Hotelier klagt: «Der Schweizer Franken ist zu stark momentan»
Schadet der starke Franken der Schweizer Hotellerie? Ökonom Mathias Binswanger relativiert. Er warnt jedoch: «Für US-Touristen könnte es langsam knapp werden.»

Das Wichtigste in Kürze
- Ein Hotelier warnt auf LinkedIn vor weniger Buchungen wegen des starken Frankens.
- Durch die starke Währung entstehe eine geringere Nachfrage ausländischer Touristen.
- Ökonom Mathias Binswanger warnt: «Für US-Touristen könnte es langsam knapp werden.»
Der Schweizer Franken ist zurzeit sehr stark. Zu stark? So zumindest sieht es der Hotelier und Unternehmer Naveen Jerith. Er führt das Budget-Hotel San Carlo in Lugano, ein zentral gelegener Familienbetrieb.
In einem LinkedIn-Post beschwert sich Jerith über eine geringere Nachfrage aus dem Ausland wegen der Frankenstärke.
Denn: Für eine Rechnung von 150 Schweizer Franken musste er einer US-Touristin 200 US-Dollar verrechnen. Zum geposteten Foto, welches den Zahlungsbeleg zeigt, schreibt der Hotelier: «Der Schweizer Franken ist zu stark momentan.»

Sein Fazit: «Eine starke Währung = geringe Nachfrage aus dem Ausland.»
Auf Anfrage von Nau.ch führt Jerith aus, dass sich die Aufenthaltsdauer der Touristen verkürzt habe. «Bisher übernachteten die Gäste bei uns meist drei bis vier Nächte. Nun bleiben sie häufig nur eine oder zwei Nächte.»
Dazu komme, dass Schweizerinnen und Schweizer ihre Ferien vermehrt im Ausland verbringen würden. «Um dort vom starken Franken zu profitieren», fügt der Hotelier hinzu.
Allgemein verzeichne er diesen Sommer zehn bis 20 Prozent weniger Gäste im Vergleich zum Vorsommer. «Das spüre ich im Budget 1:1», sagt Jerith. Dagegen machen könne er aber nicht viel.
Erstaunlich geringe Auswirkungen
Auf Anfrage von Nau.ch relativiert Ökonom Mathias Binswanger die Situation ein wenig: «Bis jetzt gibt es erstaunlich geringe Auswirkungen.» 2024 sei – trotz des starken Frankens – ein Rekordwert an Logiernächten verzeichnet worden.
Und auch für dieses Jahr sieht es gut aus: «Der Tourismusverband rechnet weiterhin mit einer Zunahme.»
Begründet wird dies von Binswanger mit den ohnehin schon hohen Preisen in der Schweiz. «Da spielt es dann keine so grosse Rolle, ob die Preise in ausländischer Währung noch etwas teurer werden.»
Der Ökonom warnt jedoch: «Für US-Touristen könnte es langsam knapp werden.» Denn der Dollar hat stark an Wert verloren und dies hat Ferien in der Schweiz speziell stark verteuert.
Wettbewerbsnachteil für die Schweiz?
Auch der Verband Hotelleriesuisse sieht den starken Franken als Herausforderung. «Für Gäste aus dem Ausland bleibt die Schweiz als Reisedestination gefühlt teurer», so Mediensprecherin Dominique Wandeler.
Gleichzeitig werde für Schweizer Gäste das Reisen ins Ausland attraktiver. Auch beim Verband weiss man: Dies könne die Inlandsnachfrage zusätzlich unter Druck setzen.
Die Branche sieht durch die Frankenstärke einen klaren Wettbewerbsnachteil für die Hotels in der Schweiz. Insbesondere gegenüber Nachbarländern mit schwächeren Währungen. «Dennoch zeigt sich die Branche derzeit noch stabil», beruhigt Wandeler.
Denn viele Betriebe würden dies mit einem diversifizierten Gästemix abfedern können. Und zudem wirke sich die moderate Inflation in der Schweiz stabilisierend auf die Preisentwicklung aus.
High-End-Tourismus durch exzellente Qualität
Ökonom Mathias Binswanger fasst zusammen: «Für die Mehrheit der Menschen im Ausland ist die Schweiz zu teuer. Die Frage ist aber, ob wir einen Massentourismus überhaupt wollen.»
Die Schweiz verzeichne selbst jetzt erstaunlich viele Logiernächte und lebe gut vom High-End-Tourismus. Das klappe aber nur so lange, wie sich die Schweiz auch durch exzellente Qualität auszeichne.

«Andernfalls», so Binswanger, «verlagert sich auch dieser Tourismus zunehmend nach Österreich oder ins Südtirol.»
Wie sich die nächsten Monate entwickeln, wird sich zeigen. «Für die kommenden Monate bleibt die Lage volatil», so Hotelleriesuisse. «Je nach globalpolitischen Entwicklungen kann sich die Frankenstärke für die Herbst- und Wintersaison zusätzlich negativ auswirken.»