Schule in Belp: Das sagt Experte zu Viertagewoche und weniger Ferien
Die Berner Gemeinde Belp will an der Primarschule eine Viertagewoche mit kürzeren Ferien testen. Ein Bildungsforscher ordnet ein.

Die Berner Gemeinde Belp wagt ein Modell, das die Schweizer Bildungslandschaft aufhorchen lässt: eine Viertagewoche an der Primarschule, kombiniert mit längeren Unterrichtstagen und nur sechs Wochen Ferien.
Doch tut dieses Konzept den Kindern gut? Bildungsforscher Stephan Huber von der Johannes Kepler Universität Linz ordnet gegenüber SRF ein.
International gebe es bereits unterschiedliche Formen der Viertagewoche. Dennoch sagt Huber: «Aus Sicht der empirischen Bildungsforschung gibt es bisher zu wenig Erkenntnisse, um argumentieren zu können, dass das Viertagewochemodell das Modell der Wahl ist.»
Huber betont, dass nicht die Anzahl Schultage entscheidend ist, sondern wie viel gut gestaltete Unterrichtszeit den Kindern zur Verfügung steht. Guter Unterricht schade nie, sagt er, schlechter hingegen sehr wohl.
Wenn der Tages- und Wochenrhythmus abwechslungsreich gestaltet werde, spiele die reine Präsenzzeit eine geringere Rolle als oft angenommen.

Umstritten ist auch der zweite Teil des Belper Pilotprojekts: weniger Ferien.
«Bei internationalen Vergleichsstudien stellen wir fest, dass bei langen Ferien der Leistungsrückgang immer besonders hoch ist», so Huber. Insofern könnten kürzere Ferien sogar helfen, Lernverluste zu vermeiden und zugleich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu erleichtern.
Für Huber geht es allerdings weniger um die Länge der Ferien als um die Qualität der Zeit danach: «Das Beste an Pausen ist immer, dass man danach Gegenteiliges zu dem macht, was man gerade gemacht hat.»
Pausen seien wichtig, aber noch wichtiger sei ein abwechslungsreicher Unterricht.
Für eine echte Schulreform hält Huber es daher für zentral, die Tagesstruktur stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Unterrichtliche und ausserunterrichtliche Angebote müssten enger verzahnt sein.
Und er ergänzt bei SRF: «Die Kinder sollten abwechselnd intellektuell, emotional, haptisch-motorisch lernen, Sport treiben und musisch-kulturell aktiv sein.» Eine ganzheitliche Förderung sollte im Zentrum stehen.
So könnten laut Huber Monotonie, Langeweile und Ermüdung vermieden werden.








