Die Forderung der Schweizer Bauern nach besserer Bezahlung wird lauter. Gleichzeitig steigt die Zahl der Betriebe, die jährlich über 300'000 Franken erhalten.
Bauern Schweiz
Ein Bauer erntet in Tägerwilen TG Rüebli. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Bund hat an 139 Bauernhöfe Direktzahlungen von über 300'000 Franken getätigt.
  • Auch die Zahl der Betriebe, die zwischen 200'000 und 300'000 Franken erhalten, steigt.
  • Der Bund gibt jährlich 3,6 Milliarden Franken für die Landwirtschaft aus.
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Im letzten Jahr erhielten 139 landwirtschaftliche Betriebe Direktzahlungen von mehr als 300'000 Franken. Das entspricht einem Anstieg um 46 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die höchsten Auszahlungen beliefen sich in drei Einzelfällen auf 1,23 Millionen Franken, 1,14 Millionen Franken und knapp unter einer Million Franken. Das Bundesamt für Landwirtschaft weist darauf hin, dass es sich dabei um Betriebsgemeinschaften handelt, wie die «Tamedia»-Zeitungen berichten.

Demnach sei auch die Anzahl der Höfe, die zwischen 200'000 und 300'000 Franken erhalten hätten, gestiegen: von 505 auf 676 – ein Plus von 34 Prozent. Insgesamt erhielten im vergangenen Jahr also mehr als 800 Betriebe über 200'000 Franken.

Bund gibt jährlich 2,8 Milliarden Franken an Direktzahlungen aus

Von den landesweit insgesamt rund 41'600 landwirtschaftlichen Betrieben bildet diese Gruppe eine kleine, aber wachsende Minderheit von etwa zwei Prozent. Im Gegensatz dazu sinkt die Anzahl der Betriebe mit weniger als 100'000 Franken Direktzahlungen: von gut über 37'000 im Jahr 2020 auf 34'700 im Jahr 2023.

Es gibt Bedenken in Bauernkreisen, dass diese «Grossbezüger» das Image aller Bauern beschädigen könnten. Und damit auch das Verständnis in der Bevölkerung für Direktzahlungen gefährden könnten. «Die soziale Verteilung der Direktzahlungen ist bei den Agrarreformen der letzten Jahrzehnte auf der Strecke geblieben.» Das sagt Kilian Baumann, Grünen-Nationalrat und selbst Bio-Bauer sowie Präsident der Kleinbauern-Vereinigung.

Bauern Direktzahlungen
2023 haben 139 landwirtschaftliche Betriebe über 300'000 Franken an Direktzahlungen vom Bund erhalten. (Symbolbild)
Bauern Bund Direktzahlungen
Im Vergleich zum Jahr davor entspricht das einem Anstieg von 46 Prozent. (Symbolbild)
Bauern Direktzahlungen
Die Zahl der Bauernhöfe, die zwischen 200'000 und 300'000 Franken erhalten haben, ist von 505 auf 676 gestiegen. (Symbolbild)
Bauern Direktzahlungen
Das entspricht einer Zunahme von 34 Prozent. (Symbolbild)
Bauern Direktzahlungen
Der Bund gibt jährlich 3,6 Milliarden Franken für die Landwirtschaft aus, davon 2,8 Milliarden in Form von Direktzahlungen. (Symbolbild)

Der Bund gibt jährlich 3,6 Milliarden Franken für die Landwirtschaft aus, davon 2,8 Milliarden in Form von Direktzahlungen. Diese entschädigen die Bauern für ihre Leistungen im Bereich Umweltschutz und für andere gemeinwirtschaftliche Dienste.

Ein grosser Teil dieser Gelder ist an die Grösse der bewirtschafteten Fläche gebunden. Laut Baumann führt das dazu, dass es sich lohnt, mehr Fläche zu bewirtschaften und den Strukturwandel weiter voranzutreiben.

Kritik an der Agrarpolitik

Die Kleinbauern kritisieren die Agrarpolitik in der Schweiz und Europa: Sie fördere immer grössere und intensivere Betriebe. «Doch in den letzten Jahren hat sich immer deutlicher gezeigt, dass diese industrielle Landwirtschaft in eine Sackgasse führt», sagt Baumann. Die negativen Folgen seien spürbar: Umweltprobleme sowie frustrierte Bauern.

Die Kleinbauern-Vereinigung schlägt daher vor, die Direktzahlungen auf 150'000 Franken pro Jahr und Betrieb zu begrenzen. Oder eine Einkommens- und Vermögensgrenze einzuführen. Der Schweizer Bauernverband zeigt zwar ein «gewisses Verständnis» für diese Forderung. Präsident Markus Ritter hält es jedoch für sinnvoller, die Direktzahlungen ab einer bestimmten Betriebsgrösse pro zusätzliche Hektare zu senken.

Sollten Bauern mehr Subventionen erhalten?

Ritter stellt die Frage in den Raum, ob wir nur noch unternehmerische Bauern wollen, die zu günstigeren Preisen produzieren. Oder Kleinbetriebe mit höheren Kosten, die deshalb weniger wettbewerbsfähig seien.

«Oder akzeptieren wir, dass es für beide Platz hat, weil die Bevölkerung auch unterschiedliche Bedürfnisse hat?», fragt der Präsident des Bauernverbands. Klar sei für ihn: Beide Seiten haben ihre Berechtigung.

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