Berner Autorin Stefanie Christ: Blutendes Gesicht beim Aareböötle!
Vor fünf Jahren schrieb die Berner Autorin Stefanie Christ zusammen mit zwei Berufskolleginnen das Buch «Liebe Aare».

Wir treffen Stefanie Christ – wie könnte es anders sein – beim Schönausteg. Zu einem Sprung in die grün daherfliessende Aare können wir sie allerdings nicht bewegen. Doch davon später.
2020 erschien das 60-seitige «Fanbuch» mit dem Titel «Liebe Aare» (siehe auch Box). Wer hats erfunden? «Ich suchte nach einem geeigneten Geburtstagsgeschenk für einen Bekannten, der ein Aare-Fan ist und Grafiken mag. Es gibt die verschiedensten Fan-Artikel wie Strandtücher, Postkarten, Aare-Schwimmsäcke. Aber ein geeignetes Buch fand ich nirgends», erzählt Stefanie Christ.
«Ich sagte mir: ‹Wenn es etwas noch nicht gibt, mache ich es doch am besten selbst!› Ich dachte an einen humorigen, überraschenden, erfrischenden und abwechslungsreichen Inhalt.»
Aus der Idee wurde Wirklichkeit: Stefanie Christ konnte Sabine Glardon für die Grafik und Maria Künzli als Co-Autorin gewinnen. Beides Kolleginnen aus ihrer Zeit in der Kulturredaktion der Berner Zeitung.
Ganzheitliche Betrachtung der Aare
Persönlich
Stefanie Christ wurde am 30. September 1981 geboren und wuchs in der Nähe von Bern auf. An der Universität Bern studierte sie Kunstgeschichte und Medienwissenschaft. Von 2007 bis 2018 war sie als Kulturredaktorin bei der Berner Zeitung tätig, zuletzt als Ressortleiterin Kultur. Heute arbeitet sie teilzeitlich als Kommunikationsspezialistin beim Naturhistorischen Museum in Bern sowie als freischaffende Autorin. Stefanie Christ hat eine Tochter und lebt in Bern.
Es sei ein Projekt gewesen, das von A bis Z reibungslos funktionierte, sagt Stefanie Christ auch heute noch begeistert, «das war nicht bei allen Buchprojekten so. Auch der Verlag war sofort im Boot». Von der Buchidee bis zur Drucklegung vergingen etwa eineinhalb Jahre, was Co-Autorin Stefanie Christ als relativ kurz bezeichnet.
Welches Verhältnis hat sie denn persönlich zur Aare? Stefanie Christ lacht: «Ich bin am Wohlensee aufgewachsen, der nur eine leichte Strömung hat. Ich habe grossen Respekt vor der Aare, sie ist nicht bloss ein Planschbecken.»
Durch die vielen Recherchen lernte die Autorin den Fluss in seiner Gesamtheit und mit all seinen Facetten kennen: Flora, Fauna, Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur. Die Aare beschäftigt selbst die Politik, wenn es beispielsweise darum geht, Uferwege zu sanieren.
Was hält Stefanie Christ von einem erfrischenden Aareschwumm? «Ich stieg seit der Buchpublikation bloss einmal in die Aare», gesteht sie zu unserer Verwunderung. «Es war enorm kalt; ich bin eine ‹Warmduscherin› und ziehe ein temperiertes Meer vor!»
Ein weiterer Versuch, in die Aare zu steigen, stehe nicht zuoberst auf ihrer To-do-Liste, trotzdem sei sie momentan oft am Fluss anzutreffen, um eine Biberfamilie zu beobachten – «auch das einer der vielen spannenden Aare-Aspekte!»

Es floss Blut beim Aareböötle
Für die Sommerserie «Aarekind» in «Gesichter und Geschichten» im August 2021 beleuchtete SRF-Journalist Sandro Sabatini die Aare mit prominenten Gästen. In einer der Folgen versuchte sich Sabatini mit Stefanie Christ am sogenannten «Aareböötle».
In einem Gummiboot fuhren die beiden von Thun nach Bern. Dann geschah es: Als das Paar eine besonders wilde Stromschnelle passierte, schlug Stefanie Christ ein im Boot liegendes Paddel ins Gesicht. Die Autorin blutete aus einer Platzwunde neben dem Auge.
«Ja, es hätte buchstäblich ins Auge gehen können», blickt sie heute lachend zurück. Da die Wunde nicht aufhörte zu bluten, hielten sie unterwegs an, und Stefanie Christ liess sich in einer Apotheke die Wunde kleben. «Es herrschte damals Hochwasser und einen Tag nach unserem Abenteuer wurde von Bootsfahrten abgeraten», erinnert sie sich.
«Es handelte sich um eine Extremsituation und ich möchte deswegen nicht zum Sinnbild für Aaregefahr werden und andere nicht von einer Bootsfahrt abschrecken», betont sie.

Buch ist ein Erfolg
Das blutige (Ausnahme-)Erlebnis auf der Aare hat das Verhältnis von Stefanie Christ zum Fluss nicht verändert. Die Sendung wurde in diesem Sommer erneut ausgestrahlt und die Schriftstellerin erhielt zahlreiche Rückmeldungen aus der Bevölkerung.
«Die Sendung ermutigte offenbar die Leute zuzugeben, dass sie manchmal auch ‹Schiss› vor der Aare haben!», schmunzelt Stefanie Christ. Der Zwischenfall habe vielen Menschen das Bewusstsein für mögliche Gefahren und den Respekt vor der Aare gefördert. Dann floss das Blut also nicht umsonst!
Keines ihrer bisherigen Bücher sei auf eine derart grosse Resonanz gestossen, sagt Stefanie Christ. «Ja, ich darf tatsächlich von einem Longseller sprechen.» Die Bernerinnen und Berner seien sehr verliebt in die Aare, sie gehöre zu Bern wie der Zytglogge.
Das Buch
«Liebe Aare»
Ein grafisches Fanbuch über den schönsten Fluss der Welt
Die Aare ist Kult. Viele lieben sie, einige fürchten sie, alle sprechen über sie, gerade in den warmen Monaten, wenn der Fluss zum Bad lockt. Die grafische Publikation «Liebe Aare» will diesem Kultstatus gerecht werden und den Fluss in all’ seinen Facetten thematisieren – vom Berner Oberland bis zur Rheinmündung. Geologische Eigenheiten, Wassertemperaturen, Flora und Fauna, Fan-Typen, Wasserfarbe, Namenserklärung, spezielle Orte in und an der Aare oder Songs über die Aare: Auf zahlreichen Infografiken werden die Leserinnen und Leser gleichzeitig informiert und unterhalten.
Gewinnen Sie ein eigenes Exemplar!
https://baernerbaer.ch/wettbewerb/das-buch-liebe-aare
Stefanie Christ, Sabine Glardon, Maria Künzli Liebe Aare l 2020 l Weber Verlag AG, Thun/Gwatt l 60 Seiten l 250 mm x 250 mm | 100 Abbildungen l ISBN 978-3-03818-263-4 | CHF 29.00 l weberverlag.ch
Zwischenzeitlich gab es eine zweite Auflage, worin aufgrund der Klimaerwärmung der Rekord der Aaretemperatur nach oben korrigiert werden musste. Im Herbst 2024 erschien ein weiteres Buch von Stefanie Christ: «Liebes Bern». Der Erfolg von «Liebe Aare» gab den Anstoss dazu.
Welchen Tipp gibt Stefanie Christ «Aare-Novizinnen und -Novizen» mit auf den Weg? «Steigen Sie beim ersten Mal nicht allein in die Aare und versuchen Sie den Einstieg vorerst bei Bremgarten, wo der Fluss etwas träger dahinfliesst, bevor Sie sich beim Schönausteg hineinstürzen!»
Respekt, Vorsicht, Genuss und Spass schliessen sich nicht aus…