Sie zweigten bei der SBB über drei Millionen Franken ab, kauften sich Häuser und Autos damit. Dennoch müssen vier ehemalige Angestellte nicht ins Gefängnis.
sbb
Ein Zug der SBB. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zwischen 2009 und 2012 betrogen vier Männer die SBB um 3,2 Millionen Franken.
  • Nun werden sie nach einer Einigung vor dem Bundesstrafgericht milde Strafen erhalten.
  • Sie zahlen knapp ein Viertel des Geldes zurück – und behalten alle gekauften Luxusgüter.
Ad

Nächsten Dienstag müssen sich vier Männer vor dem Bundesstrafgericht verantworten. Die ehemaligen SBB-Angestellten haben bei ihrem Arbeitgeber über drei Millionen Franken illegal abgezweigt, der Betrug flog im Jahr 2012 auf. Dennoch dürfen sie mit milden Strafen rechnen.

Die Beschuldigten, darunter ein ehemaliger SVP-Lokalpolitiker, haben sich nämlich im Vorfeld mit dem Gericht geeinigt. Sie haben den Betrug eingestanden und kommen im Gegenzug mit bedingten Gefängnisstrafen von 18 bis 24 davon, schreibt der «Tagesanzeiger».

Betrüger zahlen knapp ein Viertel zurück

Tatsächlich hinter Gitter muss also wohl keiner von ihnen. Bei einer Schadenssumme von 3,2 Millionen Franken dürfte auch die Summe von höchstens 250'000 Franken an die SBB verschmerzbar sein. Zudem übernehmen sie die Verfahrenskosten.

Zugleich profitieren die Betrüger weiterhin von dem ergaunerten Geld. Ihre sanierten Häuser, einen 60'000-Franken-Swimmingpool, einen Porsche Cayenne und ihre Harley-Davidson-Töffs können sie behalten.

Hauensteintunnel
Der Tunnel wird während einigen Wochen gesperrt.
SBB
Mit gefälschten Rechnungen betrogen vier Männer die SBB um 3,2 Millionen Franken.
Pool
Von dem Geld kauften sie sich Pools und sanierten ihre Häuser. (Symbolbild)
Porsche
Dazu kauften sie sich teure Autos, Motorräder und elektronische Geräte.
Deal
Dank einem aussergerichtlichen Deal entgehen sie jedoch einer Gefängnisstrafe.

Zu dem so erreichten «luxuriösen Lebensstil» gehören gemäss Anklageschrift zudem auch elektronische Geräte, Partys und VIP-Tickets für Festivals. Auch Angehörige profitierten: Einer der vier bezahlte die Sanierung der Modeboutique seiner Ehefrau, ein anderer die neue Garage seiner Schwester.

Über drei Jahre lang zweigten die vier Angestellten immer wieder Geld ab. Dazu nutzen sie vor allem die Position von einem der Haupttäter als Bauführer bei einer Ostschweizer Firma. Diese erhielt regelmässig Aufträge von der SBB, was dieser mit gefälschten Rechnungen ausnützte. Seine drei Komplizen – alle bei der SBB-Division für Infrastruktur angestellt – garantierten dann, dass die geforderten Beträge ausbezahlt wurden.

Führen sie einen «luxuriösen Lebensstil»?

Im Jahr 2012 war es dann damit zu Ende. Die gefälschten Rapporte wurden entdeckt und die Untersuchungen gegen das Betrüger-Quartett eingeleitet. Nun sollen sie wegen gewerbsmässigen Betrugs, mehrfacher Urkundenfälschung sowie mehrfacher ungetreuer Amtsführung verurteilt werden.

Grosser Schaden für SBB

Dank dem abgekürzten Verfahren kommen sie jedoch glimpflich davon. «In einem ordentlichen Verfahren wären die Chancen für unbedingte oder teilbedingte Gefängnisstrafen wohl ziemlich gross gewesen.» Das erklärt ein Rechtsexperte gegenüber dem «Tagesanzeiger». Die Bundesanwaltschaft widerspricht.

Fest steht, die Ex-Mitarbeiter dürfen sich auch diesen Sommer mit ihren Autos, Motorrädern und Pools vergnügen. Die SBB bleiben jedoch auf einem Millionenschaden sitzen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

BundesanwaltschaftGerichtPorscheSVPStrafeSBBBundesgerichtFranken