So machen Kriminelle in der Schweiz Unwissende zu Geldwäschern
Mit harmlos wirkenden Jobangeboten ködern Kriminelle in der Schweiz immer mehr Menschen. Die Betroffenen werden ohne ihr Wissen zu Helfern bei Geldwäscherei.

Das Wichtigste in Kürze
- Betrüger tarnen sich als Arbeitgeber und lassen Opfer Bankkonten eröffnen.
- Schweizer Behörden verzeichnen immer mehr Fälle dieser sogenannten «App-Tester-Falle».
- Die Opfer riskieren ein Strafverfahren sowie Einträge im Strafregister.
«Ich dachte, ich habe einen tollen Job. Dabei wurde ich total ausgenutzt», sagt Studentin Lisa (Name geändert).
Sie wurde Opfer einer besonders perfiden Betrugsmasche.
Kriminelle liessen sie mehrere Bankkonten eröffnen, angeblich zum Testen von Banking-Apps. In Wahrheit nutzten sie die Konten für illegale Geldflüsse.
Opfer fallen auf Mini-Jobs im Homeoffice rein
Das System ist in Deutschland weit verbreitet. Doch auch in der Schweiz laufen Verfahren.
Die Behörden sprechen von der sogenannten «App-Tester-Falle». Opfer stossen online auf Mini-Jobs im Homeoffice, oft als Assistentin oder Tester.
So auch Lisa.
Sie glaubte, sie prüfe die Verifikation von Banking-Apps. Dafür gab sie ihre Ausweisdaten preis.
Doch jedes vermeintliche «Testkonto» war in Wahrheit ein echtes Konto auf ihren Namen. Erst als sie per Whatsapp nach ihrem Lohn fragte, kam die Wahrheit ans Licht.
Die Antwort des Betrügers war schockierend ehrlich: «Tut mir leid, dass ich Sie ausgenutzt habe, um Geister-Konten zu eröffnen. Machen Sie sich keine Vorwürfe. Das hier ist sehr professionell aufgestellt.»
Schweizer IBAN-Nummer suggeriert Vertrauen
Martin Bader ist Cybercrime-Spezialist der Kantonspolizei Bern.
Er erklärt gegenüber «SRF», warum solche Konten so begehrt sind: «Die Kriminellen wollen ja nicht erwischt werden und ihre Spuren verwischen.»

Ausserdem helfe ein Schweizer Bankkonto auch, Seriosität vorzugaukeln. «Für die meisten Leute wirkt eine Schweizer IBAN-Nummer nach wie vor sehr vertrauenswürdig.»
Das Prinzip der sogenannten «Money Mules», der «Geldesel» also, ist nicht neu.
Auch Fälle mit der Kredit-Masche häufen sich
Früher liessen sich Täter Geld über fremde Konten überweisen, das weitergeleitet wurde. Doch diese Methode fällt zunehmend auf – also entwickeln Betrüger neue Varianten.
Laut Bader häufen sich in der Schweiz auch Fälle der sogenannten Kredit-Masche. Menschen mit finanziellen Sorgen werden mit falschen Kreditversprechen angelockt.
«Das sind normalerweise Leute, die grosse finanzielle Probleme haben und dementsprechend Schwierigkeiten haben, einen regulären Kredit zu bekommen», erklärt Bader.
Die Täter verlangen dann, dass die Opfer Konten eröffnen. Angeblich für den Bewerbungsprozess, in Wahrheit aber dienen diese Konten der Geldwäscherei.
Für die unfreiwilligen Helfer kann das gravierende Folgen haben.
Strafregistereintrag droht
«Das kommt regelmässig vor. Im Regelfall gibt das dann für die betroffenen Personen einen Strafregistereintrag und eine bedingte Geldstrafe», so Bader.
Die Polizei warnt deshalb: Wer bei Online-Jobs persönliche Daten preisgeben soll oder Bankkonten eröffnen muss, sollte skeptisch werden.
Sonst kann ein harmloser Nebenjob schnell zum Albtraum werden.











