Katja Christ (GLP): «Strukturen ändern für echte Gleichstellung»
Am 30. November stimmt die Schweiz über die Service-citoyen-Initiative ab. Nationalrätin Katja Christ (GLP) aus Basel wirbt für ein klares Ja. Ein Gastbeitrag.

Das Wichtigste in Kürze
- Am 30. November befindet die Stimmbevölkerung über die Service-citoyen-Initiative.
- Katja Christ (GLP) äussert sich im Gastbeitrag zur Initiative, welche sie befürwortet.
- Die Initiative sei ein Schritt zur Geschlechtergleichstellung bei der Landesverteidigung.
Nach einer Kindheit ohne Rollenbilder zeigt der Staat, wie tief alte Muster sitzen. Plötzlich heisst es: Männer an die Front, Frauen an den «Herd». Gleichstellung? Vertagt.

Als könnten Frauen nicht ebenso gut für die Sicherheit unseres Landes einstehen – in der Drohnen- oder Cyberabwehr, im Sanitätsdienst oder sonst wo. Warum sollten das Männer allein und besser können?
Rollenbilder müssen angepasst werden
Ja, wir Frauen erhalten noch immer nicht den gleichen Lohn für gleiche Arbeit. Ja, die Hauptlast der Care-Arbeit tragen weiterhin wir.
Die Frage ist: Wie ändern wir das? Für mich ist klar: Wir müssen das Problem an der Wurzel packen und Rollenbilder für die nächste Generation ausmerzen.

Und dann müssen wir nie mehr hören: «Aber wir leisten halt Militärdienst und ihr ….» Denn ungleicher Lohn und ungleiche Lastenverteilung entstehen nicht zufällig.
Strukturen für echte Gleichstellung ändern
Junge dienstpflichtige Männer sammeln im Militär oder Zivilschutz früh Führungserfahrung, bauen Netzwerke aus und erleben, dass ihr Dienst am Vaterland geschätzt und bezahlt wird.
Junge Frauen hingegen lernen, dass sie trotz Rekrutierungsproblemen «nicht genauso gebraucht» werden – sie sollen derweilen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen und ihr Dienst – die Care-Arbeit – bleibt unbezahlt.
Später wundern wir uns, wenn Männer die besser bezahlten Einstiegsjobs erhalten, weil sie Führungserfahrung mitbringen. Und das zieht sich dann weiter.
Wenn wir echte Gleichstellung wollen, müssen wir die Strukturen heute ändern – nicht erst morgen.
Bisher überwiegend Männer beim Schweizer Militär
Es kann nicht sein, dass unseren Söhnen der Zivildienst erschwert und der Zivilschutz verlängert wird, weil überall Personal fehlt, während man gleichzeitig behauptet, man brauche unsere Töchter nicht, und deshalb einen Bürgerdienst für alle ablehnt.
Ein obligatorischer Orientierungstag für Frauen ist eine hilflose Antwort auf 98 Prozent Männer im Militär, welche Frau tut sich das freiwillig an?
Wir schulden es unseren Kindern, dass sie mit 18 nicht in starre Rollen gedrängt werden, die sie selbst gemäss Umfragen gar nicht wollen. Unsere Söhne sollen nicht länger allein für die Sicherheit des Landes gerade stehen.
Und unseren Töchtern darf nicht länger vermittelt werden, ihr Dienst an der Gesellschaft sei gratis zu leisten.
L’état c’est nous – der Staat sind wir alle. Darum: Ja zur Service-citoyen-Initiative.
Zur Autorin
Katja Christ (*1971) ist seit 2019 Nationalrätin der GLP Basel-Stadt. Seit 2023 ist sie unter anderem Mitglied der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur.












