Scheidung trifft Frauen hart: Einkommen bricht um 38 Prozent ein
Eine neue Studie zeigt, wie stark Frauen nach einer Scheidung finanziell zurückfallen. Männer verlieren fast nichts.

Das Wichtigste in Kürze
- Frauen verlieren nach einer Scheidung im Schnitt 38 Prozent ihres Einkommens.
- Männer kommen im gleichen Zeitraum mit nur drei Prozent Verlust davon.
- Frauen tragen weiterhin den Hauptteil der Kinderbetreuung und höhere Fixkosten.
Man sollte meinen, bei einer Scheidung gehe es gerecht zu. Doch eine neue Analyse der Berner Fachhochschule zeigt das Gegenteil. Frauen trifft der finanzielle Einschnitt hart, Männer dagegen kaum.
Im Durchschnitt verlieren Mütter mit minderjährigen Kindern in den zwei Jahren nach der Trennung 38 Prozent ihres Einkommens. Männer kamen im gleichen Zeitraum mit einem Minus von nur drei Prozent davon.
Warum Frauen bei einer Scheidung so viel verlieren
Die Forschenden führten den Unterschied auf drei Faktoren zurück.
Erstens: In vielen Haushalten stammt das Haupteinkommen vom Mann und fällt nach der Trennung für die Frau sofort weg.
Zweitens: Frauen tragen oft den Hauptteil der Kinderbetreuung, was ihre Fixkosten erhöht. Und drittens finden Männer schneller wieder eine neue Partnerschaft und profitieren dadurch von einem zweiten Einkommen.
«Das System begünstigt die Ungleichheit»
Familienrechtlerin Sabrina Burgat sieht in ihrer Kanzlei täglich die Folgen traditioneller Rollen.
Sie bringt bei RTS ein klares Beispiel: «Das klassischste Szenario ist ein Mann, der zu 100 oder 90 Prozent arbeitet, und eine Frau, die Teilzeit arbeitet. Maximal 50 Prozent.»
In der Reportage betont sie ausserdem: «Das System begünstigt die Ungleichheit.»
Sie erklärt, dass dieses Modell während der Ehe funktioniert. Im Moment der Scheidung fehlen jedoch plötzlich mehrere tausend Franken für Miete und Alltag.
Auch Männer kann es treffen
Die Auswertung zeigt aber auch Fälle, die vom Muster abwichen. Einer davon war Julien Dura (56) aus dem Kanton Waadt.
Der vierfache Vater und Pflegeassistent machte monatlich bis zu 500 Franken Verlust. Hinzu kamen Schulden von rund 121'000 Franken, die durch die Scheidung entstanden sind.
Er sagt in der Reportage: «Ich glaube nicht, dass ich das je werde zurückzahlen können.» Sein soziales Leben sei dadurch schwierig geworden. «Restaurants gibt es nicht», erzählt er beispielsweise.
Er trage die Kleider, die er hat und esse nur, was er sich leisten kann.
Daneben die Geschichte von Pauline de Haas. Die 40-Jährige arbeitete Vollzeit im humanitären Bereich und verdiente schon vor der Scheidung mehr als ihr Mann.
Nach der Trennung stiegen ihre Ausgaben um 39 Prozent. Sie erklärt, dass sie das nur mit strikter Budgetplanung abfange.
Sabrina Burgat hält fest, dass beide Partner während der Beziehung ihre wirtschaftliche Unabhängigkeit sichern sollten. Nur so lasse sich verhindern, dass Frauen nach einer Trennung massiv stärker verlieren als Männer.


















