheitssektor und zu den Hochschulen. Er betonte auch, dass der Titel der olympischen Hauptstadt für Lausanne eine wertvolle «Visitenkarte» sei, um die Stadt zu profilieren.

Dieser «Stolz» werde in der Bevölkerung geteilt, sagte Grégoire Junod. Er zitierte eine Umfrage, die zeigt, dass 77 Prozent der in der Westschweiz lebenden Befragten die Präsenz des internationalen Sports in der Schweiz für wichtig halten.

Diese weltweit einzigartige Konzentration von Sportorganisationen und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen hätten den Neid anderer Länder geweckt, sagte Leuba. Als Beispiele nannte er Singapur und Dubai, die sich um die in der Schweiz ansässigen Verbände bemühen würden.

«Diese Länder sind bereit, beträchtliche finanzielle Mittel einzusetzen, mit denen wir nicht konkurrieren können. Wir haben jedoch viele andere Trümpfe», betonte der Staatsrat. Er nannte die Lebensqualität in der Schweiz, die Stabilität der Rechtsordnung oder auch die Nähe zu den politischen Behörden.

Während Gerüchte über einen Wegzug der Fifa aus Zürich wieder aufkommen, nachdem kürzlich bekannt worden ist, dass ihr Präsident Gianni Infantino nach Katar gezogen ist, räumte Leuba «ein reales Risiko» ein, dass Sportorganisationen die Schweiz verlassen könnten. «Nichts ist sicher und wir müssen kämpfen, um diese Verbände bei uns zu behalten», sagte er.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Gianni InfantinoFrankenSteuernStudieUefaFIFA