Gewalt

Jessica Jurassica geht Gewalt und Trauma auf den Grund

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Bern,

Jessica Jurassicas drittes Buch «Gaslicht» schildert eindringlich Gewalterfahrungen sowie deren Ursachen und Folgen.

Buch
Sabine Mackintosh beleuchtet im Buch zum Film «Nebelkinder» die generationenübergreifenden Folgen des Verdingkind-Systems. (Symbolbild) - dpa

Mit «Gaslicht» legt die gebürtige Appenzellerin Jessica Jurassica ein Narrativ von Gewalterfahrungen sowie deren Ursachen und Folgen vor. Ihr drittes Buch besticht durch Eindringlichkeit und sprachliche Präzision.

«Ich war nicht crazy. Die Welt war es.» Diese Erkenntnis verfestigt sich in der Erzählerin von Jessica Jurassicas zweitem Roman «Gaslicht». Dabei springt sie hin und her in Raum und Zeit, umkreist stets patriarchale Gewalt und den gesellschaftlichen Umgang damit.

Die Gewalterfahrungen der Erzählerin verharmlost ihr Umfeld als «Zerwürfnis», spricht von der «Situation», von «enttäuschter Liebe». An anderer Stelle ist davon zu lesen, wie der Erzählerin «Lügen, Verleumdung oder Inkompetenz vorgeworfen» werden.

Sie erlebt eine «Achterbahn der Entwürdigung». Die Tatsache, dass eine betroffene Person destabilisiert wird, weil ihr solche Erfahrungen abgesprochen werden, nennt sich «Gaslighting». Der Begriff war übrigens 2022 Wort des Jahres des amerikanischen Wörterbuchs «Merriam-Webster» und ist längst auch im Duden vertreten.

Klar und bestimmt: Gewalt und Traumata neu betrachtet

Um all diese Vorgänge besser zu verstehen, liest die Erzählerin Literatur über Traumata, setzt sich mit der eigenen familiären Herkunft auseinander und entzaubert Freuds Idee der weiblichen «Hysterie». Der Text liest sich über weite Strecken wie ein längerer Essay, der, klar und bestimmt, Gewalt und Traumata kontextualisiert.

Statt einer konventionellen Handlung geben Reisen dem Buch einen Rahmen. Finanziert mit dem Preisgeld eines Gewinnspiels ist die Erzählerin stets unterwegs zwischen den heimatlichen Hügeln der Ostschweiz, New York, Bilbao und weiteren Orten.

Die Erzählerin ist «versessen darauf», sich «einen neuen Referenzrahmen aufzubauen», um patriarchale Narrative zu überschreiben. Einen solchen bieten ihr die Werke von Virginie Despentes, von der US-amerikanischen Autorin Bell hooks oder von Judith Hermann. Ebenso hat Jurassica eine eigene Sprache und Stimme für das Erzählen von Gewaltstrukturen gefunden.

Deshalb gehört künftig auch der Name Jessica Jurassica in diese Aufzählung. Die Autorin, Bloggerin, Musikerin und Künstlerin lebt derzeit in Basel und tritt in der Öffentlichkeit stets mit Sturmmaske und unter diesem Pseudonym auf.*

*Dieser Text von Ramon Juchli, Keystone-SDA, wurde mithilfe der Gottlieb und Hans Vogt-Stiftung

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Kommentare

User #1109 (nicht angemeldet)

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