Ein 49-Jähriger wurde in Lausanne zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte zwei minderjährige zur Prostitution gezwungen.
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Das vergitterte Fenster einer Einzelhaftzelle. (Symbolbild) - dpa

Ein 49-jähriger Nigerianer ist am Dienstag in Lausanne wegen Menschenhandels, Geldwäscherei und Anstiftung zu rechtswidriger Einreise und unbefugtem Aufenthalt verurteilt worden. Er hatte zwei minderjährige Landsfrauen in die Schweiz gebracht und zur Prostitution gezwungen.

Der Mann wurde zu viereinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Zudem sprach das Gericht gegen ihn eine Freiheitsstrafe von 180 Tagen zu einem Tagessatz von 30 Franken aus. Ferner muss seinen beiden jungen Opfern je 25'000 Franken Schmerzensgeld zahlen.

In der Verhandlung am Montag hatte die Staatsanwaltschaft eine Haftstrafe von fünf Jahren und eine Geldstrafe von 365 Tagessätzen beantragt. Der Verteidiger des Nigerianers verlangte einen Freispruch.

Mann weist die Vorwürfe zurück

Er werde das Urteil nach Rücksprache mit seinem Mandanten wahrscheinlich ans Kantonsgericht weiterziehen, sagte er der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. «Mein Mandant hat stets jegliche Beteiligung an den ihm vorgeworfenen Taten bestritten», so der Anwalt. Der Mann behauptete, die Opfer nicht zu kennen.

Der Nigerianer, der zur Zeit seiner Vergehen zwischen der Schweiz, Italien und Spanien pendelte, stand vor Gericht, weil er 2016 zwei 14 und 15 Jahre alte Mädchen aus Nigeria illegal in die Schweiz gebracht und zur Prostitution gezwungen hatte. Seine Frau fungierte dabei als aktive Komplizin. Der Mann lebt heute mit seiner Partnerin in Nancy (F), wo er politisches Asyl beantragt hat und von Sozialhilfe lebt.

Diese beiden jungen Frauen, heute 19 und 20 Jahre alt, stammen aus bescheidenen Verhältnissen. In der Schweiz angekommen, wurden die beiden Minderjährigen unter der Aufsicht einer Frau namens Mirabelle zur Prostitution gezwungen. Sie gaben sich dabei als Erwachsene aus.

Die beiden nigerianischen Mädchen wurden von der Frau des Menschenhändlers verprügelt und mit dem Tod bedroht. Zudem mussten sie ihre gesamten Einkünfte abgeben, unter dem Vorwand, dass jede von ihnen die 40'000 Euro zurückzahlen müsse, mit denen sie über Niger, Libyen und Italien nach Europa gekommen waren.

Betroffene: «Ich dachte, ich würde einen normalen Job machen»

«Ich dachte, ich würde einen normalen Job machen, als ich in Europa ankam, und am Ende musste ich mich zwei Jahre lang prostituieren. Ich fühlte mich schlecht, ich war traurig und weinte die ganze Zeit. Ich hatte sogar eine Infektion, die mich ins Chuv (Anm. d. Red.: Universitätsspital in Lausanne) brachte. Es war eine schreckliche Erfahrung, die mir lange Zeit Albträume bescherte. Ich muss heute noch Medikamente nehmen, um schlafen zu können», sagte eines der Opfer am Montag im Zeugenstand. Die junge Frau absolviert nun eine Lehre bei einem Grossverteiler.

Laut der Anklageschrift wurden sieben weitere minderjährige nigerianische Mädchen Opfer der Handlungen des Angeklagten und seiner Partnerin. Sie haben aber keine Anzeige erstattet.

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