SP-Nationalrätin fordert Klima-Abgabe für KI
Der Einsatz von KI wie ChatGPT verbraucht viel Strom und Wasser. Zur Debatte stehen Abgaben dafür.

Das Wichtigste in Kürze
- Der KI-Boom erhöht den Stromverbrauch künftig um das Elffache.
- «Für eine energieeffiziente Nutzung braucht es Abgaben», so SP-Nationalrätin Min Li Marti.
- FDP-Chef Thierry Burkart warnt vor der Abwanderung von Firmen.
KI spuckt viel heraus, ist aber auch hungrig. 0,3 Wattstunden frisst eine einfache Eingabe in Chat GPT aktuellen Schätzungen zufolge. Eine LED-Lampe könnte damit fast zwei Minuten leuchten.
Bereits eine Kilowattstunde Strom benötigt ein fünfsekündiges KI-Video laut dem Fachmagazin MIT Technology Review. Dies würde reichen, um sieben Stunden lang den Fernseher laufen zu lassen.
Kurz: Der KI-Boom erhöht den Stromverbrauch in den Rechenzentren.
Zwischen zehn und 15 Prozent des gesamten Schweizer Stromverbrauchs könnten Rechenzentren bis 2030 deshalb ausmachen. Experten verglichen den Verbrauch etwa mit der Jahresproduktion eines Kernkraftwerks.
Stromverbrauch elfmal höher
Der Roboter ist aber auch durstig. 20 bis 50 Eingaben bei Chat GPT verbrauchen einen halben Liter Wasser. Nötig ist das Wasser, um die IT-Infrastruktur zu kühlen.
Greenpeace schlägt Alarm, dass der Energiehunger von Künstlicher Intelligenz die Energiewende gefährde.
Der Prognose der Umweltorganisation zufolge wird der Stromverbrauch von Datenzentren bis 2030 das Elffache von 2023 erreichen. Der Wasserverbrauch soll sich in diesem Zeitraum von 175 Milliarden Litern Wasser weltweit auf 664 Milliarden Liter vervierfachen.
«Nutzen und Schaden stehen in einem Verhältnis»
SP-Nationalrätin Min Li Marti ortet bei KI darum grossen Handlungsbedarf.
«Ich bin nicht sicher, ob allen Leuten bewusst ist, wie gross der Energieverbrauch ist», sagt sie zu Nau.ch. Die Nutzung von KI sei mittlerweile weit verbreitet. Nur schon aufgrund der mit KI generierten Resultate auf Google komme man an der Technologie nicht mehr vorbei.
Beliebt seien auch Spielereien damit, sagt die Nationalrätin. Sie erinnert sich an den Trend, als User Avatare oder Actionfiguren von sich mit der Technologie erstellten. «Nutzen und Schaden im Bereich Nachhaltigkeit stehen im Moment in keinem Verhältnis.» Diese sei «eines der riesigen Probleme» von KI im Moment.
«Es erstaunt mich»
«Für eine energieeffiziente Nutzung von KI braucht es Lenkungsabgaben und Anreizsysteme», fordert Marti.
In der Mobilität und bei Heizungen seien CO₂-Lenkungsabgaben schliesslich auch selbstverständlich.
«Es erstaunt mich, dass Lenkungsabgaben bei KI hingegen noch nicht diskutiert wurden.»
«Gehört zu wichtigsten Zukunftstechnologien»
Der Energieverbrauch von KI beschäftigt auch bürgerliche Politiker. Im Zentrum steht hier vor allem die Stromversorgungssicherheit.
FDP-Chef und Ständerat Thierry Burkart richtete sich in einem Vorstoss an den Bundesrat. Wissen wollte er etwa, wie das starke Wachstum von KI den Strombedarf und die Versorgungssituation im Winter verändert.
Künstliche Intelligenz gehöre zu den wichtigsten Zukunftstechnologien, sagt Burkart zu Nau.ch. Für die Schweiz sei entscheidend, attraktive Rahmenbedingungen zu schaffen. «Damit Forschung, Entwicklung und Anwendung dieser Technologien hier stattfinden können.»
«Schweiz ist davon weit entfernt»
KI sei mit einem relevanten Energieverbrauch verbunden, sagt Burkart. Deshalb habe er in einem Vorstoss darauf hingewiesen, dass wir die Energieperspektive mitdenken müssten. «Denn die Lösung liegt sicher nicht in Einschränkungen von KI.» Nötig sei stattdessen eine Energiepolitik, die auch in Zukunft genügend günstigen und sauberen Strom bereitstelle.
Davon ist die Schweiz laut dem FDP-Präsidenten zurzeit weit entfernt.

Er warnt vor den Folgen von Klima-Abgaben für KI-Dienste. «Einschränkungen und Verbote schränken nicht KI ein, sondern lediglich den Forschungs- und Wirtschaftsstandort Schweiz», sagt Burkart.
«Ein Blick nach Deutschland genügt, um zu sehen, wohin eine solche Politik führt», warnt er. Die Folgen seien Abwanderung von Unternehmertum, Forschung und Wertschöpfung.
Dem Energiewende-Barometer zufolge erwägen vier von zehn Industriebetrieben in Deutschland, ihre Produktion einzuschränken oder ins Ausland zu verlagern. Grund dafür sind hohe Energiepreise und mangelnde Planbarkeit.
Geringer Einfluss der Schweiz bei KI
KI als Stromfresser ist bereits Teil der Umweltziele der Schweiz. Der Bundesrat beantwortete im Mai einen Vorstoss von Min Li Marti zu den Auswirkungen von KI auf die Umwelt.
Er erinnert daran, dass das Parlament den Bundesrat im Rahmen der Legislaturplanung beauftragt hat, eine Energieeffizienzstrategie auszuarbeiten. Teil dieser Strategie werde auch die Entwicklung des Stromverbrauchs sowie der Nutzung der Abwärme von Rechenzentren sein.
Die Schweiz beabsichtigt ausserdem, Dienstleistungen im Zusammenhang mit Technologien zu fördern, die zur Erreichung der Umweltziele beitragen. Dazu zählen unter anderem Datenbearbeitungsdienste mit einem angemessenen Energieverbrauch.
Der Bundesrat macht darauf aufmerksam, dass die Schweiz weltweit im Bereich KI nicht führend sei. Daher sei es kaum vorstellbar, Anforderungen an die Nachhaltigkeit bei der Entwicklung von Modellen zu stellen. «Sollten sich auf diesem Gebiet internationale Standards oder Labels etablieren, könnte die Schweiz diese gegebenenfalls übernehmen oder fördern.»