Rithy Panh aus Kambodscha entscheidet über Vergabe der Leoparden
Der renommierte kambodschanischer Regisseur Rithy Panh übernimmt die Präsidentschaft der Jury beim 78. Locarno Film Festival.

Am 78. Locarno Film Festival (06.-16.08.) wird der kambodschanische Regisseur Rithy Panh Präsident der Jury für den internationalen Wettbewerb. Das hat das Festival am Donnerstag bekannt gegeben.
Rithy Panh wird demnach der Jury vorsitzen, die über die Vergabe des Goldenen Leoparden entscheidet. Der internationale Wettbewerb ist die Königskategorie am Locarno Film Festival.
Der kambodschanische Regisseur macht sich seit 1994 mit Filmen einen Namen, die sich mit der Schreckensherrschaft der Roten Khmer (1975-1979) in seinem Heimatland auseinandersetzen. Rithy Panh wurde 1964 in Phnom Penh geboren.
Gut zehn Jahre später wurde seine Familie durch die Roten Khmer vertrieben; seine Eltern starben in einem Arbeitslager. Rithy Panh selber floh 1979 nach Thailand und konnte sich später in Paris niederlassen.
Er studierte an der französischen Filmhochschule. Nach seinem Abschluss kehrte er 1990 nach Kambodscha zurück, behielt aber seinen Wohnsitz in Paris.
«Meeting with Pol Pot» in Cannes Premiere gefeiert
Rithy Panh gelte als «einer der mutigsten und konsequentesten Verteidiger künstlerischer Freiheit in der heutigen Filmszene», schrieb das Locarno Film Festival in seiner Mitteilung. In seinen Filmen widmet er sich meist einzelnen Menschen, die mit den historischen Ereignissen im Land konfrontiert sind.
So handelt etwa sein Dokudrama «Rice People» von 1994 von einer Bauernfamilie, die nach der Herrschaft der kommunistischen Partei Rote Khmer um ihr Überleben kämpft.
2013 wurde er an den Filmfestspielen in Cannes für seinen Dokumentarfilm «L'Image manquante» in der Sektion Un certain regard mit dem Hauptpreis ausgezeichnet. Sein letzter Film «Meeting with Pol Pot» hat 2024 in Cannes Premiere gefeiert.
Ideale Persönlichkeit für die Jury-Funktion
Für den Regisseur bietet Kino die Möglichkeit, «neue Perspektiven, Kulturen und Geschichten zu entdecken». Es könne Geschichte bewahren, Denkweisen hinterfragen und sowohl Raum für Reflexion als auch für Eskapismus schaffen, liess sich Rithy Panh in der Mitteilung des Locarno Film Festivals zitieren.
Als Jurypräsident will er Filme hervorheben, «die genau diesen Facettenreichtum feiern und einzigartige Perspektiven eröffnen».
Giona A. Nazzaro, Künstlerischer Leiter des Fesitvals, betrachtet den kambodschanischen Regisseur als «Schlüsselfigur des Kinos des 20. Jahrhunderts». Er findet,
Rithy Panhs «künstlerische Freiheit und seine unerschöpfliche Kreativität» machten ihn zur idealen Persönlichkeit für die Funktion des Jurypräsidenten im internationalen Wettbewerb.