Jetzt auch Möbelgigant XXXLutz: Ist Homeoffice out?

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Zofingen,

Zu Corona-Zeiten hiess es noch, Homeoffice sei die Zukunft. Nun krebsen immer mehr Firmen zurück. So jetzt auch Möbel-Riese XXXLutz.

XXXLutz
Der Möbel-Gigant XXXLutz erlaubt seinen Mitarbeitenden nicht mehr, im Homeoffice zu arbeiten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • XXXLutz und Co. schicken ihre Mitarbeitenden ab Oktober zurück ins Büro.
  • Immer mehr Schweizer Firmen schränken das Homeoffice ein.
  • Dennoch glauben Expertinnen nicht, dass es gänzlich verschwinden wird.

Ab Oktober ist Schluss mit Homeoffice. Die XXXLutz-Gruppe schickt ihre Mitarbeitenden aus Verwaltung, Marketing und Co. zurück ins Büro. Ohne Ausnahmen.

Der Möbel-Gigant bestätigt auf Anfrage von Nau.ch einen entsprechenden Bericht von «Inside Paradeplatz».

Zum Schweizer Ableger des österreichischen Unternehmens XXXL Group gehören neben XXXLutz auch die Marken Möbel Pfister, Mömax, Lipo und Conforama.

Anwesenheit vor Ort «wichtig» für Zusammenhalt

Von der Homeoffice-Aufhebung seien nur zehn Prozent der Mitarbeitenden betroffen. Eine genaue Anzahl gibt das Unternehmen aber nicht bekannt.

Sprecher Alfredo Schilirò führt aus: «90 Prozent aller Mitarbeitenden der oben genannten Unternehmen, die zur XXXL Group gehören, haben direkten Kundenkontakt. Entsprechend hatten diese Mitarbeitenden nie die Möglichkeit, sich für ein Arbeitsmodell wie Homeoffice zu entscheiden.»

Die Homeoffice-Aufhebung sei daher eine «Massnahme der Fairness gegenüber den Teams in den Filialen und in der Logistik». Doch nicht nur das.

Schilirò sagt: «Wir stellen fest, dass trotz effizienter digitaler Kommunikationsmittel die Anwesenheit vor Ort für den Austausch und den Teamzusammenhalt wichtig ist.» Diesen Austausch möchte man in Zukunft weiter fördern.

Eine Frage dazu, ob die Mitarbeitenden im Homeoffice weniger produktiv waren, lässt das Unternehmen unbeantwortet.

Arbeitest du im Homeoffice?

Aktuell finden bei Gespräche mit Noch-Homeoffice-Beschäftigen statt. «Für Mitarbeitende, die bisher vom Homeoffice-Modell profitiert haben, suchen wir nach individuellen und situativen Lösungen.»

Bei einem langen Arbeitsweg könne den Mitarbeitenden etwa ein näheres Büro in einer Filiale der Gruppe zur Verfügung gestellt werden. Man habe nun zwei Monate Zeit, diese Lösungsansätze zu entwickeln.

Immer mehr Firmen kommen vom Homeoffice ab

Mit seinem Schritt ist XXXLutz nicht alleine. Immer mehr Schweizer Firmen schränken das Homeoffice ein.

Einige Beispiele: Sulzer ist wieder zur Präsenzpflicht zurückgekehrt. Schindler erlaubt nur noch einen Tag Homeoffice pro Woche.

Auch bei Stadler Rail, Novartis und Swisscom gelten inzwischen wieder strengere Vorgaben.

Ist Homeoffice damit schon wieder out?

Der Personalverband «Angestellte Schweiz» meint Nein. Der Anteil der Menschen, die regelmässig von zu Hause arbeiten, liegt mit 15 Prozent vergleichsweise hoch.

Homeoffice
Homeoffice ist auch nach der Corona-Pandemie in vielen Firmen präsent. Einige Arbeitgeber erlauben Arbeiten von Zuhause gleich an mehreren Tage die Woche, so zum Beispiel Nestlé. - pixabay

«Es ist schwer vorherzusagen, wie sich die Situation entwickeln wird», sagt Sprecherin Laure Fasel zu Nau.ch.

«Aber wir können uns kaum vorstellen, dass die Möglichkeit zur Telearbeit vollständig verschwindet.»

Denn: «Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels kann Homeoffice Unternehmen helfen, den Kreis potenzieller Bewerberinnen und Bewerber zu vergrössern.»

Eltern leiden bei Homeoffice-Aus

Als Personalverband setze sich «Angestellte Schweiz» für flexible Arbeitsmodelle und Bedingungen ein. Dies führe zu einer besseren Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben.

Fasel weist zudem auf Studien aus der Pandemie, die zeigten, dass Mitarbeitende genauso produktiv waren wie im Büro. Oder sogar noch produktiver.

Eltern
Gerade Eltern profitieren vom Homeoffice. (Symbolbild) - pexels

Von einer Streichung von Homeoffice seien insbesondere Mitarbeitende mit Kindern betroffen. Etwa dann, wenn die Kinder zu Hause Zmittag essen.

«Aber grundsätzlich kann jede Person mit zusätzlichen Verpflichtungen oder einem langen Arbeitsweg vom Homeoffice profitieren. Sei es ein- oder zweimal pro Woche.»

Sie findet: «Ein möglicher Kompromiss könnte darin bestehen, die Anzahl der erlaubten Homeoffice-Tage pro Woche zu begrenzen. Und einen verpflichtenden Präsenztag pro Woche für den Teamzusammenhalt einzuführen.»

In der Schweiz besteht grundsätzlich kein Recht auf Homeoffice – es sei denn, es ist im Arbeitsvertrag so geregelt.

Gewerkschaft warnt vor sozialer Vereinsamung bei Homeoffice

Doch Homeoffice bringe für die Arbeitnehmenden nicht nur Vorteile. Es könne auch zu längeren Arbeitszeiten führen oder «zum Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen».

Auch die Gewerkschaft Unia sieht beim Homeoffice Risiken. Etwa bei der Vermischung von Berufs- und Privatleben oder anfallenden Kosten.

Bist du im Homeoffice produktiver als am Arbeitsplatz?

Wenn Homeoffice vorausgesetzt wird, müssen Arbeitgeber gesetzliche Pflichten erfüllen. Etwa die Erstattung oder Zurverfügungstellung von Bürostuhl, Tisch und Co.

Dazu komme, warnt Unia-Sprecherin Natalie Imboden gegenüber Nau.ch: «Studien zeigen, dass soziale Vereinsamung, sinkender Team-Output und sinkende Kreativität ein grosses Risiko darstellen.» Das gilt, wenn keine geeigneten Massnahmen getroffen würden.

Der Bundesrat hat im vergangenen Mai neue Bestimmungen definiert, um Homeoffice besser zu regeln. Das Obligationenrecht soll entsprechend angepasst werden.

Kommentare

User #610 (nicht angemeldet)

Austausch ist wichtig, keine Frage. Aber 1-2x in der Woche im Büro reicht das dann auch. Und wer was anderes behauptet, der kann nicht führen.

User #4831 (nicht angemeldet)

Ich bin ein huan

Weiterlesen

Mann im Homeoffice
2 Interaktionen
Studie
Symbolbild XXXLutz
9 Interaktionen
In Pfäffikon SZ
homeoffice angestellte
3 Interaktionen
Homeoffice-Tricks

MEHR AUS ZOFINGEN

Signalkrebs
3 Interaktionen
Sperrgebiet
Aarburg