Im Gotthard: Astra ignorierte bei Bau Warnungen der Baufirma

Elena Hatebur
Elena Hatebur

Airolo,

Bohrmaschine «Paulina» im Gotthard steht seit Ende Juni still. Jetzt ist klar: Trotz mehrerer Warnungen beharrte das Astra darauf, die Arbeit fortzusetzen.

Südportal Gotthard
Stillstand im Gotthard: Seit Juni bewegt sich beim Südportal der zweiten Röhre nichts mehr. - SRF

Das Wichtigste in Kürze

  • Ende Juni blieb die Bohrmaschine «Paulina» in der zweiten Gotthardröhre stecken.
  • Zuvor hatte die zuständige Baufirma das Bundesamt für Strassen (Astra) mehrmals gewarnt.
  • Nun wird mit einer zeitlichen Verzögerung und Mehrkosten in Millionenhöhe gerechnet.

Seit Monaten stehen die Bauarbeiten am Gotthard-Südportal still. Grund dafür ist die blockierte Bohrmaschine «Paulina».

Dort, wo 2030 eigentlich die zweite Röhre des Gotthardstrassentunnels eröffnet werden soll, bewegt sich – wortwörtlich – gerade gar nichts.

Ende Juni blieb «Paulina» stecken und konnte seither trotz mehrmaliger Versuche nicht weiterbewegt werden. Nun drohen Mehrkosten in zweistelliger Millionenhöhe und eine zeitliche Verzögerung von mehreren Jahren.

Protokolle, die die SRF-Politsendung «Rundschau» gestützt auf das Öffentlichkeitsgesetz herausbekommen hat, zeigen nun: Die mehrmaligen Warnungen der Baufirma wurden vom Bundesamt für Strassen (Astra) gekonnt ignoriert.

Bauunternehmen warnte frühzeitig

Bereits Anfang Juni, knapp zwei Wochen vor der Blockade, warnt die Baufirma im Gotthard: Es drücke viel Material gegen den Bohrkopf.

Vier Tage später folgt ihr nächster Warnschuss: «Alarmschwelle für den Materialfluss wurde überschritten.»

Mitte Juni wird der Aushub durch den grossen Erdrutsch immer schwieriger. Das Astra hält fest, dass kein Arbeitsunterbruch stattfinden soll, bloss weil der Alarm durch zu viel Aushubmaterial ausgelöst werde. Eine Meldung genüge.

Ein paar Tage später folgt dann die mittlere Katastrophe: 14 Mal muss der Bohrkopf vor- und zurückgezogen werden, damit die Arbeiten fortgesetzt werden können.

«Äusserst kritische Situation» im Gotthard

Die Baufirma zeigt sich alarmiert. Wiederholt weist sie auf das reale Risiko hin, dass die Maschine im Gotthard stecken bleiben könne. Es sei eine «äusserst kritische geologische Situation», wird gewarnt.

Am 20. Juni schaltet «Paulina» ständig ab, doch das Astra beharrt darauf, trotzdem weiterzumachen. Am Nachmittag des 23. Juni geht gar nichts mehr.

Fährst du regelmässig durch den Gotthardtunnel?

31 Mal versucht die Baufirma, «Paulina» wieder neu zu starten. «Der Kopf der Tunnelbohrmaschine ist blockiert», steht im Protokoll, das SRF vorliegt. Die Sprengung eines seitlichen Zugangs sei nötig, um «Paulina» wieder zu befreien.

Politiker und Experten verwundert

Experten zeigen sich in den vergangenen Monaten immer wieder verwundert über das Vorgehen des Astra.

Und auch Mitglieder der Verkehrskommission des Nationalrats können nicht verstehen, wieso das Vorhaben fortgeführt wurde. Insbesondere, weil bereits im Vorfeld vor der zerrütteten Zone gewarnt wurde.

So fragt sich der Bündner SP-Nationalrat Jon Pult im «Rundschau»-Beitrag: «Wollte man da jetzt seitens Bauherrschaft sozusagen mit dem Kopf nicht durch die Wand, aber durch das brüchige, zerrüttete Gestein?»

Das Astra widerspricht der Darstellung der Sendung: Man habe «Paulina» bewusst gestoppt – nicht etwa wegen eines technischen Defekts.

Kommentare

User #2476 (nicht angemeldet)

Vielleicht liegt es an der Farbe des Bohrers die nicht mehr genannt werden darf.

Richardmaendli

Da wird gelogen was das Zeug hält, und der Bundesrat schaut einfach Mal genüsslich zu ☝️‼️ Man hat ja zu genüge Geld, da spielt es überhaupt keine grosse Rolle. 🧐

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