Immer weniger Studierende wohnen in WGs – zu teuer?
Das Wohnen in einer Wohngemeinschaft ist besonders bei jungen Menschen beliebt. Doch immer weniger Studierende wohnen noch in einem WG-Zimmer.

Das Wichtigste in Kürze
- Viele Studierende wohnen aus Kostengründen in WGs.
- Doch laut Bundesamt für Statistik ist die Nachfrage kleiner als noch vor einigen Jahren.
- Soziologe Ueli Mäder meint: «Angebot und Nachfrage klaffen auseinander.»
Gerade bei jüngeren Personen und Studierenden ist das Wohnen in einer Wohngemeinschaft beliebt. Doch erstaunlich ist: Die Nachfrage nach WG-Zimmern ist tendenziell rückläufig.
Soziologe Ueli Mäder bestätigt auf Anfrage von Nau.ch: «Wohngemeinschaften sind inzwischen weniger im Gespräch, aber weiterhin beliebt.»
Eine Abnahme von neun Prozent
Auch eine Statistik des Bundesamtes für Statistik (BFS) zeigt: Es teilen sich immer weniger Studierende eine Wohnung.

Das BFS hat im Februar 2025 entsprechende Daten veröffentlicht. Diese geben die Entwicklung der Wohnsituation der Studierenden in den letzten rund 20 Jahren an.
Im Jahr 2009 gaben noch 28 Prozent der Studierenden an, in einer WG zu leben. In den Folgejahren sank diese Zahl dann stetig. Im vergangenen Jahr waren es noch 19 Prozent – eine drastische Abnahme.
Hingegen stieg der Anteil Studierender, welche bei den Eltern wohnen bleiben. Im Jahr 2005 waren es noch 37 Prozent. Diese Zahl wuchs bis 2024 nochmals um drei Prozent an. Mami und Papi werden also immer beliebter.
Mäder: «Angebot und Nachfrage klaffen auseinander»
Auf die Gründe angesprochen meint Soziologe Ueli Mäder: «Angebot und Nachfrage klaffen auf dem Wohnungsmarkt auseinander. Es gibt zu wenig kostengünstige WG-Zimmer.»
Deshalb würden Jugendliche wieder länger bei ihren Eltern leben. «Wobei das auch einfacher ist, weil die familiären Verhältnisse ungezwungener sind», fügt der emeritierte Basler Professor hinzu.
Fabian Gloor, Jurist des Mieterinnen- und Mieterverbandes, geht davon aus, dass es eine Generationenfrage sein könnte.
«Bei der ‹Generation Corona› hat sich die Situation ein wenig geändert. Es ist gut möglich, dass sich diese Generation lieber etwas zurückzieht. Sie gehen ja auch nicht mehr so in Clubs.»
In einer WG zusammenwohnen, wo soziale Interaktionen gefragt seien, sei daher vielleicht weniger gefragt. «Beratungen fürs Wohnen in einer WG führen wir aber noch viele durch, besonders mit jungen Menschen», fügt Gloor hinzu.
Wohngemeinschaft als Zukunftsmodell
Gloor glaubt grundsätzlich, dass die Wohngemeinschaft ein Zukunftsmodell sei: «Aufgrund der steigenden Mieten können sich die Leute immer weniger leisten, allein zu wohnen.»
Doch wer einen Blick auf Angebote von WG-Zimmern wirft, dem fällt auf: Die Preise für ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft übersteigen inzwischen das Budget von vielen.
Gloor bestätigt: «Ein WG-Zimmer in der Stadt kann schon teurer sein als eine kleine Wohnung irgendwo in der ‹Pampa›. Grundsätzlich aber kann man in einer WG sicher immer noch Geld sparen.»