SGV will für 20 Millionen Franken neue Werftinfrastruktur bauen
Die SGV Holding AG plant eine umfassende Sanierung ihrer über 100-jährigen Werft in Luzern.

Die Schifffahrtsgesellschaft Vierwaldstättersee (SGV) Holding AG will für 20 Millionen Franken ihre Werft in Luzern sanieren. Eine moderne Schiffshebeanlage soll die über 100-jährige heutige Infrastruktur ersetzen.
Das Schwimmdock, Baujahr 1907, und die Hellinganlage von 1882 genügten den heutigen Anforderung nicht mehr. Die SGV Holding AG plant deshalb eine «umfassende Sanierung», die am Mittwoch an einer Medienkonferenz im Hauptsitz der Firma vorgestellt wurde.
«Eine klassische Ersatzmassnahme», nannte Geschäftsführer Stefan Schulthess die Sanierung. Die Finanzierung erfolge möglichst aus Eigenmitteln. Ob die SGV Holding AG zusätzlich einen Hypothekarkredit aufnehmen will, sei noch unklar. «Natürlich würden wir für dieses Geld lieber neue Schiffe oder ein Hotel bauen», aber das Projekt sei nötig, um die Arbeiten an den Schiffen in Zukunft zu gewährleisten.
In den nächsten zehn Jahren will die SGV-Gruppe total 100 Millionen Franken investieren. Neben der Sanierung der Schiffswerft ist auch ein neues Kursschiff geplant.
Das Schwimmdock und die Hellinganlage bieten der SGV Holding AG heute zwei Möglichkeiten, ihre Kursschiffe aus dem Wasser zu holen. Das Schwimmdock ist eine Plattform, die sich in den See senken lässt. Das Schiff fährt drauf und wird von der Plattform aus dem Wasser gehoben.
Die Hellinganlage ist ein Schienensystem, das in den See verläuft. Auf einem Schlitten und mithilfe einer Seilwinde können damit Schiffe in die Werfthalle gezogen werden.
Die neue Schiffshebeanlage soll die beiden veralteten Anlagen ersetzen und die Arbeiten effizienter und sicherer machen.
Neue Hebeanlage für mehr Effizienz
Entstehen soll sie an der Stelle des heutigen Schwimmdocks: Im See, direkt vor der Werft am Hauptsitz der SGV. Die Anlage besteht ebenfalls aus einer absenkbaren Plattform, auf welche die Schiffe rauffahren können.
Hinter der Anlage, angrenzend an das Seeufer, entsteht eine Werkplattform, wo Schiffe bis 550 Tonnen für die Verrichtung von leichteren Arbeiten lagern können.
Ein Bestandteil der Plattform ist ein Entwässerungssystem, das verhindern soll, dass Schmutzwasser direkt in den See gelangt. Auch ein Kran, der kleinere Schiffe aus dem Wasser holen kann, ist geplant.
Davon soll auch die Shiptec AG profitieren. Sie ist eine von vier Tochtergesellschaften der Holding und im Schiffbau und Service tätig.
Auch ihre Arbeiten sollen künftig effizienter geplant und ausgeführt werden können. Die ganze Konstruktion wird von der Halle aus über 150 Meter in den See ragen. Sie bietet Anlegeplätze für vier Kursschiffe, zwei pro Seite.
Da der Neubau den Seegrund beschatten wird, sind ökologische Ausgleichsmassnahmen geplant. Unter der Plattform sollen sich Jungfische zurückziehen können: Es sind Totholzstrukturen vorgesehen, welche den Tieren Lebensraum bieten sollen. Diese können aus Wurzelstöcken oder Holzkisten bestehen.
Ökologische Massnahmen und Baupläne
Bereits im Mai erfolgte die Baueingabe beim für konzessionierte Transportbetriebe zuständigen Bundesamt für Verkehr (BAV). Die SGV Holding AG will im Sommer 2026 zu bauen beginnen. Die Arbeiten sollen Anfang 2028 abgeschlossen sein. Ein «Best-Case»-Szenario, wie es an der Medienkonferenz hiess.
Mit Anspruchsgruppen wie den Umweltverbänden, den Anwohnenden sowie den städtischen und kantonalen Behörden habe die Firma sich bereits ausgetauscht.
Während der Bauarbeiten seien weniger Arbeiten an den Schiffen möglich als sonst. Bis zur Fertigstellung der neuen Infrastruktur bleibe das alte Schwimmdock in Betrieb.
Die SGV-Gruppe beschäftigte per Ende 2024 insgesamt 506 Angestellte, die sich 391 Vollzeitstellen teilen. Zur kommerziellen Flotte gehören fünf Raddampfer und 15 Motorschiffe.
Im vergangenen Jahr transportierte das Unternehmen 3,1 Millionen Fahrgäste. Es erzielte zudem einen Rekordgewinn von 9,6 Millionen Franken.