Los entscheidet, wer Steinböcke abschiessen darf
Im Wallis dürfen Ausländer gegen eine Gebühr Steinböcke schiessen. Weil die Nachfrage grösser als das Angebot war, musste das Los entscheiden.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton Wallis erlaubt nicht-einheimischen Jägern die Jagd auf Steinböcke.
- Weil es mehr Interessenten als zu schiessende Tiere gab, entschied das Los.
- Eine Tierschützerin spricht von Trophäenjagd und kritisiert sie als «ethisch fragwürdig».
Nach einem vier Jahre währenden Verbot dürfen dieses Jahr wieder Touristen im Wallis Steinböcke schiessen. Dafür müssen sie sich an strengere Auflagen halten und das nötige Los-Glück haben. Darüber berichtet «CH Media».
2019 kam die Walliser Steinbock-Jagd durch ausländische und ausserkantonale Jäger ans Licht und in die Kritik: Bei einer Reportage war von «Steinbock-Safari» reicher Ausländer die Rede, die Jagdethik wurde teils missachtet. So wurden teils die Köpfe der erlegten Tiere abgetrennt und der Kadaver zurückgelassen. In der Folge wurde 2021 nach einer Petition ein Verbot erlassen.
Dieses Jahr wurde es wieder aufgehoben. Neu aber werden die Abschüsse über den Kanton vermittelt, Interessierte brauchen ein Jagdpatent und müssen die Treffsicherheit beweisen. Ein Wildhüter begleitet die Touristen und bestimmt, welches Tier geschossen wird. Ausländische und ausserkantonale Jäger dürfen bloss männliche Böcke über 11 Jahren schiessen und müssen 25'000 Franken, respektive die Hälfte bezahlen.
Laut der Walliser Dienststelle für Jagd, Fischerei und Wildtiere meldeten sich 16 ausländische und 13 ausserkantonale Interessierte. Damit wurde das Angebot überstiegen: Von den 34 über elfjährigen, zu schiessenden Böcken sind elf für ausländische und sieben für ausserkantonale Jäger vorgesehen. Deshalb musste mit dem Los entschieden werden, wer eine Abschussberechtigung erhielt.
Einnahmen von 460'000 Franken
Mit den Jagdkunden nimmt der Kanton Wallis auch Geld ein: In diesem Jahr werden 460'000 Franken an Einnahmen erwartet. Der Kanton argumentiert, der Abschuss der älteren Männchen sei ein «integraler Bestandteil» der Steinwildregulierung.
Brigitte Wolf, Präsidentin der Walliser Gesellschaft für Wildtierbiologie, hingegen warnt, dass die älteren Böcke wichtig für die soziale Struktur seien. Fehle der Chef in einer Herde, könne es zu Machtkämpfen und zur Destabilisierung kommen.
Sie kritisiert, dass ausländische und ausserkantonale Touristen wieder Steinböcke schiessen dürfen. Es handle sich nicht nur um eine Regulierung nach wildbiologischen Kriterien, «sondern ganz klar auch um Trophäenjagd».
Es sei auch «ethisch fragwürdig», die Tiere zu verkaufen. Sie warnt, dass dereinst mehr Tiere freigegeben werden könnten, um Budgetlöcher zu stopfen. «Das darf nicht passieren.»