Im Jahr 2020 gab es in der Schweiz mehr Urteile gegen Jugendliche wegen Gewalttaten als im Vorjahr. Dafür gingen die Urteile wegen Drogendelikten zurück.
Jugendliche
1060 Jugendliche wurden 2020 in einer Einrichtung ausserhalb ihrer Familie untergebracht. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gegen Jugendliche wurden 2020 mehr Urteile wegen Gewaltdelikten ausgesprochen,
  • Dafür ging die Anzahl Urteile zu Drogendelikten im Vergleich zum Vorjahr zurück.
  • Allerdings sind die Zahlen nur bedingt vergleichbar.

Die Urteile gegen Jugendliche wegen Gewalttaten haben 2020 gegenüber dem Vorjahr um 23 Prozent zugenommen. Urteile wegen einer Straftat des Strafgesetzbuchs stiegen um 10 Prozent; die Urteile wegen Drogendelikten sanken dagegen um 18 Prozent. Insgesamt stieg die Zahl der Verurteilungen von Jugendlichen um 10 Prozent auf 20'611. Das teilte das Bundesamt für Statistik am Montag mit.

Das Amt schränkt ein, dass sich die Zahlen nur bedingt mit jenen der Vorjahre vergleichen lassen. Die Angaben der Vorjahre nämlich beschränkten sich auf die wichtigsten Gesetze. Die neue Statistik umfasst erstmals alle Urteile nach Jugendstrafrecht.

Freiheitsentzug erst mit 15 Jahren

Mit 7944 ergingen die meisten Urteile gegen Jugendliche 2020 wegen einer Straftat. Auf dem zweiten Rang folgten 4825 Urteile wegen Betäubungsmittelkonsum. Hinzu kamen Straftaten gegen das Strassenverkehrsgesetz (3829) und das Transportgesetz (3418). Darunter fielen das Werfen von Gegenständen aus Fahrzeugen, das Blockieren einer Zugtüre zur Abfahrtsverzögerung oder die unbefugte Benutzung eines Wartsaals.

Amerikanerin wegen Mordes verurteilt.
Ein Gerichtssaal. (Symbolbild) - pixabay

Das Jugendstrafgesetz lässt die Verurteilung zu Freiheitsentzug oder Busse erst nach dem bei der Tat vollendeten 15. Altersjahr zu. So erhielten im vergangenen Jahr die unter 15-Jährigen in 56 Prozent der Urteile einen Verweis. 45 Prozent wurden zu einer persönlichen Leistung verknurrt und nur in 6 Prozent der Fälle erfolgte ein Freiheitsentzug.

Strafe und Massnahme als häufigste Lösungswege

1060 Jugendliche waren 2020 fremdplatziert. Dazu zählen Untersuchungshaft, vorsorgliche Schutzmassnahmen in offener oder geschlossener Unterbringung, im Urteil ausgesprochene Schutzmassnahmen und Freiheitsentzug.

Die überwiegende Anzahl von 95 Prozent der Fälle gemäss Jugendstrafrecht wurde 2020 mit einer Strafe oder einer Massnahme geahndet. Andere gesetzlich vorgesehene Lösungswege wie Vergleich, Wiedergutmachung oder Mediation kamen weit weniger zum Tragen.

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