Der Bundesrat will die Corona-Regeln bald lockern. Keinen Entscheid hat er aber gefällt, was die Gastro-Betriebe betrifft. Ein Gastronom befürchtet Schlimmes.
Michel Péclard Coronavirus
Der Zürcher Star-Gastronom Michel Péclard nervt sich über die Regeln für Beizen, die wegen des Coronavirus gelten. - peclard.net
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Das Wichtigste in Kürze

  • Heute Donnerstag hat der Bundesrat über seine Lockerungs-Pläne informiert.
  • Während Kinos und Museen ab Mai wieder öffnen dürfen, tappen Gastro-Betriebe im Dunkeln.
  • Ein Gastronom kritisiert das Vorgehen des Bundesrats.

Am Donnerstag hat die Regierung eine Lockerung des Corona-Lockdowns in drei Etappen kommuniziert. Coiffeur, Massage- oder Kosmetikstudios dürfen bereits ab dem 27. April wieder ihre Türen öffnen.

Am 11. Mai folgen die obligatorischen Schulen und andere Läden, am 8. Juni Zoos, Museen und Bibliotheken. Und wie steht es um Bars und Restaurants? «Dazu haben wir noch keine Entscheide gefällt», entgegnete Simonetta Sommaruga kurz und knapp.

Simonetta Sommaruga Coronavirus
Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga bei einer Pressekonferenz zum Coronavirus. - Keystone

Vielmehr soll die Branche Lösungen vorschlagen. Doch diese ist sauer – und befürchtet verheerende Folgen.

«Für viele Betriebe ist das tödlich»

Michel Péclard hofft auf eine Wiedereröffnung der Bar- und Restaurantbetriebe vor Mitte Juni. Beim Zürcher Star-Gastronom stösst die Kommunikation der Regierung auf Unverständnis.

«Ich kann ja nachvollziehen, warum der Bundesrat abwarten will, wie sich die Fallzahlen entwickeln. Aber wenn in der Gastronomie noch zwei Monate lang nichts laufen wird – für viele Betriebe ist das tödlich.»

Wenn der Lockdown für Gastrobetriebe tatsächlich bis Mitte Juni andauere, werde es «Konkurse hageln». Péclard zieht den Vergleich zu den Grossveranstaltungen. «Hätte der Bundesrat entschieden, bis im August keine Veranstaltungen zu erlauben, wäre das viel einfacher gewesen.» So würden die Organisatoren in der Ungewissheit zurückgelassen und können nicht richtig planen.

Coronavirus
Wegen des Coronavirus fürchten Gastronomiebetriebe um ihre Existenz. - Keystone

Péclard führt in den Regionen Zürich und in Arosa mehr als ein Dutzend Betriebe. Um seine Existenz fürchtet er nicht. «Wir haben das Glück, eine gute Versicherung zu besitzen und genügend Geld auf der Seite zu haben.» Es sind andere, kleinere Gastrounternehmen, um deren Bestehen er sich Sorgen macht.

Trotzdem bleibt die Situation auch für Péclard schwierig. «Ich habe 170 Leute, die darauf warten, wieder arbeiten zu können. Es ist nichts los – das ist furchtbar, auch für sie.» Er hat wie tausende andere Unternehmer Kurzarbeit angemeldet. Der Gastronom betont, dass er seinen Angestellten bislang jedoch 100 Prozent ihres Lohns bezahlen konnte.

Gäste rufen ungeduldig an

Doch nicht nur die Mitarbeitenden warten angespannt auf eine Wiedereröffnung seiner Betriebe. Péclard erhält immer wieder Anrufe von ungeduldigen Gästen. «Ob die Leute das wirklich aushalten, bei diesem schönen Wetter noch zwei Monate lang Zuhause zu bleiben – ich weiss es nicht.»

Péclard lobt den Bundesrat für seine bisherige Handhabung der Corona-Krise. Aber die Tatsache, dass er keine einheitlichen Regeln für die Mietzahlungen von Gastrobetrieben aufstellt, stösst ihm sauer auf.

Coronavirus
Ein wegen des Coronavirus geschlossenes Restaurant in Laufenburg AG. - Keystone

Während einige Betriebe auf die Kulanz ihrer Vermieter zählen können, werden anderen Betreibungen angedroht. «Natürlich würde es die Immobilienunternehmen auch schmerzen, zwei Monate auf Miete verzichten zu müssen. Aber es wäre weniger gravierend als die Reihe an Konkursen, die uns sonst bevorsteht.»

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