Promis zeigen ihre Brust-OP – «kann Druck auslösen»
Brust-OPs sind dank Social Media kein Tabu mehr und momentan voll im Trend. Doch dieser bringt auch Risiken mit sich.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Promis sprechen offen über ihre Brustvergrösserungen auf Social Media.
- Dieser Trend stärkt Selbstbestimmung, kann aber auch Schönheitsdruck erzeugen.
- Ein Experte fordert mehr Aufklärung und einen kritischen Umgang mit Idealbildern.
Kylie Jenner, Katja Krasavice oder Nicki Minaj haben neben einer erfolgreichen Karriere noch etwas Weiteres gemeinsam: Sie haben gemachte Brüste. In der Welt von Stars und Sternchen ist es längst keine Seltenheit mehr, sich unters Messer zu legen.
Was früher als verpönt galt, ist heute bei manchen schon fast Standard. Inzwischen wird daraus auch kein Geheimnis mehr gemacht.
Kylie Jenner hat einen neuen Trend losgetreten: Auf Social Media verrät sie die genauen Details zu ihrer Brust-OP. Sie schrieb: «445 Kubikzentimeter, moderates Profil, halb unter dem Muskel, Silikon, Garth Fisher. Hoffe, das hilft.»
Das ist nicht selbstverständlich. Die Mitglieder des Kardashian-Jenner-Clans sind nicht gerade bekannt dafür, offen mit ihren Schönheitseingriffen umzugehen.
In der Schweiz gibt es prominente Beispiele, die sogar noch offener mit ihrer Brustvergrösserung umgehen. Bachelorette Larissa Hodgson nimmt ihre Follower auf Instagram bei ihrer Operation komplett mit.

Doch wie beeinflussen Influencerinnen und Co. damit uns «Normalos»?
Ein Trend mit Vorteilen und Risiken
Der Trend sei ambivalent, meint Jürg Streuli, Medizinethiker von der Stiftung Gesundheitskompass in Zürich.
«Er erlaubt eine offenere Auseinandersetzung mit Körperlichkeit und Schönheitswünschen.» Er könne aber auch den gefährlichen Eindruck nähren, der eigene Körper sei ständig verbesserungsbedürftig. «Und dass chirurgische Eingriffe ein normaler Schritt dahin seien», so Streuli.

«Unsere Gesellschaft zeigt einen Trend zu Selbstoptimierung und verbindet diese mit dem Label ‹Selbstfürsorge› oder ‹Empowerment›.» Gemäss Streuli eigentlich «keine schlechte Entwicklung». So würden auch Schönheitsoperationen nicht mehr verschwiegen oder schambesetzt behandelt werden.
Gleichzeitig berge diese Offenheit aber auch Risiken, so Streuli: «Wenn Influencerinnen unkritisch über ihre Eingriffe sprechen und die ästhetischen Resultate zur öffentlichen Schau stellen. Dann kann das bei jungen Social-Media-Konsumentinnen Druck auslösen.»
Damit werde ein vermeintliches, möglicherweise falsches Ideal geschaffen oder verstärkt.
Brust-OPs um mehr als 50 Prozent gestiegen
Kelly Vasileiadou von der «Dr. Kelly Clinic für Plastische Chirurgie und Ästhetik» kennt sich mit dem Thema Brust-OPs aus.
Auch sie nimmt einen klaren Trend bei Brustvergrösserungen wahr: «Wir verzeichnen bereits seit mehreren Jahren einen Zuwachs bei unseren Brust-OPs. Vor allem Brustvergrösserung und Bruststraffungen sind sehr gefragt.» In den letzten zwei Jahren seien Brust-OPs in ihrer Klinik um mehr als 50 Prozent gestiegen.

Einen direkten Zusammenhang mit dem Social-Media-Trend sieht Vasileiadou jedoch nicht. «Wir fragen unsere Patientinnen im Rahmen der Konsultation immer nach ihren Beweggründen. Dabei erhalten wir selten die Rückmeldung ‹das habe ich auf Instagram bei xyz gesehen›.»
Aber sie bekämen schon auch Bilder aus Social Media oder dem Internet gezeigt, mit der Aussage: «So möchte ich das auch».
Trotzdem: Eine Brustvergrösserung sei eine sehr individuelle Operation, abhängig vom Körperbau der Patientin, so Vasileiadou.
Social Media kann Frauen ermutigen
Auch die Lucerne Clinic erlebe seit Jahren eine konstant hohe Nachfrage für Brustvergrösserungen, so Jürg Häcki, Gründer der Klinik.
«Die mediale Aufmerksamkeit rund um Kylie Jenner hat in unserem Fall jedoch nicht zu einem merklichen Anstieg an Anfragen geführt.»
Viele Patientinnen würden sich bereits lange vor einer Entscheidung sehr bewusst mit dem Eingriff beschäftigen – unabhängig von medialen Trends.

Es sei jedoch unbestritten, dass Social Media heutzutage wesentlich zur Transparenz und Aufklärung beitrage, so Häcki.
«Viele Frauen fühlen sich dadurch ermutigt, sich mit dem Thema offener auseinanderzusetzen. Sie erhalten Einblicke, die eine fundierte Entscheidungsfindung unterstützen können.»
Wichtig zu wissen sei: «Die Implantatgrösse in Kubikzentimetern gibt nur Aufschluss über das Gesamtvolumen», erklärt Häcki.
Daher könne man nicht pauschal sagen: ‹Ich nehme dieselbe Anzahl Kubikzentimeter wie Kylie und bekomme dann dieselben Brüste›.
«Jeder Körper ist einzigartig – und genau darauf gehen wir in der Beratung sorgfältig ein.»
Auch Medienkompetenz gefragt
Neben all diesen medizinischen Details brauche es, so Jürg Streuli vom Gesundheitskompass, folgendes: «Medienkompetenz sowie eine bewusste Aufklärung zur Vielfalt und Normalität unserer Körper.»
Letztlich brauche es auch eine kritische Debatte darüber, wer von solchen Trends profitiert. Und wer möglicherweise unter ihnen leidet, so Streuli.