Pendlerinnen und Pendler müssen ab dem Fahrplanwechsel noch tiefer in die Tasche greifen. Hinter der Preiserhöhung steckt vor allem der Bund.
sbb öv bav
Eine Übersicht auf ein Perron mit angekommenen Zugsreisenden am Bahnhof Luzern am Donnerstag, 15. Juni 2023. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ÖV-Preise steigen ab dem Fahrplanwechsel im Dezember um 3,7 Prozent.
  • Hinter der Tariferhöhung steckt laut Dokumenten das Bundesamt für Verkehr.
  • In den vergangenen zwei Dekaden sind die ÖV-Preise stark gestiegen.
Ad

Trotz ursprünglicher Pläne, die Billetpreise stabil zu halten, hat die SBB auf den Fahrplanwechsel hin eine Erhöhung um 3,7 Prozent angekündigt. Diese Änderung soll im Dezember mit dem Fahrplanwechsel in Kraft treten.

Finden Sie die Preiserhöhungen im öffentlichen Verkehr gerechtfertigt?

Antreiber der Erhöhung war Berichten zufolge vor allem das Bundesamt für Verkehr (BAV). Direktor Peter Füglistaler betonte in einem Brief an die Verkehrsunternehmen Ende März die Notwendigkeit: «Auf 2024 sind Tarifmassnahmen umzusetzen, sowohl national als auch bei den regionalen Tarifverbünden», zitieren ihn sowohl «SRF» als auch der «Sonntagsblick» aus internen Unterlagen.

Von der Forderung überrascht zeigte sich Preisüberwacher Stefan Meierhans. «In dieser klaren Art und Weise eine Erwartung zu formulieren war bis jetzt nicht üblich», zitiert ihn «SRF».

ÖV-Preise steigen weiter stark

In den letzten zwei Jahrzehnten sind die Kosten für den öffentlichen Verkehr deutlich stärker gestiegen als jene für Autofahrten. Das zeigt eine Auswertung der «Sonntagszeitung» auf. Beim Auto stiegen die Betriebskosten demnach um rund vier Prozent, beim ÖV hingegen um ganze 27 Prozent.

Der Trend ist besonders auffällig beim Generalabonnement (GA), dessen Preis seit 2003 um fast 38 Prozent gestiegen ist. Mittlerweile kostet allein das GA für die 2. Klasse rund 4000 Franken.

sbb preise öv bav
In den vergangenen 20 Jahren sind die ÖV-Preise um 27 Prozent gestiegen. - keystone

Laut Andreas Windlinger vom BAV sind die Preiserhöhungen auch auf den Ausbau der Bahninfrastruktur zurückzuführen. «Neue S-Bahnen, Viertelstundentakte, die NEAT am Gotthard und Ceneri: Da stellt sich die Frage, wer diese Mehrkosten bezahlt.»

Weil der Bund nach der Corona-Pandemie nicht plant, seine Beiträge im ursprünglich geplanten Mass zu erhöhen, müssen also auch die Bahnkundinnen und -kunden zahlen.

Tarifautonomie in Frage gestellt

Die Forderung des BAV wirft nebenbei Fragen zur Tarifautonomie der Verkehrsunternehmen auf. Trotz gesetzlicher Autonomie bei der Preisgestaltung scheint es Zweifel zu geben, wie frei die ÖV-Unternehmen ihre Preise tatsächlich festlegen können. Gemäss einem Brief von Preisüberwacher Stefan Meierhans ist die Tarifhoheit «stark eingeschränkt».

Ein kleiner Trost für Bahnkunden: Dank seiner Intervention wird die Erhöhung im Dezember etwas geringer ausfallen als ursprünglich geplant.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

PreisüberwacherSonntagszeitungGotthardFrankenCoronavirusSRFSBB