Männergruppe verfolgt Meitli am Bahnhof Bern
Eine Gruppe Männer spricht drei Mädchen an – und akzeptiert kein Nein. Sie verfolgen die Kinder durch den Bahnhof Bern und filmen sie.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Gruppe Männer verängstigt drei Mädchen am Bahnhof Bern.
- Erst sprechen sie sie an, dann verfolgen und filmen sie die Kinder.
- Obwohl die Mädchen zur Polizei gehen, hat das Ganze keine Konsequenzen.
Mittwochnachmittag. Drei Mädchen im Alter von 12, 13 und 14 Jahren sind allein in der Stadt Bern unterwegs. Sie haben sich zum Shoppen getroffen.
Eine Gruppe von vier jungen Männern kommt auf sie zu – und spricht sie in einer fremden Sprache an. Mithilfe einer Übersetzer-App auf dem Handy fragen sie sie schliesslich nach ihren Nummern.
Damit beginnt eine Tortur, die auf dem Polizeiposten endet.
«Warum lauft ihr weg?»
«Am Bahnhof Bern wurden meine Kollegin und ich von drei völlig verängstigten Mädchen angesprochen», erzählt Leana K.* (17) Nau.ch.
Die Kinder berichten den beiden Lernenden, sie würden von vier Männern verfolgt. «Sie erzählten uns, wie sie ihnen davonliefen. Wenig später bekam aber ein Mädchen gruselige Nachrichten von einem der Typen.»
K. vermutet, das Mädchen habe seine Nummer aus Angst oder in der Hoffnung, dadurch in Ruhe gelassen zu werden, herausgegeben.

Die Jüngste der Gruppe ist bereits verängstigt nach Hause gegangen, als die Kinder die 17-Jährige und ihre Kollegin ansprechen. Ein viertes Mädchen, das die zwei zur Unterstützung gerufen hatten, ist nun aber bei ihnen.
«Sie zeigten mir Videos, die die Männer von weitem von ihnen gemacht hatten und ihnen zugeschickt hatten. Zudem schickten sie ihnen Nachrichten wie ‹Warum lauft ihr weg?›»
Später erhält das Mädchen solche Nachrichten auch von zwei anderen unbekannten Nummern – offenbar weiteren Männern aus der Gruppe.
«Wirkte, als hätten die Typen richtig Spass daran»
«Für mich wirkte das Ganze, als hätten die Typen richtig Spass daran, den Mädchen Angst einzujagen.»
Und: «Sie zeigten mir die Profilbilder. Anhand davon schätze ich, dass die Typen zirka 17 bis 19 Jahre alt waren», berichtet K.
Also alt genug, um zu wissen, dass das, was sie hier taten, «völlig daneben ist».
Die Jugendlichen zögern nicht und begleiten die Mädchen zum Polizeiposten im Bahnhofsgebäude. «Die Situation war für sie natürlich sehr beängstigend, ein Mädchen weinte fast.»
Nachdem sie die Situation geschildert haben, befragt die Polizei die Kinder in einem separaten Raum.
Polizist: Können da nicht viel machen
Wenig später entlässt ein Polizist Leana K. und ihre Kollegin. «Er meinte, sie können da nicht viel machen, ausser die Mädchen aufs Gleis zu begleiten.»
Durch die Scheibe sieht die 17-Jährige, wie ihr eines der Mädchen noch einen letzten verängstigten Blick zuwirft.
«Ich wünschte, ich wüsste, wie die Geschichte ausgegangen ist», sagt sie zu Nau.ch. Und ganz zufriedengestellt hat sie die Antwort der Polizei nicht.
«Sie zum Gleis zu begleiten, finde ich nicht genug. Die Typen könnten den Mädchen bis vor die Haustür folgen.»
Ob die Belästigung für die vier Männer rechtliche Konsequenzen haben wird, weiss sie nicht. Klar ist: Zugang zu Fotos der Täter hätte die Polizei jedenfalls. Die Mädchen haben ihre Profilbilder und selbst Bilder von ihnen aufgenommen.
Belästigung hat keine Konsequenzen
Doch wie eine Nachfrage bei der Kantonspolizei Bern ergibt, spielt das keine Rolle. Für die Männer hat das Ganze keine Konsequenzen.
Die Kapo bestätigt den Zwischenfall auf Anfrage von Nau.ch. Laut Mediensprecherin Chiara Bovigny zeigten die Mädchen der Polizei die Nachrichten, die die jungen Männer ihnen geschickt hatten.
Diese hätten allerdings keine strafrechtlich relevanten Inhalte enthalten. «Das heisst: weder sexuelle noch drohende. Eine Orientierung der Eltern oder eine Begleitung wurden nicht gewünscht», sagt die Polizeisprecherin.
Die Polizei habe die Gruppe informiert, dass sie sich bei erneuten Problemen jederzeit über die Notrufnummer melden können.
Eine Häufung solcher Zwischenfälle in den letzten Wochen stellt die Kapo nicht fest.
*Name von der Redaktion geändert











