Schweizer sind am glücklichsten in wachsenden Gemeinden
In Gemeinden mit viel Bevölkerungswachstum sind die Schweizer am zufriedensten. Trotzdem: Die Wunschschweiz soll nur rund 8,3 Millionen Einwohner haben.

Das Wichtigste in Kürze
- Menschen, die in Gemeinden mit hohem Bevölkerungswachstum wohnen, sind zufriedener.
- Das zeigt der Stadt-Land-Monitor von «Fenaco», in Zusammenarbeit mit «Sotomo».
- Trotzdem bleibt das Wachstum umstritten: 8,3 Millionen sind genug, finden die Befragten.
Ein Häuschen auf dem Land, umgeben von Ruhe. Oder doch lieber eine Wohnung in der Stadt, nah an Kultur und kurzen Wegen?
Die beiden Lebensrealitäten prägen die Schweiz. Doch sie scheinen sich zunehmend voneinander zu entfernen, wie der neue Stadt-Land-Monitor der Genossenschaft «Fenaco» zeigt.
Zwischen den «Ländlern» und den «Städtern» bildet sich, gemäss der Befragung von über 3400 Personen, ein tiefer Graben. Und: Die Bevölkerung wünscht sich eine kleinere Schweiz als aktuell.
2021 hat die SVP-nahe Genossenschaft Fenaco in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo erstmals den «Stadt-Land-Monitor» lanciert.
Nun zeigt die dritte Ausgabe 2025, wie sich die Spannungen zwischen Land und Stadt verändert haben.
Die Idealvorstellung: 8,3-Millionen-Schweiz
8,3 Millionen Einwohner wären genug. So lautet die Idealvorstellung der befragten Schweizerinnen und Schweizer.
Tatsächlich sind es heute bereits neun Millionen. Und bis 2050 rechnen die Befragten mit 10,8 Millionen Menschen.
Diese Zahlen sind insbesondere interessant in Hinblick auf die Nachhaltigkeits-Initiative «Keine 10-Millionen-Schweiz!» der SVP. Diese Initiative wird voraussichtlich im Dezember im Ständerat diskutiert.
Mit den Idealvorstellungen der Bevölkerung verschärft sich der Stadt-Land-Gegensatz. Ein Drittel der Bevölkerung empfindet ihn als Belastungsprobe, während es vor vier Jahren noch ein Viertel war.
Gleichzeitig verändert sich die politische Identifikation: Der Anteil der Bevölkerung, die sich als Städter sehen, ist auf einen Fünftel gesunken.
Immer mehr Menschen stellen sich auf die Seite des Landes. Ihr Anteil steigt von 25 auf 33 Prozent.
Stadt und Land fühlen sich zu wenig berücksichtigt
Bei einer Sache sind sich beide Pole jedoch einig: Ihren Anliegen wird zu wenig Gehör verschafft. In grossen Städten glauben nur 28 Prozent, ihre Anliegen würden auf dem Land wahrgenommen. Auf dem Land sind es bloss 16 Prozent, fast die Hälfte weniger als 2021.
Michael Hermann, Geschäftsführer von Sotomo, warnt: «Wenn beide Seiten sich immer weniger berücksichtigt fühlen, ist das eine Gefahr für den inneren Zusammenhalt der Schweiz.»
Michael Feitknecht, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Fenaco, betont deshalb den Dialog. Die Stärke der Schweiz liege im Austausch und Zusammenspiel.
Schweizer sind trotzdem zufrieden
Trotz der Spannungen bleibt die Zufriedenheit allgemein hoch. 86 Prozent bewerten die Lebensqualität in ihrer Wohngemeinde positiv.
Fast die Hälfte sieht in den letzten zehn Jahren Verbesserungen, insbesondere bei ÖV, Schulen und Kitas.
Auffällig: Dort, wo die Bevölkerung stark gewachsen ist, steigt die Zufriedenheit besonders. Ganz anders sieht es in schrumpfenden Gemeinden aus. Dort bemerken nur 24 Prozent Fortschritte.
Bevölkerungswachstum bleibt umstritten
Wachstum scheint also durchaus Lebensqualität zu schaffen, auch wenn es skeptisch betrachtet wird. Denn das Bevölkerungswachstum bleibt weiterhin umstritten: In wachsenden Gemeinden sehen 48 Prozent negative Auswirkungen.
Auf dem Land beurteilen hingegen rund 43 Prozent das Wachstum positiv. Die grösste Sorge ist und bleibt der Wohnraum.
55 Prozent der Befragten nennen die Knappheit als Herausforderung, in Städten sind es gar drei Viertel. Nach dem Wohnraum folgt der Verkehr.
National bleibt das Bild noch kritischer. Nur 23 Prozent sagen, das Wachstum habe der Schweiz genutzt. Je ländlicher der Wohnort, desto grösser das Misstrauen.

















