Der Strafrechtler und Korruptionsexperte Mark Pieth wirft der Bundesanwaltschaft nach dem Blatter- und Platini-Prozess eine «absonderliche Nähe» zur Fifa vor.
schweizerische Bundesanwaltschaft
Der Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth kritisierte die Schweizerische Bundesanwaltschaft wegen des Fifa-Verfahrens. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Strafrechtler Mark Pieth stellt die Unabhängigkeit der Bundesanwaltschaft infrage.
  • Grund sei die «absonderliche Nähe» zum Weltfussballverband Fifa.
  • Er wirft der Bundesbehörde «mangelnde Kontrolle bei der Amtsführung» vor.

Laut Basler Strafrechtler und Korruptionsexperte Mark Pieth hat das Bundesstrafgericht in Bellinzona mit dem Freispruch der früheren Präsidenten der Fifa und Uefa, Joseph Blatter und Michel Platini, «das grosse Thema» umgangen - nämlich die «absonderliche Nähe» der Bundesanwaltschaft zur Fifa.

«Die Bundesanwaltschaft hat den Fall verbissen gewinnen wollen und da fragt man sich, wieso eigentlich?», sagte Mark Pieth am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Pieth stellt Unabhängigkeit der Bundesanwaltschaft infrage

Die grosse Frage sei, ob die Bundesanwaltschaft eingespannt worden sei, um Gianni Infantino den Weg zum Fifa-Präsidium zu ebnen. Die Sachlichkeit und Unabhängigkeit der Bundesanwaltschaft sei dadurch infrage gestellt, so Pieth.

Es sei nachvollziehbar, dass das Gericht «das grosse Thema» nicht habe aufmachen wollen. «Das Gericht wollte den Fall klein behalten und lösen», so Pieth. Dadurch sei verhindert worden zu riskieren, dass der Fall verjährt.

Pieth rät der Bundesanwaltschaft davon ab, Berufung einzulegen. «Die Luft bei dem Fall ist draussen», sagte er. Dass sich einzelne Personen in der Bundesanwaltschaft so in den Fall «verbissen» hätten, ist für Pieth «ein Beispiel mangelnder Kontrolle bei der Amtsführung». Er hofft, dass sich das mit dem jetzigen Bundesanwalt ändert.

Auch die Fifa kommt laut Pieth «schwach» aus dem Prozess raus. Sie habe mit dem grossen investierten juristischen Aufwand gezeigt, dass sie Platini «versenkt» haben wollte. Infantino habe scheinbar Angst, dass Platini ihm Konkurrenz um den Fifa-Sitz machen könnte.

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