Dass das Fahren im Alter ein Risiko darstellt, ist bekannt. Neue Zahlen zeigen: 2017 wurden doppelt so viele Senioren wegen Unfällen verhaftet als noch 2008.
Griffbereit: Das Auto ist für viele ältere Menschen der Schlüssel zu mehr Mobilität.
Griffbereit: Das Auto ist für viele ältere Menschen der Schlüssel zu mehr Mobilität. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Jahr 2017 liessen sich rund 1'700 Senioren Verkehrs-Delikte zu Schulden kommen.
  • Im Jahr 2008 waren es noch lediglich 850 Verkehrsdelikte.
  • Einer der Gründe: Immer mehr Senioren wollen länger mobil sein.

Zwei Verkehrsdelikte aus dem Mai sorgen für Trubel. Einmal schlief ein 74-Jähriger am Steuer ein. Das andere Mal verhaftet die Polizei einen 77-Jährigen, weil er mit Tempo 144 durch die 80er-Zone raste. Politische und gesellschaftliche Debatten sind seither entfacht. Neue Statistiken des Bundesamts für Strassen (BfS) giessen weiter Öl ins Feuer.

Grund zum Aufschrei: Seit 2007 hat sich die Zahl der verurteilten Ü-70-Jährigen wegen mittelschwerer und schwerer Strassenverkehrsdelikte verdoppelt. Im Jahr 2017 sind 1'700 Senioren mit dem Auto in Schwierigkeiten gekommen: 800 fuhren zu schnell, 300 betrunken, 220 ohne Ausweis. Eine ähnliche Entwicklung zeigt sich bei den Fahrausweisentzügen: 2008 gaben 3'500 Autofahrer über 70 den Ausweis ab – letztes Jahr waren es 8'400.

Auto als Hilfe im Alltag

Was sind Gründe für die Zunahme? «In der Schweiz leben immer mehr ältere Menschen. Das heisst, dass immer mehr von ihnen einen Fahrausweis besitzen und immer mehr Auto fahren», erklärt Stefan Siegrist, Vize-Direktor der Beratungsstelle für Unfallverhütung (bfu), gegenüber der «NZZ am Sonntag».

Zudem hätten ältere Menschen verstärkt das Bedürfnis, mobil zu sein. «Andererseits lassen sich gewisse Verrichtungen heute kaum mehr ohne Auto erledigen.» Wie zum Beispiel den Einkauf zu erledigen.

Die Polizei nimmt immer mehr ältere Menschen wegen Strassenverkehrs-Delikten fest.
Die Polizei nimmt immer mehr ältere Menschen wegen Strassenverkehrs-Delikten fest. - dpa

Alkoholismus und Sonder-Ausweise für Senioren

«Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz und Schlafapnoe sind Risiken, welche bei Senioren ebenfalls eine Rolle spielen.» Zudem seien sie anfälliger für Delikte. Bei Senioren sei ein erhöhter Alkoholkonsum zu beobachten, erklärt Sigrist.

Seit 1. Juli 2016 dürfen ältere Menschen, welche die medizinischen Mindestanforderungen für einen Ausweis nicht vollständig erfüllen, beim Bund einen Sonder-Ausweis anfordern.

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