Die einzige in der Schweiz zugelassene Starrkrampf-Impfung wird nicht mehr hergestellt. Der Schutz der Bevölkerung ist aber nicht gefährdet.
Ein Patienten erhält die Starrkrampf-Impfung.
Die Praxisassistentin macht bei einem Patienten aus Doppleschwand LU die Starrkrampf-Impfung. Der Patient hatte sich eine Handverletzung zugezogen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • GlaxoSmithKline produziert keine Starrkrampf-Impfungen mehr.
  • Damit verschwindet das einzige zugelassene Produkt vom Schweizer Markt.
  • Der Schutz der Bevölkerung ist gewährleistet, aber die Situation ist problematisch.

Schnitt-, Schürf- und Platzwunden: Wer damit zum Arzt oder gleich ins Spital geht, kennt das Szenario. Eine der ersten Fragen ist jeweils: Und, haben sie die Starrkrampf-Impfung in den letzten 10 Jahren gemacht?

Oft gibt’s dann so oder so einen Pieks gegen Tetanus, wie der Starrkrampf medizinisch heisst – sicher ist sicher.

Damit ist es nun aber sozusagen vorbei. Das einzige in der Schweiz zugelassene Produkt, Td-pur der Firma GlaxoSmithKline, wird nicht mehr hergestellt. Starrkrampf verläuft meist tödlich – trotzdem wird deswegen niemand dem qualvollen Tod durch Ersticken wegen den tetanus-typischen Muskelkrämpfen erliegen. Einen Haken hat die Sache trotzdem, beziehungsweise gar mehrere.

Nur noch Kombi-Impfung

Der Schutz der Bevölkerung sei nicht gefährdet, heisst es beim Bundesamt für Gesundheit BAG. Aber es wird teurer, denn statt Td-pur werden jetzt einfach Kombi-Präparate verwendet. So wird man gleichzeitig auch gegen Kinderlähmung oder Keuchhusten geimpft, oder gar beides. Selbst wenn dies gar nicht nötig ist.

Ausschnitt aus der Verfügbarkeitsliste von GSK.
Ausschnitt aus der Verfügbarkeitsliste der Impfstoffe von GlaxoSmithKline. - glaxosmithkline.ch

Rein medizinisch betrachtet gibt das BAG Entwarnung: Die Überimpfung «ist immunologisch problemlos und führt nicht zu vermehrten Nebenwirkungen», heisst es im Merkblatt. Das Problem ist vielmehr, dass in der Vergangenheit genau bei diesen Kombi-Präparaten ebenfalls schon Lieferengpässe aufgetreten sind.

Kein vorübergehendes Problem

Die Versorgung mit Impfstoffen bleibt so weiterhin prekär. Denn es ist kaum anzunehmen, dass ein anderer Hersteller mit einer Starrkrampf-Impfung einspringt – sie ist schlicht zu wenig rentabel. Zwar gibt es Pharmafirmen zum Beispiel in Indien, die solche Produkte anbieten. Nur nützt das uns nichts – die Produkte sind nicht zugelassen.

Eigens in Europa das ganze Zulassungsverfahren zu durchlaufen, um dann wenig Geld zu verdienen, ist nicht interessant. Noch viel weniger, wenn es nur um die Schweiz geht. Denn die Schweiz anerkennt die europäischen Impfzulassungen – noch – nicht.

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