Mutmassliche Islamisten aus Genf gestehen Irrweg im Glauben
Vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona stehen zwei mutmassliche Islamisten aus Genf, die ihre frühere Radikalisierung inzwischen bereuen.

Die zwei vor dem Bundesstrafgericht stehenden mutmasslichen Islamisten aus Genf wollen sich im Islam geirrt haben. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen vor, einer extremistischen Gruppe angehört zu haben, welche eine kosovarische Region habe destabilisieren wollen.
Konkret sollen die beide Männer eine islamistische Organisation namens «Brüder von Viti» unterstützt und finanziert haben. Sie vereint nach Angaben der Bundesanwaltschaft Männer, die hauptsächlich aus der Stadt Viti im Südosten des Kosovo und zum Teil aus dem angrenzenden Nordmazedonien stammen.
Das Ziel der «Brüder von Viti» war es laut Bundesanwaltschaft, eine politische Destabilisierung im Kosovo auszunutzen, um die Macht in der Region um die Stadt Viti zu übernehmen und dort einen islamischen Staat nach der Scharia zu errichten.
«Brüder von Genf» sollen Terrorgruppe unterstützt haben
Zwischen 2014 und 2022 hätten die beiden Angeklagten, deren Schweizer Ableger, die «Brüder von Genf», geleitet, sagt die Bundesanwaltschaft weiter.
Die Vertreterin der Bundesanwaltschaft sagte am Montag in ihrem Plädoyer, das Verfahren habe alle Anschuldigungen bestätigt. Die Struktur, die Organisation und die Vorkehrungen der «Brüder von Genf» hätten gezeigt, dass diese tatsächlich hätten die «Brüder von Viti» unterstützen wollen.
Für Dienstag waren die Plädoyers der Verteidigung vorgesehen. Die Bundesanwaltschaft wirft den beiden Männern unter anderem Beteiligung an und Unterstützung einer terroristischen Organisation vor.
Angeklagte schildern Bruch mit radikalem Islam
Der jüngere Angeklagte, ein 34-jähriger Schweizerisch-nordmazedonischer Doppelbürger, distanzierte sich am Montag in Bellinzona von den «Brüdern von Viti».
«Ich hatte Sympathie für diese Gruppe, weil sie Gutes für die Bevölkerung in Syrien tat», sagte er vor Gericht. Später wandte er sich nach eigener Aussage von der Organisation ab, weil er enttäuscht darüber war, wie die Religion in Nordmazedonien gelebt wurde und wie sich die «Brüder» verhielten: «Sie waren vor allem am Geld interessiert.»
Auch der ältere Angeklagte, ein 37-jährige Kosovare, sagte vor Gericht, dass er von der Religionsausübung der Bevölkerung und der Mitglieder der «Brüder von Viti» enttäuscht worden sei. Er habe sich daraufhin vom radikalen Islam distanziert, der nicht den Werten entsprochen habe, die ihm sein Vater vermittelt habe.
Waffen laut Aussage nur zur Selbstverteidigung gedacht
Er bedauerte den ihm vorgeworfenen Betrug an Versicherungen und bei Covid-Krediten. Nach eigenen Angaben beging er die Taten, um seine finanziellen Schwierigkeiten zu bewältigen. Im Falle einer Landesverweisung befürchtet er Vergeltungsmassnahmen seitens der «Brüder von Viti».
Auch der jüngere Angeklagte will Gelder aus Versicherungs- und Sozialhilfebetrug für seine persönlichen Bedürfnisse verwendet haben und nicht für die «Brüder von Viti».
Der ältere Angeklagte sagte, Waffen und Munition seien im Kosovo nicht versteckt worden, um die Macht zu ergreifen, sondern um sich im Fall eines Angriffs gegen Serbien wehren zu können.
Vorwurf: Verbreitung extremistischer Propaganda
Im Jahr 2016 sollen die beiden Männer im Kosovo vier Kalaschnikow-Sturmgewehre, eine Pistole und 3000 Patronen in einem Versteck deponiert haben. Mehrere Waffenlager sollen von anderen Gruppen in der Region eingerichtet worden sein.
Den beiden Angeklagten wird zudem vorgeworfen, in Genf Treffen abgehalten zu haben, um andere Personen von ihrer Sache zu überzeugen und diese zu indoktrinieren. Zu diesem Zweck sollen sie mehrere Imame eingeladen und beherbergt haben.
Schliesslich wird der Doppelbürger beschuldigt, propagandistische Lieder und Gewaltdarstellungen besessen und verbreitet zu haben. Auf seinem Telefon wurden ein Foto und ein Video gefunden, auf denen zu sehen ist, wie ein Mann bei lebendigem Leibe vergraben wird.










