Jetzt lassen sich schon Männer das Gesicht straffen
Immer mehr Schweizer Männer gehen zum Beauty-Doc. Nau.ch hat bei Kliniken nachgefragt, wofür sich die Männer unter das Messer legen — und woran man es erkennt.

Das Wichtigste in Kürze
- Immer mehr Männer lassen sich ihr Gesicht straffen.
- Mit einem Facelift oder einem Deep-Plane-Facelift ist das möglich.
- Die Gründe dafür sind unterschiedlich, nicht selten ist es die neue Partnerin.
Beauty-Behandlungen, insbesondere Face-Lifts, sind kein weiblicher Trend mehr. Inzwischen lassen sich auch Schauspieler wie Bradley Cooper (50) oder Latino-Superstar Ricky Martin (53) das Gesicht straffen.
Ob angehobene Wangenknochen, gestraffte Augenlider oder eine definierte Jawline (dt. Kieferpartie): Die Vorher-Nachher-Bilder zeigen klare Veränderungen (Galerie unten).
Auch in der Schweiz legen sich immer mehr Männer für ein Facelift unters Messer. Der Eingriff hat es aber in sich.
Haut wird aufgeschnitten und gestrafft
«Beim klassischen Face-Lift wird meist nur die Haut und die oberflächliche SMAS-Schicht (tieferes Bindegewebe, Anm. d. Red.) gestrafft.» Das erklärt Alexandra Lüönd, Gründerin der Beauty2Go-Kliniken und Nau.ch-Kolumnistin.
Bei einer solchen Prozedur wird die Gesichtshaut aufgeschnitten, angehoben, nach hinten gestrafft und anschliessend wieder vernäht. Der Effekt könne flacher oder gar «gezogen» wirken, erklärt Lüönd.
Bei einem Deep-Plane-Facelifting arbeite man hingegen mit einer tieferen anatomischen Schicht des Gesichts. «Also dort, wo sich Muskeln, Bänder und Fettkompartimente befinden», sagt Lüönd.
«Der Eingriff ist technisch anspruchsvoll und erfordert viel Erfahrung», erklärt sie. Man arbeite mit der tiefsten Gesichtsschicht, wo auch die Mimikmuskulatur verlaufe.
Das gesamte Kompartiment, also Haut, Muskel und Fett, werde gemeinsam angehoben. «Durch diese vertikale Repositionierung entsteht ein natürlicher, dreidimensionaler Effekt», sagt die Beauty-Kolumnistin.
Anders als bei einem klassischen Face-Lift werde die Haut nicht «gezogen», sondern die tieferen Muskelschichten repositioniert. Lüönd: «Dadurch bleibt der Ausdruck natürlich und lebendig.»
Die Mischung macht's
Bei Schauspieler Bradley Cooper zeigen Details: «Mit grosser Wahrscheinlichkeit hatte er ein Deep-Plane-Facelifting.»
«Das erkennt man an den veränderten Ohrläppchen», sagt Lüönd. Die Haut hinter den Ohren sei leicht geraffelt. «In seinem Fall wirkt das Ergebnis allerdings etwas zu weich», sagt die Beauty-Spezialistin.
Er habe jedoch zu viel Botox in der oberen Gesichtshälfte verwendet. Wenn die Stirn völlig unbewegt sei, verliere das Gesicht an Ausdruck und wirke femininer.
Der Sänger Ricky Martin gilt als gelungeneres Beispiel. Aber: «Auch bei ihm deuten die Ohrläppchen auf ein Deep-Plane-Lifting hin.»
«Er konzentrierte sich stärker auf das Untergesicht», erklärt Lüönd. Vermutlich wurde zusätzlich Hyaluron entlang der Jawline eingesetzt. «Das Ergebnis ist maskulin, präsent und sehr harmonisch», sagt die Expertin.
Bei manchen Promis sorgt der ungewöhnlich geraffte Ausdruck jedoch für Diskussionen. Bilder von Carmen Geiss nach ihrem Facelift lösten zuletzt besonders schockierte Reaktionen aus.
Zunehmende Nachfrage
Trotzdem lassen sich Männer vom Beauty-Wahn anstecken. «Männer holen in der Ästhetik deutlich auf», sagt Lüönd. Anders als bei Frauen gehe es Männern jedoch weniger um Veränderung, sondern um eine subtile Optimierung.

Häufig liege der Impuls in einer Phase der Neuorientierung: der typischen Midlife-Crisis. «Mitten in der Nacht des Lebens», wie Lüönd es formuliert.
Rund um das 40. Lebensjahr, wenn sich berufliche und private Strukturen verändern, steige das Interesse an ästhetischen Korrekturen.
Das sei jedoch nicht immer ausschlaggebend. Manchmal sei es eben auch einfach «eine jüngere Partnerin», sagt Lüönd mit einem Schmunzeln.
Männer wollen optimieren, nicht verändern
«Männer entscheiden sich selten aus Eitelkeit», sagt Lüönd. Viele würden sich an müden Augen, abgesunkenen Wangen oder einer undefinierten Kieferlinie stören.
«Ein gut gemachter Deep-Plane-Lift kann da sehr viel verändern – nicht im Sinne einer neuen Person, sondern einer rückgewonnenen Balance.»
Für den Eingriff und das Jünger-Aussehen müssen die Männer jedoch tief in die Tasche greifen. In der Schweiz liegen die Kosten bei 30'000 bis 40'000 Franken — «je nach Umfang und Operateur», so Lüönd.
Für knapp 100'000 bis 150'000 US-Dollar kann man sich in den USA unter das Messer legen. Insbesondere in New York oder Beverly Hills – wo sie Superstars leben – seien die Preise hoch.
Ein Deep-Plane-Lifting dauere in der Regel zwei Stunden länger als ein klassisches Facelift. Das Ergebnis halte dafür deutlich länger, «oft zehn Jahre und mehr.»
Auch Botox & Co. sind gefragt
Der Beauty-Trend sei ohnehin «spürbar», sagt Lüönd. In der Schweiz liege der Anteil der Männer inzwischen bei zehn bis 15 Prozent. In den Beauty2Go-Kliniken aktuell bei rund acht Prozent. Tendenz steigend.
Besonders gefragt seien minimalinvasive Verfahren: Botox, Hyaluron für Kinn und Jawline sowie Biostimulatoren, die die Hautqualität langfristig verbessern. Dafür lege man in der Schweiz je nach Region 350 bis 800 Franken auf den Tisch.
«Männer bevorzugen natürliche, maskuline Ergebnisse, so Lüönd. «Bloss nichts Künstliches.»
Und wo lassen sie es spritzen? Im Fokus stehe oftmals das Mid-Face, also Wangen und Augenpartie. Das könne bei Volumenverlust absolut sinnvoll sein, erklärt Lüönd. Im Vordergrund stehe jedoch die Erhaltung des maskulinen Looks, nicht die «Backen-Optik».
Den Männern geht es also vielmehr um den kantigen Look als um die Betonung der Kurven. Perspektivenwechsel: «Bei Frauen darf man beide Partien betonen, um den femininen, sanften Look zu verstärken.»
Jeder vierte Mann lässt sich operieren
Auch Werner Mang, Chefarzt der Bodenseeklinik, bestätigt den Trend. Er beobachtet einen stetigen Anstieg seiner männlichen Kundschaft.
«Jede vierte Person, die eine Schönheitsoperation durchführen lässt, ist ein Mann», sagt er gegenüber Nau.ch.
In der Bodenseeklinik würden jedes Jahr etwa 300 Faceliftings durchgeführt, darunter auch viele Männer.
Zu den Männern, die sich unter das Messer legen, dürfte auch Bradley Cooper zählen. Aber: «Er hat es meiner Ansicht nach mit Botox und Hyaluron etwas übertrieben», findet Mang.
Auch die Promis übertreiben es
Vom Übertreiben können auch Ryan Gosling und David Beckham ein Lied singen.
Bei beiden sehe man das, «was wir in der Fachsprache als Overfilled Face bezeichnen», erklärt Alexandra Lüönd. Wenn die natürliche Anatomie nicht respektiert werde, führe das zu einem «aufgedunsenen» oder «pausbäckigen» Look.
«Bei Ryan Gosling wäre eine ausgeprägtere Jawline extrem spannend», beobachtet Lüönd. «Er hat von Natur aus ein spitzes Kinn, das ihm einen eher femininen Ausdruck verleiht.»
Ein gezielter Hyaluronaufbau könnte helfen, sein Gesicht «maskuliner, definierter und zugleich völlig natürlich zu gestalten».
Dienstleistung boomt bei Schweizern
Klar ist: Chirurgische Eingriffe sind immer wieder ein Thema, das bei den Sprechstunden aufkommt – auch in der Schweiz. «Viele dieser Männer haben geäussert, dass sie wieder jünger aussehen möchten», sagt der Chefarzt Werner Mang.
Und weiter: «Meist ist es auch aus beruflichen Gründen. Beginnend bei Managern, Anwälten und Politikern, oder weil man eine jüngere Partnerin hat.»
Und da der Körper trotz gesundem Lebensstil altert, seien diverse Operationen auch darauf zurückzuführen. «Deshalb ist die häufigste OP bei Männern Schlupflider, Tränensäcke und Bodycontouring an Bauch und Hüfte», so Mang.
«Schönheit ist Selbstpflege mit Strategie»
Dass Männer heute bewusster in ihr Erscheinungsbild investieren, begrüsst Lüönd. Sie glaubt: «Schönheit ist kein Luxus, sondern Selbstpflege mit Strategie.»
Das beste Kompliment sei nicht «Was wurde gemacht?», sondern «Du siehst grossartig aus – warst du in den Ferien?»
Und überhaupt: «Ziel ist nicht, jünger auszusehen – sondern wieder so auszusehen, wie man sich fühlt.»























