SBB: Züge fallen aus – «Fahre länger, aber zahle mehr»
Zwei Monate lang fahren zwischen Bern und Freiburg wegen Bauarbeiten keine Züge. Das bedarf Geduld. Und schlägt manchen Kunden der SBB aufs Portemonnaie.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Zugstrecke Bern-Freiburg ist zwei Monate lang komplett geschlossen.
- Pendler müssen auf Busse ausweichen. 150 Chauffeure sind dafür im Einsatz.
- Die Fahrt dauert zirka 30 Minuten länger. Spartickets sind dafür keine erhältlich.
Montagmorgen, 5.50 Uhr am Bahnhof in Freiburg. Zahlreiche Bahnmitarbeiter in gelben und orangen Westen stehen bereit, um den Pendlern den Weg zu ihrem Bahnersatz zu weisen.
Denn: Züge fahren bis zum 25. August keine mehr zwischen der Saane- und der Aare-Stadt. Pendler nehmen bis dahin den Car nach Bern oder den Bus in eines der Dörfer zwischen Düdingen und Bern Europaplatz.
Denn die SBB führen in dieser Zeit auf der Strecke Unterhaltsarbeiten in der Höhe von 90 Millionen Franken durch.
Ohne Totalsperre, so die SBB, hätte das Projekt drei Jahre gedauert.
Dann also lieber Augen zu und durch.
Im Car auf der Autobahn nach Bern herrscht eher Ferien- als Pendlerstimmung.
«Radio Fribourg» spielt zum Sonnenaufgang den bei Hockeyfans beliebten Song «Freed from desire», der aus den Boxen des Cars ertönt.
Lustiger Zufall oder bis ins letzte Detail geplant? Vor Bern wechselt der Sender auf SRF 3 mit deutschsprachiger Moderation. Schliesslich ist man nun auf der anderen Seite des Röstigrabens angelangt.
Pünktlich um 6.33 Uhr kommt der Car vor dem Hotel Schweizerhof am Bahnhof in Bern an.
Somit dauert die Fahrt gut 40 Minuten, fast das Doppelte der Schnellzug-Direktverbindung von 23 Minuten. Insgesamt, so heisst es, müsse man rund 30 Minuten mehr einplanen.
Keine Spartickets für Bus oder Car
Doch die Fahrt dauert nicht nur länger, sie kostet zum Teil auch mehr. Zumindest für jene, die sonst mit Sparbilletts unterwegs sind.
Eine Pendlerin sagt: «Ich fahre länger, aber zahle mehr als sonst. Kein guter Deal, finde ich.»
Konkret kostet die Fahrt mit einem Sparticket oftmals nur fünf statt der regulären 7.40 Franken. Dieses Angebot gilt für die Zeit der Totalsperre aber nicht, wie die SBB auf Anfrage bestätigen.
Grund: «Insgesamt dienen Sparbillette dazu, die Reisenden auf Züge mit vielen freien Plätzen zu lenken. Deshalb verzichten wir für die Strecke auf den Bahnersatzbussen zwischen Bern und Freiburg darauf», erklärt Mediensprecherin Mara Zenhäusern.
Denn Sparbillette der 2. Klasse könnten grundsätzlich nicht am Tag der Reise gekauft werden.
«Sparticket wäre kontraproduktiv»
Dass die SBB keine Spartickets für die Busse anbietet, befürwortet Pro Bahn Schweiz, Lobbyorganisation der ÖV-Kunden. «Ein Sparticket in solchen Situationen wäre kontraproduktiv», sagt Pro-Bahn-Präsidentin Karin Blättler auf Anfrage von Nau.ch.
Denn dies würde gemäss Blättler «vor allem die täglich längeren Reisezeiten der Pendlerinnen und Pendler zusätzlich belasten.»
Denn wenn es Sparbillette gibt, fahren mehr Leute in diesem Zug. Da der Ersatzbus weniger Platz hat als ein Zug, wäre der zusätzliche Ansturm somit schlecht. Es gebe schliesslich viele Pendlerinnen und Pendler, die auf eine konkrete Verbindung angewiesen sind.
Grundsätzlich findet Karin Blättler die achtwöchige Totalsperre sinnvoller als mehrjährige Arbeiten nachts und am Wochenende. «Dieser Ansatz ist nicht nur besser organisierbar, sondern auch für die Kundinnen und Kunden deutlich transparenter und einfacher zu merken.»
Denn in der Vergangenheit habe es Herausforderungen geben, «insbesondere bei nächtlichen Arbeiten, die nicht rechtzeitig abgeschlossen werden konnten.» Daher sei eine klare und gut koordinierte Planung essenziell, so Blättler.
SBB: «Start geglückt»
Die ersten Tage mit Bahnersatz haben die Pendler und die SBB nun hinter sich. «Der Start ist geglückt, wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir bisher sehen. Die Busse sind pünktlich abgefahren und wir hatten genügend Kapazitäten für alle Reisenden», so SBB-Sprecherin Mara Zenhäusern.
Auf der Linie Bern-Freiburg seien im Normalfall um die 33'000 Personen pro Tag unterwegs. Auf den Bahnersatzbussen gehe man aber von rund einem Viertel weniger Menschen aus.