Er ist nicht zu überhören; der Ton beim Auf- und Zugehen der Zugtüren. Was andere locker umgehen können, ist für eine junge Mutter ein grosser Störfaktor.
Kaum zu überhören: Die sich schliessende Türe an neueren Wagen der SBB-Züge. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Ton beim Öffnen und Schliessen der SBB-Züge ist laut.
  • Für Laura (27), die oft den Zug nutzt, ist dies mit Kind ein Störfaktor.
  • Auch der Blinden- und Sehbehindertenverband findet die Türsignale klar zu laut.
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Seit Laura* (27) mit Kind und Gepäck im Kinderwagen in der Schweiz herumreist, ist es ihr noch einmal stärker aufgefallen: Das überaus laute Piepsen der SBB-Zugtüren, wenn sich diese öffnen und schliessen. «Der Ton ist ja auch nicht zu überhören», erzählt die Mutter eines vier Monate alten Sohnes.

So richtig störe sie der Ton vor allem deshalb, weil sie den geräumigen Kinderwagen nach dem Einsteigen gleich neben der Tür platzieren muss. Denn er ist zu gross, um in ein Sitzabteil zu gelangen (siehe Bild). «Entsprechend warte ich auch bei jedem Ein- und Aussteigen neben der Türe, um den Wagen rasch raus- und wieder zurückzuschieben, damit Velos aus- oder eingeladen werden können.»

Das laute Piepsen: jedes Mal direkt neben ihren Ohren.

Der Thule-Kinderwagen ist zu gross, um ihn ins Sitzabteil nehmen zu können.
SBB Zug SP
Die SBB erklärt auf Anfrage, sie erhalte «vereinzelte» Rückmeldung zum lauten Ton der Türen.
SBB Familenwagen
Für alle, die mit Kinderwagen unterwegs sind, ist die Zugfahrt so oder so schon eine Herausforderung.

Das Problem dabei: Wenn ihr Kind schläft, wacht es jeweils auf. Und auch sonst findet Laura die Lautstärke fragwürdig. «Ich frage mich ernsthaft, ob dieser Ton noch gesund ist für die Ohren eines Babys», so Laura. Und ergänzt mit einem Zwinkern: «Vielleicht will die SBB mit diesem Piepsen aber auch einfach erreichen, dass man nur mit schmalen Kinderwagen Zug fährt?»

Ton in den neueren Zügen gleich

Als ihr Kind bei einer nächsten Zugfahrt mit dem FV-Dosto Intercity erneut vom Ton erwachte, reagierte Laura und machte eine Instagram-Story dazu, in der sie die SBB markierte. Doch eine Reaktion blieb aus.

Bereits im Frühjahr klopfte der Schweizerische Blinden- und Sehbehindertenverband (SBV) mit demselben Problem bei der SBB an. «Für mich als Blinder sind akustische Signale im ÖV wichtig. Aber diese Türsignale sind einfach zu laut», sagte SBV-Mitarbeiter Olivier Maridor damals zu SRF.

Ist Ihnen der Warnton der Zugtüren auch schon aufgefallen?

Beim SBV hätten sich viele Personen gemeldet, die unter den neuen Warnsignalen leiden würden. «Wir haben auch Rückmeldungen von Normalsehenden, die erstaunt sind, dass Blinde derart laute Töne brauchen.» Diese bräuchten sie aber gar nicht, stellt Maridor gegenüber SRF klar.

Weiteres Ärgernis: Das laute Piepsen übertöne die leiseren «Türfinde-Signale», welche Sehbehinderten helfen, den richtigen Knopf zu finden.

Töne gemäss SBB «definiert und verbindlich»

Gegenüber Nau.ch erklärt die SBB lediglich, die Warntöne bei neueren Zügen seien gleich laut.

Diese seien über eine Norm und die EU-Verordnung «definiert und somit verbindlich», so die Erklärung von Mediensprecherin Jeannine Egi. Heisst: Die Tonhöhe und die Lautstärke sind europaweit vorgeschrieben. Auch die Abfolge und die Anzahl der Töne.

Rückmeldungen von Reisenden zu diesem Thema gäbe es «nur vereinzelte», so Egi.

*Name von der Redaktion geändert

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