Self-Bag-Drop wird am Flughafen «neuer Standard»
Was stark an die Self-Checkouts im Supermarkt erinnert, ist klar die Zukunft: Bis 2030 soll sich die Zahl der automatischen Gepäckaufgaben verdreifachen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Self-Bag-Drops an den Flughäfen sind auf dem Vormarsch.
- Bis 2030 sollen sich die Zahlen der Maschinen sogar verdreifachen.
- Die Resonanz scheint positiv: Die Airlines sparen Geld – und die Passagiere Zeit.
Wer mit Easyjet ab Genf fliegt und Gepäck aufgeben will, sucht «normale» Schalter vergeblich. Stattdessen heisst es: Ab zum Self-Bag-Drop. Die einzige Möglichkeit, den Koffer loszuwerden ist also, ihn am Automaten selbst zu erfassen, zu etikettieren und aufzugeben.
Kein Einzelfall: Auch in Zürich wächst das Automaten-Angebot stetig.
Wer mit dem Zug ankommt, fährt die Rolltreppe hoch, passiert den «Bretzelkönig» – und steht plötzlich mitten im Automatenwald. Dutzende Self-Bag-Drop-Stationen reihen sich aneinander, weitere warten auf den oberen Stockwerken.
6500 Self-Bag-Drops – bald drei Mal mehr
Ein kurzes Erklärvideo auf der Website des Flughafens Zürich führt die Reisenden in drei einfachen Schritten zum Glück: Online einchecken, Gepäcketikette am Flughafen drucken und am Gepäck anbringen. Und zu guter Letzt muss nur noch der Koffer am Automaten abgegeben werden.
Was stark an die Self-Checkouts im Supermarkt erinnert, ist gemäss Aviatikexperte Thomas M. Friesacher ein klarer Vorgeschmack auf die Zukunft des Reisens.
Er sagt zu Nau.ch: «Weltweit sind heute schon etwa 6500 Self-Bag-Drop‑Einheiten in Betrieb. Bis 2030 dürfte sich diese Zahl mindestens verdreifachen.» Er ist sich sicher: Diese selbständige Gepäckaufgabe wird sich in den nächsten fünf Jahren bei den meisten grossen Airlines durchsetzen.
So profitieren Airlines
Friesacher erklärt Nau.ch, warum die Automaten so boomen: «Airlines profitieren von bis zu 90 Prozent geringeren Abfertigungskosten und höherer Terminalkapazität. Während Passagiere – insbesondere im Premium‑Segment – kürzere Wege und mehr Autonomie erhalten.»
Treiber seien geringere Prozesskosten, knappe Personalkapazitäten und der Wunsch der Passagiere nach schnellen, kontaktarmen Abläufen, so Friesacher weiter.
Den Passagieren scheint es zu gefallen
Die selbständige Gepäckaufgabe scheint gut anzukommen: Pro Monat sind es etwa 100'000 Passagiere, die bereits die Self-Bag-Drops nutzen, wie der Flughafen Zürich auf Anfrage bekannt gibt. Auch EasyJet scheint gut mit dem «neuen Standard» zu fahren.
Die Fluggesellschaft sagt, dass in Genf die Kundenzufriedenheit in den letzten Monaten enorm gestiegen sei: Der Self-Bag-Drop optimiere Wartezeiten und Warteschlangen.
Auch ältere Menschen zeigen sich aufgeschlossen gegenüber digitalen Services direkt vor Ort. Das bestätigt Pro Senectute Schweiz auf Anfrage.
Nur Personen über 85 Jahren störts
Laut der aktuellen Studie «Digital Seniors 2025» von Pro Senectute Schweiz empfinden viele Personen zwischen 65 und 74 Jahren digitale Vor-Ort-Dienstleistungen als Alltagserleichterung.
Für Menschen ab 85 Jahren sieht es jedoch etwas anders aus: Sie bevorzugen nach wie vor die vertraute, bediente Dienstleistung, wo sich auch ein kurzes Gespräch ergeben kann.
Alle, die jedoch den «klassischen» Schalter vorziehen, kann der Aviatikexperte beruhigen: «Komplett verschwinden werden bemannte Schalter vorerst nicht. Sie bleiben für Sondergepäck und Servicefälle als ‹Backup› bestehen.»