Thomas Aeschi (SVP) fordert eine Überprüfung des Migranten-Anteils auf Intensivstationen. Die Spitäler verstehen dies nicht, wie eine Nau.ch-Umfrage zeigt.
Die Meinungen von Thomas Aeschi und Samira Marti zu Migranten mit Coronavirus könnten konträrer nicht sein. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Intensivbetten sollen laut Pflegenden von Migranten besetzt sein.
  • SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi fordert vom Bundesrat eine Überprüfung.
  • Die Spitäler kümmern sich nicht um die Herkunft: Sie wollen allen Menschen helfen.
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Am Dienstag berichtet die «Basler Zeitung», dass laut Pflegenden viele Betten auf den Intensivstationen von Menschen mit Migrationshintergrund belegt sind. Die Zeitung schreibt von einem Spitzenwert in der Höhe von 83 Prozent bei einem «mittlerem Beobachtungswert» von rund 70 Prozent.

Das Thema schlägt in politischen Kreisen hohe Wellen. SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi wirft Migranten vor, sie würden wegen des guten Gesundheitssystems extra in die Schweiz einreisen. Er fordert eine Überprüfung des Bundesrats.

Thomas Aeschi Migranten Coronavirus
SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi ist auf Twitter schockiert über die anscheinend 70 Prozent Migranten in Corona-Spitalbetten. - Screenshot Twitter

SP-Nationalrätin Samira Marti kann solche Reaktionen nicht nachvollziehen und spricht von «Rassismus». Sie empfindet die Berichterstattung der regionalen Zeitung «höchst problematisch» und zweifelt die Zahlen an.

Diskussion für Universitätsspital Basel wenig zielführend

Doch wie steht es denn nun wirklich um diese Gerüchte und was denken die Spitäler darüber? Nicolas Drechsler, Mediensprecher des Universitätsspitals Basel, stellt auf Anfrage von Nau.ch klar, dass das Spital den Migrationsstatus seiner Patienten nicht gezielt erheben würde.

Universitätsspital Basel
Der Eingang des Universitätsspitals Basel. - Keystone

Die Diskussion sei aus Sicht des Unispitals wenig zielführend. Man müsste sich zuerst über die Definition eines Migranten einig werden. Drechsler: «Unsere Aufgabe ist es, das Leid kranker Menschen zu lindern, sie im besten Fall zu heilen. Dabei spielt der Zufall, wo oder von welchen Eltern jemand geboren wurde, keine Rolle.»

Freiburger Spital: Jeder Mensch hat Anrecht auf Gesundheitsversorgung

Ähnlich sieht es das Freiburger Spital. Mediensprecherin Jeannette Portmann erklärt, dass das Spital aufgrund des Datenschutzes keine Zahlen veröffentliche.

Sie sagt zu Nau.ch: «Die Herkunft unserer Patienten spielt keine Rolle und ist kein Thema für uns. Wir sind der Überzeugung, dass alle Menschen in unserem Kanton Anrecht auf die beste Gesundheitsversorgung haben. Unabhängig von ihrem Wohnort, ihrem Alter, ihrer Sprache, ihrem Glauben und ihrem Einkommen.»

Freiburg
Ein Sanitätssoldat misst den Blutdruck einer Corona-Patientin im Kantonsspital Fribourg HFR, am Donnerstag, 12. November 2020 in Freiburg. - Keystone

Das Universitätsspital Zürich winkt ebenfalls ab. Auch diese Institution verzichte auf das Erfassen von Patientendaten anhand des Kriteriums «Migrationshintergrund», so eine Sprecherin.

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